Sauberes Trinkwasser für 2000 Menschen
06.12.2024 RegionUGANDA Zwei Ehepaare mit Frutigländer Wurzeln planen den Bau einer Pumpstation im ostafrikanischen Dorf Tongolo. Was sie dafür brauchen, sind Geldspenden sowie freiwilliges Fach- und Hilfspersonal aus der Schweiz.
PETER ROTHACHER
Sie haben ihre ...
UGANDA Zwei Ehepaare mit Frutigländer Wurzeln planen den Bau einer Pumpstation im ostafrikanischen Dorf Tongolo. Was sie dafür brauchen, sind Geldspenden sowie freiwilliges Fach- und Hilfspersonal aus der Schweiz.
PETER ROTHACHER
Sie haben ihre familiären Wurzeln im Frutigland – genauer gesagt in Adelboden –, leben heute aber in Spiez und Heimberg: die Ehepaare Susanne und Martin Frey sowie Christine und Markus Wüthrich. Und noch etwas haben die vier gemeinsam: Sie engagieren sich aus vollem Herzen für ein Trinkwasserprojekt in Uganda. Was vor zwei Jahren mit der Planung begonnen hat, ist nun weit fortgeschritten und soll in der Zeit vom 1. November 2025 bis Ende Januar 2026 realisiert werden. «Geplant ist der Bau einer Wasserversorgung für 2000 Personen im Dorf Tongolo», heisst es in der Kurzbeschreibung des Projekts. Eine neue Grundwasserpumpe soll das Trinkwasser aus rund 100 Metern Tiefe an die Oberfläche und in einen Wasserturm befördern. Für die nötige Energie zum Betrieb der Pumpe sorgen Solarpanels am Wasserturm. Die Kapazität der Anlage wird mit 48 000 Litern pro Tag beziffert. Es ist vorgesehen, dass die Bevölkerung vor Ort einen symbolischen Preis für das Wasser bezahlt, um so die Bewachung der Anlage und allfälliger später nötiger Reparaturen mitzufinanzieren.
Unhygienische Kanister und ein paar Handpumpen
Susanne und Martin Frey aus Spiez haben Ende 2018 den christlich-sozialen Verein «Hopeland Ministry» gegründet. Dieser realisiert seither diverse Hilfsprojekte in Uganda, zum Beispiel in dem am Victoriasee gelegenen Dörfchen Tongolo. Unter anderem wurden dort Schulräume für Kinder geschaffen. Dafür, dass sie den Unterricht überhaupt besuchen können, sorgen wiederum Patenschaften. Ausserdem erhalten sie dort täglich eine warme Mahlzeit. «Wir sind mindestens einmal pro Jahr vor Ort und sehen, mit welchen Problemen die vorwiegend arme Bevölkerung zu kämpfen hat», erklärt Susanne Frey. «Dazu gehört die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Es hat mir fast das Herz zerrissen, als ich sah, wie Kinder dieses in unhygienischen Kanistern kilometerweit herbeischaffen müssen. Man trifft zwar auf vereinzelte Handpumpen, mit denen aber nur spärliche Mengen Wasser zu gewinnen sind und die in der Trockenzeit manchmal komplett ausfallen.»
Das nötige Grundstück erworben
Und so reifte in den Köpfen der Ehepaare Frey und Wüthrich der Plan, der Bevölkerung von Tongolo mit einem über Spendengelder finanzierten Trinkwasserprojekt zu helfen. Der in Heimberg wohnende Bauingenieur Markus Wüthrich hat bereits 2017 in Madagaskar ein ähnliches Projekt geleitet und fertiggestellt. Als Freys im Mai 2023 die Gegend rund um Tongolo besuchten, konnten sie wertvolle Kontakte knüpfen, unter anderem mit dem Schulleiter Muwanguzi Umaru (36). Er ist der lokale Ansprechpartner, spricht sehr gut Englisch, wohnt in einem Haus direkt neben der «Bright Junior School» mit 330 Schulkindern und in nächster Nachbarschaft der künftigen Wasserversorgung.
