Spitalschliessung: Reaktionen aus Politik und Bevölkerung
25.03.2025 RegionSeit dem vergangenen Donnerstag ist die Geburtshilfeabteilung im Frutigland das Gesprächsthema Nr. 1. Beklagt werden nicht nur die direkten Folgen für werdende Eltern – diskutiert wird auch darüber, welche längerfristigen Folgen der Entscheid für die ...
Seit dem vergangenen Donnerstag ist die Geburtshilfeabteilung im Frutigland das Gesprächsthema Nr. 1. Beklagt werden nicht nur die direkten Folgen für werdende Eltern – diskutiert wird auch darüber, welche längerfristigen Folgen der Entscheid für die Gesundheitsversorgung im Tal hat. Den «Frutigländer» haben in den letzten Tagen zahlreiche Leserbriefe zum Thema erreicht, darüber hinaus diverse Stellungnahmen politischer Akteure, die wir hier in Auszügen abdrucken.
«Ein Schlag ins Gesicht werdender Eltern – und für die ganze Region»
Mit erschütternder Kälte wurde am letzten Donnerstag offiziell besiegelt, was viele befürchtet hatten: Die Geburtenabteilung in Frutigen wird geschlossen – innerhalb von zwei Wochen! Die Entscheidung wurde, wie es scheint, hinter verschlossenen Türen gefällt, und die Betroffenen – Eltern, Hebammen, Ärztinnen und Ärzte – mussten sie als vollendete Tatsache hinnehmen.
«Niemand schliesst gern eine Geburtenabteilung», sagt die Verwaltungsratspräsidentin. Doch genau das ist passiert – und zwar in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Verantwortlichen betonen, dies sei kein Schnellschuss, sondern eine wohlüberlegte Entscheidung. Aber was nützen monatelange «Strategieprozesse», wenn am Ende das Wichtigste gestrichen wird? Wenn ausgerechnet die Geburtshilfe, die essenziell für junge Familien und das Leben in einer ländlichen Region ist, geopfert wird?
Es wird von Fachkräftemangel gesprochen – aber warum hat man nicht früher gehandelt? Warum wurden nicht bessere Bedingungen geschaffen, um Personal zu halten oder neues zu gewinnen? Warum gibt es für eine solch drastische Massnahme keinen ernsthaften Plan B? Stattdessen wird uns eine angeblich «bedarfsgerechte» Zukunft verkauft – eine Zukunft, in der schwangere Frauen im Notfall längere Wege in Kauf nehmen müssen und in der die Sicherheit für Mutter und Kind aufs Spiel gesetzt wird. Und während hier eine essenzielle medizinische Versorgung gestrichen wird, wird uns die «Aufwertung» der Notfallstation und der Ausbau der Psychiatrie als Kompensation präsentiert. Ist das der Deal? Weniger Geburtshilfe, aber mehr Notfälle? Keine Wochenbettstation mehr, aber dafür eine neue Einrichtung für Wochenbettdepressionen? Wie zynisch kann man sein?
Diese Entscheidung ist nicht nur eine Ohrfeige für werdende Eltern, sondern für die gesamte Region. Sie zeigt, dass ländliche Gebiete zunehmend abgehängt werden, dass Profit und Kostenoptimierung über die Grundversorgung gestellt werden.
Wir dürfen das nicht hinnehmen! Diese Schliessung ist kein unausweichliches Schicksal – sie ist eine politische Entscheidung. Und Entscheidungen können geändert werden, wenn genügend Menschen laut genug dagegen protestieren.
REMO ROHRBACH, ACHSETEN
«Zuerst die Geburtenabteilung, dann das ganze Spital»
In einem ersten Schritt soll die Geburtenabteilung des Spitals Frutigen geschlossen werden. So sind OP und Anästhesie nicht mehr unbedingt notwendig und überflüssig (im Denken und in der Sprache von fmi-Verwaltungsrat und Gesundheitsdirektion des Kantons Bern).
In weiteren zwei bis drei Jahren kann dann das ganze Spital geschlossen werden! Wetten, dass ...?? «Salamitaktik» nennt man diese Art der Spitalschliessungen, wie sie in den letzten 30 Jahren im Kanton Bern und der ganzen Schweiz immer wieder praktiziert wurden, dies ist meine Erfahrung als langjährig engagierter Hausarzt und früherer Vertreter der Hausärzte im Verwaltungsrat des Spitals Frutigen.
