Reichenbach nutzt seine Hausdächer am besten - andere Gemeinden weniger
09.05.2025 Wirtschaft, Reichenbach, KientalDie Gemeinde Reichenbach hat im Vergleich mit den anderen Frutigländer Gemeinden den grössten Anteil an Dachflächen mit einer Solaranlage ausgerüstet. In Kandergrund hingegen wird das Potenzial noch wenig genutzt.
ANGELA KRENGER
Die Gemeinden ...
Die Gemeinde Reichenbach hat im Vergleich mit den anderen Frutigländer Gemeinden den grössten Anteil an Dachflächen mit einer Solaranlage ausgerüstet. In Kandergrund hingegen wird das Potenzial noch wenig genutzt.
ANGELA KRENGER
Die Gemeinden im Frutigland nutzen die Energiequelle Sonne unterschiedlich stark. Das zeigt eine Übersicht der beiden Solargenossenschaften Solar BeO Ost und SpiezSolar von April. Am besten schöpft Reichenbach das Potenzial an Solarenergie aus. Am wenigsten Solaranlagen finden sich in Kandergrund.
So nutzt Reichenbach 7,5 Prozent der vorhandenen Dachflächen und erreicht damit gut 1000 Watt installierte Leistung pro Einwohner. Zum Vergleich: das als Energiestadt zertifizierte Spiez nutzt um die 12 Prozent der Dächer und erreicht rund 700 Watt installierte Leistung pro Spiezerin und Spiezer.
Adelboden hat bereits 7,3 Prozent der vorhanden Dachflächen im Einsatz und damit ähnlich viel wie Reichenbach. In Frutigen sind es 6,7 und in Kandersteg 6,1 Prozent. Das Schlusslicht bildet Kandergrund, das von 2,6 Prozent des Potentials Gebrauch macht.
Langfristig Kosten sparen
Wie funktioniert die Solarpower in Reichenbach? «In den letzten Jahren haben die Solaranlagen in der Gemeinde Reichenbach stark zugenommen», erzählt Philippe Schneider, Bauverwalter der Gemeinde. Die Erhöhung der Strompreise habe wahrscheinlich viele Bürger und Bürgerinnen dazu motiviert, auf Solarenergie umzusteigen, um langfristig Kosten zu sparen.
Und: «In den letzten Monaten und Jahren sind die Kosten für Solaranlagen und Speicherlösungen erheblich gesunken, was die Investition in Solarenergie attraktiver gemacht hat.»
Der Bauverwalter beobachtet auch eine gewisse Furcht vor Engpässen. «Die wiederholten Diskussionen über mögliche Strommangellagen haben das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer unabhängigen und nachhaltigen Energieversorgung geschärft», so Schneider.
Auch die Behörde ist ihrerseits aktiv. «Die Gemeinde nutzt selbst Solarenergie und bei Renovationen von gemeindeeigenen Liegenschaften prüft sie jeweils die Installation von Solaranlagen», sagt er. Die Gemeinde versuche zudem Anmeldungen von Solaranlagen oder Baubewilligungen rasch zu bearbeiten, damit diese zügig realisiert werden könnten.
Hindernisse für die Solarpanels gibt es weiterhin einige. So könnten hohe Anfangsinvestitionen für Solaranlagen abschreckend wirken, sagt Philippe Schneider. Es bestehen auch technische Herausforderungen. «So die Integration der Solarenergie in das bestehende Stromnetz oder gebietsweise bestehen Einspeisebegrenzungen», erklärt der Bauverwalter.
Auch sei die Vergütung des Solarstroms in den letzten Monaten ziemlich gesunken. «Es dauert länger, bis eine Solaranlage amortisiert ist», schliesst Schneider. Schliesslich spielt auch die Akzeptanz eine Rolle. Es seien nicht alle Bürger von den Vorteilen der Solarenergie überzeugt.
Eigeninitiative ist gefragt
In Kandergrund gibt man sich trotz der noch bescheidenen Ausbeute an Solarenergie zuversichtlich. «Mit den heute projektierten Neubauten und den Gebäuden, die sich bereits im Bau befinden, kann dieser Anteil in nächster Zeit noch einmal gesteigert werden», sagt Martin Trachsel, Gemeindeschreiber in Kandergrund. Die Behörde geht auch als Vorbild voran. «Die Gemeinde hat bei der Sanierung des Gemeindehauses auf dem Dach eine PV-Anlage montieren lassen und ging damit mit einem guten Beispiel voran», so Trachsel. Der produzierte Solarstrom könne im Gebäude selbst genutzt werden. Dies sei gerade bei einem Haus mit einer Nutzung während des Tages eine gute Sache. «Weitere Anstrengungen unternimmt die Gemeinde nicht», so Trachsel. Es sei Eigeninitiative der Gebäudeeigentümer gefragt. «Wichtig für diese ist die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage.
Hier sind die Fördermittel auf Bundesebene und die Einspeisevergütung entscheidend», so der Gemeindeschreiber. Dabei dürfte auch die Zahl Sonnenstunden eine Rolle spielen. Im Siedlungsgebiet Kandergrund sind diese teils beschränkt vorhanden, wodurch die Stomproduktion von Solarpanels verringert wird.
Mehr Beratung und Infos
Die Gemeinden Reichenbach und Kandergrund übernehmen beide eine Vorbildrolle in Sachen Solarenergie in ihrer Region. Das ist nicht überall der Fall. Seit dem letzten Quartal 2024 gehen die Neuanmeldungen von Solaranlagen stark zurück, so die Solargenossenschaften Solar BeO Ost und SpiezSolar. «Die Akzeptanz von Solaranlagen im Oberland ist recht verschieden.
Sie hängt stark davon ab, wie eine Gemeinde zur Solarenergie steht und ob diese gefördert wird», so Beat Kohler, Präsident von Solar BeO Ost. Er und Ruedi Steuri von SpiezSolar würden Gemeinden im Berner Oberland deshalb eine Hilfestellung durch Information und Beratung anbieten.
Sie würden aber auch vor Ort kommen, um sich konkrete Dächer anzusehen. Auch habe sich einiges in der Gesetzgebung zur Solarenergie getan. Letztlich haben die Behörden viele Optionen, erklärt Kohler. «Eine Gemeinde kann selbst investieren und Anlagen bauen. Oder sie kann Dächer auch an Dritte zum Bau von PV-Anlagen direkt weitergeben.»