Mittlerweile gehört dem Verein «Hopeland Ministry» ein für die Realisierung der Anlage geeignetes Bauland von 4600 Quadratmetern. «Das Grundstück befindet sich auf einer leichten Anhöhe, sodass das Wasser mit einfachen Installationen verteilt werden kann», informiert Markus Wüthrich. «Dort wird nun mit einer geophysikalischen Bodenuntersuchung nach dem bestmöglichen Bohrstandort gesucht – also nach der Stelle, an der die Wahrscheinlichkeit am grössten ist, genug sauberes Trinkwasser zu finden.»
Nach 45 Minuten gab’s die Bewilligung
Auch in Uganda braucht es für so ein Projekt eine Baubewilligung. Als Wüthrichs im vergangenen August für drei Wochen vor Ort waren, kümmerten sie sich darum. Dies gestaltete sich gemäss dem Bauingenieur unkompliziert: «Mit Skizzen und Texten auf drei DIN-A4-Seiten besuchten wir in Tongolo zusammen mit Muwanguzi Umaru den zuständigen Minister Moses. Und siehe da: Nach einem rund 45-minütigen Gespräch verliessen wir das Büro mit der unterschriebenen Bewilligung.» Eine Bitte habe der Minister bloss noch formuliert: Er möchte zum Einweihungsfest eingeladen werden …
Bei seinem Aufenthalt vor Ort hat das Heimberger Ehepaar auch bereits verschiedene lokale Unternehmen kontaktiert und dort – parallel zu entsprechenden Anfragen in der Schweiz – Offerten eingeholt. «Uns ist wichtig, die einheimische Bevölkerung in das Projekt miteinzubeziehen», betont Wüthrich. Hilfe zur Selbsthilfe sei angesagt. «Wir erleben die Leute als sehr zugänglich und herzlich. Mitarbeitende werden wir zu einem ortsüblichen Tagestarif entlohnen. Einen sehr zuverlässigen Wächter für die Bauphase und den späteren Betrieb der Anlage haben wir bereits in Aussicht.»
Die Bevölkerung will mithelfen
Susanne Frey weiss: «Das Durchschnittsalter der örtlichen Bevölkerung liegt bei etwa 16 Jahren, die Lebenserwartung wird mit 58 Jahren beziffert. Familien oder alleinerziehende Mütter haben oft bis zu sechs Kinder. Und die Arbeitslosenquote ist mit 70 Prozent überaus hoch.» Christine Wüthrich ergänzt: «Man trifft dort auf viele Waisen und Halbwaisen. Zudem sind Krankheiten wie Aids, Malaria und Bilharziose weit verbreitet. Letzteres ist eine durch kleinste – sich in stehenden Gewässern tummelnde – Saugwürmer verursachte Krankheit. Die barfuss gehenden Kinder sind besonders gefährdet.» Die Bevölkerung in Tongolo sei vom Projekt begeistert und werde entsprechend mitarbeiten, sind die beiden Frauen überzeugt.
Der aktuelle Spendenstand zur Realisierung des Trinkwasserprojekts liegt bei 126 750 Franken, benötigt werden 167 000 Franken. «Nach einer zwischenzeitlichen Durststrecke entwickelt sich das Sponsoring recht gut, und angesichts der bevorstehenden Weihnachtszeit erhoffen wir uns weitere finanzielle Mittel», meint Martin Frey. Markus Wüthrich fügt an: «Wir werden selbst vor Ort mitarbeiten und dürfen auf freiwillige Helferinnen und Helfer aus der Schweiz zählen. Fachleute verschiedener Branchen haben bereits zugesagt oder klären einen möglichen Einsatz noch ab. Gesucht werden noch solche aus den Bereichen Elektround Sanitärinstallation.»
Infos / Spendenmöglichkeit zum Projekt unter www.trinkwasser-afrika.ch