«Swiss Fusion» in der Dorfkirche
20.09.2024 Adelboden, KulturDer Mittwoch gehört am Swiss Chamber Music Festival seit jeher der Volksmusik und deren Vielfalt. Diesmal bestritt der gebürtige Frutiger Dominik Flückiger mit seiner Formation «Kinimode» den Abend. Wer Jazz und lateinamerikanische Rhythmen ebenso mag wie ...
Der Mittwoch gehört am Swiss Chamber Music Festival seit jeher der Volksmusik und deren Vielfalt. Diesmal bestritt der gebürtige Frutiger Dominik Flückiger mit seiner Formation «Kinimode» den Abend. Wer Jazz und lateinamerikanische Rhythmen ebenso mag wie traditionelle Volksmusik, kam auf seine Kosten – sofern man den After Concert Apéro nicht ausliess.
RETO KOLLER
Schon der Anblick der Bühne in der Dorfkirche liess erahnen, dass der heutige Volksmusik-Abend etwas anders klingen könnte als üblich: Das mächtige Schlagzeug nahm Raum ein, eine Gitarre lag daneben, dahinter baute sich der Bass auf und ganz rechts wartete ein Schwyzerörgeli auf seinen Meister.
Das Auftaktstück der vier Musiker Dominik Flückiger (Schwyzerörgeli), José Irarragorri (Gitarre), Pirmin Huber (Kontrabass) und Christian Zünd (Schlagzeug) bestätigte den Eindruck. Es klang jazzig, der Drummer trieb seine Mitmusiker voran, und Flückiger bewies mit atemberaubend schnellen, virtuosen Läufen seine Klasse. «Der ein wenig schräg stehende Kirchturm steht noch. Das ist ein gutes Omen», flachste Flückiger nach dem temporeichen Einstieg.
Das Klangmuster zog sich durch das ganze Konzert. Der kubanische Gitarrist brachte lateinamerikanisches Ambiente auf die Bühne; der Bassist legte einen soliden Teppich unter die Kompositionen, welche ausschliesslich aus der Feder von Dominik Flückiger stammen. Dieser sagte seine Stücke selbst an und erzählte dabei von rasanten Ski-Abfahrten im Metsch-Gebiet und von warmen Sommerabenden auf einer spanischen Plaza, welche ihn zu seinen Kompositionen inspiriert hatten. «Das Ausknobeln des passenden Stücknamens ist manchmal die grössere Herausforderung als die Komposition selbst», liess Flückiger wissen.
Ein Zauberlehrling am Bass
Einer der Höhepunkte des Abends war ein gestrichenes Solo des Bassisten Pirmin Huber. Er erwies sich als wahrer Zauberer auf seinem Instrument. Laut Flückiger wäre sein Mitmusiker am liebsten Magier geworden. Zumindest beim Umgang mit dem Instrument scheint sich sein Wunschtraum erfüllt zu haben.
Vor dem letzten Stück des Quartetts kündigte Flückiger an, dass es am After Concert Apéro im Restaurant Adler etwas volkstümlicher zugehen würde. Wer hinging – und es waren viele – kam in den Genuss einer kleinen «Musigstubete». Die Weisen waren ganz im Stil der ursprünglichen Schweizer Volksmusik gehalten.
Von der traditionellen Volksmusik zu Jazz und Funk
Die Formation «Kinimode» trat erst zum dritten Mal öffentlich auf. Flückigers Gitarrist José Irarragorri bezeichnet den Stil der Band als «Swiss Fusion». Der Kubaner lebt in der Schweiz. Flückiger hörte ihn vor einiger Zeit in der Formation eines befreundeten Jazzpianisten. Als der Frutiger sich an sein neues Projekt «Kinimode» wagte, erinnerte er sich an den Musiker und fragte ihn an, ob er mitmachen möchte. So kam der lateinamerikanische Groove in die Band.
Flückiger hört schon seit früher Jugend vornehmlich moderneren Jazz, Funk und Ähnliches. Er kommt aus volkstümlichem Hause, will sich aber stetig weiterentwickeln. Als Folge davon hat er ein Schlagzeug in die Formation aufgenommen. In der herkömmlichen Volksmusik ist dieses Instrument kaum anzutreffen. Flückiger erinnerte sich jedoch daran, dass Holzschlaginstrumente wie Löffel in gewissen Gegenden der Schweiz eingesetzt wurden. «Wir sind alle offen, immer wieder Neues zu lernen und Impulse aus allen Stilrichtungen in unsere Musik aufzunehmen», meinte Flückiger, der sich nur bedingt als Teil der neuen Volksmusik empfindet. Sein Zuhause ist eher der Jazz, den er mit musikalischen Elementen aus allen Ländern anreichern will.