HANS WALTER BÜHLER, KANDERSTEG
«Wiederum wird bei den Schwächsten gespart»
2015 wurde die Geburtenabteilung in Zweisimmen geschlossen. Nun, genau zehn Jahre später, soll sie in Frutigen eingespart werden. Die Gründe seien gemäss der Spitäler fmi AG «Fachkräftemangel und die fehlende Rentabilität dieser Abteilung».
Aus unserer Sicht ist dieser Entscheid inakzeptabel. Die Geburtenabteilung in Frutigen war bekannt für ihre familiäre Atmosphäre, aber auch für die professionelle Arbeit. Herausgestochen ist der Standort Frutigen mit seinem Beleghebammen-System, das einer gebärenden Mutter das Gefühl gibt, nicht nur eine Nummer zu sein. Werdende Mütter wurden während der Schwangerschaft, während der Geburt und in der Zeit des Wochenbetts von derselben Hebamme betreut. Dies gibt es, nach unserem Wissen und den Erzählungen diverser Hebammen von verschiedenen Spitälern, in kaum einem anderen Spital. Hinzu kommt, dass die wunderbaren Hebammen allesamt aus der Region sind – was ein nicht unwesentlicher Faktor bei einer Geburt ist. Denn ob eine Mutter eine schöne Erinnerung an die Geburt oder ein Trauma davonträgt, hängt auch von einer herzlichen Beziehung zwischen Mutter und Hebamme ab. Dafür danken wir allen Hebammen und ÄrztInnen, die über Jahrzehnte Tausenden von Kindern geholfen haben, das Licht der Welt zu erblicken. Wir ziehen den Hut vor dieser Leistung.
Ja, der Betrieb wird in Interlaken weitergeführt, doch das bedeutet, dass jetzt nicht nur Familien aus der Lenk und allgemein aus dem Simmental (wie bis anhin), sondern auch aus Adelboden und Kandersteg eine weitere Fahrt in Kauf nehmen müssen. Es birgt unter anderem auch Risiken für Mutter und Kind: Eine Frau in den Wehen wird von der Rega via Luftweg nicht transportiert, es bleibt dann, überspitzt gesagt, nur noch die Niederkunft in der Ambulanz oder im Auto – vielleicht gar auf einem Rastplatz oder dem Pannenstreifen, sollte die Geburt schneller gehen als gedacht. Genauso schaut es auch aus mit einer Notgeburt (z. B. Frühgeburt oder andere Komplikationen direkt während dem Start usw.). Wer hat dann noch Zeit, nach Interlaken zu fahren oder nach Thun? Wie die Geburt verlaufen wird, kann niemand vorausplanen. Den Start ins Leben stellen wir uns alle anders vor, oder?
Auch wirtschaftlich gesehen ist es wichtig, dass die Geburtsabteilung in Frutigen bestehen bleibt. Der Faktor einer guten Gesundheitsversorgung, gerade für die eigenen Kinder, ist nicht unwesentlich für potenzielle Neuzuzüger. Wenn wir als Region stark sein wollen, brauchen wir ein starkes Spital Frutigen – mit Geburtenabteilung! Davon haben alle, vom kleinsten bis zum grössten und vom jüngsten bis zum ältesten Erdenbürger, einen Nutzen.
Die Politik tut gut daran, sich nun für den Erhalt einzusetzen, damit wir auf solche wichtigen Institutionen nicht verzichten müssen. In der Vergangenheit hat man des Öfteren bemerkt, dass es nicht einfacher wird, wenn man alles zentralisiert. Die Frage darf nicht sein, ob wir uns eine Geburtsabteilung leisten können. Die Frage muss eher lauten, ob wir BürgerInnen uns länger eine familienfeindliche Politik leisten können, die mitverantwortlich ist, dass die Geburtenrate in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Eine Gesellschaft ohne Nachwuchs ist dem Untergang geweiht.
FABIAN UND NADINE WYSSEN, KANDERSTEG
«Eine Negativspirale, die sich nun zu drehen beginnt»
Die Geburtenabteilung im fmi-Spital Frutigen war eine Garantie für hohe Qualität am Standort Frutigen. Dass diese geschlossen werden soll, ist für mich unverständlich und ich bedaure das sehr. Diese Abteilung war verbunden mit einer 24-Stunden-Operationsbereitschaft und damit auch für eine gute Notfallversorgung von grosser Bedeutung. Ohne diesen Rund-um-die-Uhr-Operationsservice wird der Notfalldienst schlechter und die Qualität des Frutiger Spitals damit deutlich sinken.
Mit dem Zusammenschluss mit Interlaken und Meiringen fand das Spital Frutigen seinerzeit eine Partnerschaft, bei der Frutigen ein wichtiger Partner war. Die Frutigländer Bevölkerung blieb daraufhin mit ihrem Spital sehr verbunden und überdurchschnittlich standorttreu. Frutigen war der fmi AG ein wichtiges Standbein. Ich bekam schon ein schlechtes Gefühl, als im Verwaltungsrat der Spitäler fmi AG keine Vertretung aus Frutigen mehr Einsitz hatte. Für Entscheide fehlten nun die Argumente aus Frutigen.
Dass bei einem mangelhaften Service im Spital Frutigen die Frutiger Patientinnen und Patienten eher flussabwärts abwandern und nicht den Weg nach Interlaken suchen würden, war im Verwaltungsrat seinerzeit allen klar. Interlakens Spital war auf die Frutiger Bevölkerung angewiesen. Als bei der Namensgebung von fmi das «f» von Frutigen die erste Stelle bekam, war das für mich ein Zeichen der anerkannt starken Bedeutung des Standortes Frutigen im Spitalverbund. Diese Anerkennung scheint nun nicht mehr vorhanden zu sein.
Mich nimmt wunder, ob sich die Verantwortlichen der Spitäler fmi AG bewusst sind, dass sie mit diesem Entscheid das Risko eingehen, nach und nach 30 Prozent ihres Einzugsgebietes zu verlieren. Die bisher rund 120 Geburten von Frauen ausserhalb des Tales werden nun in Frutigen und damit auch in Interlaken fehlen. Bisher kamen diese Frauen nach Frutigen wegen der überdurchschnittlich hohen Qualität der Geburtenabteilung.
Die Situation kommt mir vor eine Negativspirale, die sich nun zu drehen beginnt. Sie wird sich auf die gesamte fmi-Spitallandschaft auswirken und diese grundlegend schwächen. Das Spital Frutigen – und damit die gesamte fmi AG – erleidet einen Imageschaden, dessen Folgen nicht absehbar sind.
RUEDI EGLI, EHEMALIGER VIZEPRÄSIDENT VERWALTUNGSRAT SPITÄLER FMI AG
«Ein Schritt in die falsche Richtung»
«Glaube an deine Werte.» «Okay», dachte ich, als ich diesen Rat vor einigen Tagen auf einem Teebeutel-Zettelchen las und damit wenig anzufangen wusste. Nachdem kommuniziert wurde, dass die Geburtenabteilung in Frutigen innert weniger Tage geschlossen wird, kristallisiert sich ein Wert heraus, an den es sich zu glauben lohnt – Zusammengehörigkeit. Dass der Entscheid emotional aufwühlen würde, war für die entscheidenden Gremien absehbar und sicherlich «nachvollziehbar». Dass der Schritt für Gebärende und ihre Familien im Tal ein riesiger Verlust ist, liegt ebenso auf der Hand.
Aber auch auf gesellschaftspolitischer Ebene ist dies ein Schritt in die falsche Richtung. Mich beschleicht stets ein leises Gefühl von sozialer Isolation und verpassten Chancen an Orten, an denen sich ausschliesslich eine bestimmte Gattung Menschen befindet, seien es sehr alte, ganz junge, seelisch kranke, vergessliche oder eine spezifische Mischform. Mein Herz geht auf, wenn ich von Projekten höre, bei denen etwa Altersheim, Jugendtreff, Kita, Suchtberatung und Werkstatt unter einem Dach Platz finden. Ich bin überzeugt, dass sich Menschen verschiedenen Alters, mit verschiedenen Krankheitsbildern, Lebensgeschichten und Erfahrungen unterstützen und tragen können. In einer Gesellschaft, in der Einsamkeit zu einem immer wichtigeren gesundheitlichen Risikofaktor zählt, braucht es das Gegenteil von weiteren Bubbles.
Als ich letzten Sommer krankheitshalber selbst einige Tage als Patientin im Spital verbringen musste, bestand ein Höhepunkt des Tages darin, mich zur Geburtsabteilung zu bewegen, um nachzusehen, ob ein Baby zur Welt gekommen war. Wenn ich gar das Glück hatte, ein Baby zu hören, fühlte sich das nach Leben an, nach Gesundwerden und nach der Gewissheit, dass alles zusammengehört.
Ja, vielleicht lässt sich die personelle Situation durch die Schliessung der Geburtenabteilung zwischenzeitlich entschärfen. Und ja, das Unternehmen wird mit der neuen Ausrichtung womöglich mehr Gewinn machen. Ich bezweifle jedoch sehr, dass der Gewinn über die Grenzen der Buchhaltung hinaus einen nachhaltigen Beitrag an unsere Gesundheit beinhaltet.
BETTINA BÜSCHLEN, FRUTIGEN
«Es wird der Anfang vom Ende des Spitals Frutigen sein»
Über 30 Jahre haben mein Mann als Hausarzt in Adelboden und ich als Beleg hebamme im Spital Frutigen die familiäre Atmosphäre, die gute Zusammenarbeit und Menschlichkeit geschätzt. Und nicht nur wir, sondern ein ganzes Tal. Und nun wurde verkündet, dass in zehn Tagen die Geburtsabteilung geschlossen wird!
Sind die Mitglieder des Verwaltungsrates und der fmi AG noch bei Verstand? Wie können sie eine schwangere Frau kurz vor der Geburt vor solch vollendete Tatsachen stellen? Wie frauen- und familienverachtend ist denn das?
Und wieder einmal wird auf dem Rücken der Frauen gespart. Und die Grundversorgung von Mutter und Kind wird ganz in den Hintergrund gestellt. Dabei sind doch die Kinder unsere Zukunft, und sie sollten vor allem von einer guten Erstversorgung profitieren können.
Und was für ein fadenscheiniger Grund soll denn das sein, dass es nicht genügend Hebammen im Spital hat? Vermutlich ist das nicht die einzige Lüge, die letzte Woche verbreitet wurde!
Wir bedauern es zutiefst, dass eine einzigartige und beliebte Geburtshilfe geschlossen wird! Es wird der Anfang vom Ende des Spitals Frutigen sein! Das sieht man schon daran, dass nun gesagt wird, man wolle den Notfallbereich ausbauen. Das ist lachhaft. Man baut einen Notfall ab, wenn in der Nacht niemand vom Operationsteam, Anästhesieteam und Labor mehr Dienst macht! Und genau das wird es nicht mehr geben, wenn die Geburtshilfe weg ist.
ELISABETH UND WALTER BLEISCH, ADELBODEN
«Schwer verdaubare Kost»
Verschiedene Parteien und politische Organisationen haben sich unterdessen zur Geburtenabteilung geäussert. Die Planungsregion Kandertal bekundete grosses Bedauern über den Schliessungsentscheid, lobte aber auch, dass die fmi AG die Gesundheitsversorgung im Tal sichern und weiterentwickeln wolle. Die Planungsregion Kandertal stehe bereit, «gemeinsam mit den Spitälern fmi und allen Leistungsträgern die nächsten Schritte festzulegen und gute Lösungen für das Spital und die integrierte Gesundheitsversorgung im Kandertal zu finden».
Kritik aus der SVP
Deutlicher wurden zwei Stellungnahmen aus der SVP. Der SVP-Wahlkreisverband Oberland und der SVP-Kreisverband Frutigen-Niedersimmental kündigten politischen Widerstand an. Der Entscheid werde nicht einfach hingenommen, hiess es in einer gemeinsamen Erklärung.
Von «schwer verdaubarer Kost» für Frauen, die kurz vor der Geburt stehen, sprachen die SVP-Frauen Kanton Bern. «Die kommunizierten Gründe der Spitalleitung, die vom Berner Regierungsrat gestützt werden, können wir, in Vertretung aller Betroffenen, so nicht akzeptieren.»
POL
Den vollständigen Wortlaut der genannten Stellungnahmen finden Sie nachfolgend.
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«Gute Lösungen finden»
Die Spitäler fmi haben am letzten Donnerstag die Schritte aufgezeigt, mit denen sie die Zukunft des Spitalstandorts Frutigen sicherstellen und weiterentwickeln wollen.Erfreut hat die Planungsregion Kandertal das Bekenntnis der Spitäler fmi zum Spitalstandort Frutigen zur Kenntnis genommen. Sowohl für die einheimische Bevölkerung wie auch für unsere Gäste ist das Spital Frutigen zentral für eine gute Gesundheitsversorgung.Die Planungsregion Kandertal hat erfahren, dass der Bereich Notfallversorgung erhalten und sogar gestärkt wird und dass auch die Psychiatrie ausgebaut werden soll. Dies entspricht einem starken Bedürfnis in der Region.Mit grossem Bedauern nimmt die Planungsregion Kandertal allerdings vom Entscheid der Spitäler fmi Kenntnis, Geburt und Wochenbett an den Standort Interlaken zu verlegen.Für die Planungsregion Kandertal ist für den folgenden Prozess der Einbezug aller Partner entscheidend. Wir sind seitens Planungsregion Kandertal weiterhin gewillt, gemeinsam mit den Spitälern fmi und allen Leistungsträgern die nächsten Schritte festzulegen und gute Lösungen für das Spital und die integrierte Gesundheitsversorgung im Kandertal zu finden.
Pressedienst
Planungsregion Kandertal
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«Politischer Widerstand gegen die Schliessung der Geburtenabteilung des Spitals Frutigen»
Der SVP-Wahlkreisverband Oberland und SVP-Kreisverband Frutigen-Niedersimmental zeigen sich enttäuscht und besorgt über die Entscheidung der Spitalgruppe fmi AG, die Geburtenabteilung des Spitals Frutigen per 31. März 2025 zu schliessen. Diese Entscheidung stellt einen massiven Verlust für die Region dar und gefährdet die wohnortnahe Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, insbesondere von werdenden Müttern und ihren Familien. Nach der Schliessung der Geburtenabteilung in Zweisimmen im Jahre 2015 entsteht eine nicht akzeptierbare weitere Versorgungslücke in der Region Berner Oberland.
Die Geburtenabteilung des Spitals Frutigen hat über Jahrzehnte hinweg eine zentrale Rolle in der Region gespielt. Zahlreiche Familien haben hier den Beginn eines neuen Lebens gefeiert, und die enge Zusammenarbeit zwischen Hebammen und Ärzten war ein Garant für eine individuelle und qualifizierte Betreuung. Das Modell der Beleghebammen, das in Frutigen seit Jahren praktiziert wird, ist einzigartig und geniesst weit über die Region hinaus einen hervorragenden Ruf. Der Verlust dieser Einrichtung ist daher nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus gesellschaftlicher Perspektive ein erheblicher Rückschlag.
«Entscheid wird nicht akzeptiert»
Der Entschluss zur Schliessung wird von uns nicht ohne Weiteres akzeptiert. Der Personalmangel, der als Hauptursache genannt wird, stellt in der Tat eine Herausforderung dar, jedoch wird die Schliessung innerhalb von nur zehn Tagen als überstürzt und unzureichend, ja sogar als willkürlich angesehen.
Eine solche Entscheidung, die so tief in das Leben der Region eingreift, verlangt ein sorgfältiges Abwägen aller Optionen und eine breite Diskussion, die leider nicht stattgefunden hat.
Die Entscheidung der Spitalgruppe ohne eine umfassende und transparente Kommunikation mit den betroffenen Parteien wird klar abgelehnt. Es gibt berechtigte Zweifel, ob in der gegebenen Zeit nicht alternative Lösungen gefunden werden könnten, um die Geburtenabteilung längerfristig zu erhalten oder die Übergangsphase besser zu gestalten.
Die SVP wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass eine Lösung gefunden wird, die den Verlust der Geburtenabteilung zumindest abmildert. Zwar wird die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung als positiver Schritt wahrgenommen, doch kann diese den Verlust der Geburtshilfe nicht ersetzen.Wir fordern daher die Spitalgruppe auf, die Gesundheitsversorgung im Kandertal nachhaltig zu sichern und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Region auch künftig erfüllt werden. Das Spital Frutigen muss auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für die Gesundheitsversorgung der Region bleiben.
Pressedienst
SVP-Wahlkreisverband Oberland und
SVP-Kreisverband Frutigen-Niedersimmental
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SVP-Frauen schreiben offenen Brief
Politik Die SVP-Frauen Kanton Bern haben die Schliessung der Geburtenabteilung in Frutigen mit grossem Unverständnis zur Kenntnis genommen. Unter dem Titel «Inakzeptabel!» haben sie sich nun an den Regierungsrat des Kantons Bern und die Leitung der Spitäler fmi AG gewandt. Wir zitieren den Inhalt nachfolgend.
Die SVP-Frauen Kanton Bern haben am Donnerstagnachmittag mit grossem Unverständnis von der Schliessung der Geburtenabteilung in Frutigen Kenntnis genommen. Das Vorgehen der Schliessung der Geburtenabteilung im Spital Frutigen innert zehn Tagen ist für die werdenden Mütter, die Beleghebammen und die gesamte Bevölkerung im südlichen Kanton Bern unverständlich und inakzeptabel.
Nach der Schliessung der Geburtenabteilung in Zweisimmen und Riggisberg sowie der Schliessung des Spital Münsingens ist die kurzfristige Schliessung der Geburtenabteilung in Frutigen ein wiederholter Abbau der Grundversorgung für die Kantonsbevölkerung südlich von Bern. Die kommunizierten Gründe der Spitalleitung, die vom Berner Regierungsrat gestützt werden, können wir, in Vertretung aller Betroffenen, so nicht akzeptieren.
«Schwer verdaubare Kost»
Das Vorgehen mit der äusserst kurzfristigen Schliessung ist für die Frauen, die kurz vor der Geburt ihres Kindes stehen, schwer verdaubare Kost. Den Beleghebammen wird ein Auftrag zur Umorganisation aller Wöchnerinnen ab dem 1. April 2025 erteilt, der organisatorisch und emotional kaum zu bewältigen ist. Die gegründete Stiftung zum Erhalt der Geburtenabteilung in Frutigen wird plötzlich vorerst nutzlos.
In jüngster Vergangenheit veranstalteten die Spitäler fmi drei Workshops mit Gemeindevertretern, Hausärzten und Vertretern aus der Politik. Das oberste Ziel, das Spital Frutigen zu erhalten, konnte damit wohl erreicht werden. Es kommt jedoch Skepsis auf, ob die Anliegen der Betroffenen wirklich ernst genommen werden. Der Fachkräftemangel und der übermässige Einsatz eines pensionierten Gynäkologen am Spital Frutigen wird als Hauptgrund für die Schliessung der Geburtenabteilung genannt. Dieser Umstand rechtfertigt die kurzfristige Umsetzung der Schliessung nicht. Zudem ist nicht klar, weshalb die gegründete Stiftung zum Erhalt der Geburtenabteilung nicht in die Erarbeitung von griffigen Massnahmen mit einbezogen wurde.
Wir fordern die Entscheidungsträger auf, mit den Direktbetroffenen einen runden Tisch zu machen und Möglichkeiten zur Weiterführung der Geburtenabteilung im Spital Frutigen zu verhandeln. Wir hoffen, Sie nehmen unser Anliegen ernst, so haben doch die lancierten Petitionen innert Tagesfrist mehrere Zehntausend Unterschriften gesammelt.
Gerne sind wir auch von den SVP-Frauen Kanton Bern für einen konstruktiven Dialog zur Erhaltung dezentraler Geburtenabteilungen bereit. Wir danken Ihnen für die Kenntnisnahme unseres Anliegens und hoffen, dass die schnelle Schliessung der Geburtenabteilung im Spital Frutigen überdacht wird.
Freundliche Grüsse
Anne Speiser (Vizepräsidentin SVP Kanton Bern)
Barbara Josi (Fraktionspräsidentin SVP im Grossen Rat)
Daria Winkelmann-Rösti (Präsidentin der SVP-Frauen Kanton Bern)