SwissSkills – Berufsleute aus dem Frutigland (2/2)
25.07.2025 Bildung|SchuleIm «Frutigländer» vom Dienstag, 22. Juli 2025, stellten wir erste sechs TeilnehmerInnen der SwissSkills 2025 aus dem Frutigland vor. Bislang nehmen noch weitere sechs Teilnehmer an diesen Meisterschaften teil. Was sie dabei präsentieren, warum sie so erfolgreich sind ...
Im «Frutigländer» vom Dienstag, 22. Juli 2025, stellten wir erste sechs TeilnehmerInnen der SwissSkills 2025 aus dem Frutigland vor. Bislang nehmen noch weitere sechs Teilnehmer an diesen Meisterschaften teil. Was sie dabei präsentieren, warum sie so erfolgreich sind in ihrem Beruf und was ihnen Angst macht, darüber haben sie mit dem «Frutigländer» gesprochen.
JACQUELINE RÜESCH
Mit grosser Freude erzählen die jungen Erwachsenen von ihren Erfolgen, ihren Vorlieben und über das während ihrer Lehre erworbene Wissen und Können. Ihre Begeisterung ist erfrischend und macht klar, dass diese jungen Berufsleute ihre Arbeit lieben und die Zukunft des Handwerks und der Landwirtschaft ihnen noch weite Felder bietet, sei es in Bezug auf Holz oder Metall, Industrie oder Natur.
Silvan Reichen, Möbelschreiner
Silvan Reichen aus Frutigen absolviert eine Lehre als Möbelschreiner an der Technischen Fachschule Bern und bei der LUAG Luginbühl AG in Krattigen. Wie alle Möbelschreiner absolviert auch er an den SwissSkills Aufgaben zu zwei Wettbewerbs-Kategorien über jeweils zwei Tage. In der Kategorie «Möbelschreiner» besteht die Aufgabe darin, ein Möbel herzustellen; dabei werden Materialien wie Massivholz, Werkstoffplatten, Furniere und Beschläge verarbeitet. In der Kategorie «Massivholschreiner» wird ein Fragment ausschliesslich mit Massivholz hergestellt. Die beiden Aufgaben werden vom Berufsverband gestellt und erst 30 Minuten vor dem Wettbewerb bekannt gegeben. Dies ist die grosse Ungewissheit. Die zwei Kategorien werden unabhängig voneinander geprüft und bewertet. Silvan Reichen wird mit seinen Mitstreitenden auf die Meisterschaft vorbereitet: über die regionalen Meisterschaften, aber auch über weitere Schulungen.
Das Arbeiten mit den Händen und mit den verschiedenen Materialen, wie natürlich dem Holz, aber auch mit Metallen und vielen anderen Materialien, gefällt ihm. «Der Beruf ist einerseits kreativ, aber auch sehr technisch, dies mag ich sehr», antwortet er auf die Frage des «Frutigländers» über seine Berufswahl. Mit den heutigen, CNC-gesteuerten Maschinen werde man auch technisch gefordert, jedoch bleibe die Handfertigkeit immer noch ein wichtiger Bestandteil für die Umsetzung der verschiedenen Aufträge. Am Abend sehe man, was man den ganzen Tag gearbeitet habe.
Angst vor der Zukunft hat er keine, denn Fachkräfte seien in der Schreinerbranche aktuell sehr gefragt. Zudem habe man als Schreiner viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Je nach Schreinerei sind die Kundenaufträge auch sehr unterschiedlich, darauf freut er sich nach seiner Lehre. In Bezug auf die SwissSkills hat er grossen Respekt vor den gestellten Aufgaben. Es ist immer ein Wettlauf gegen die Zeit und die Konkurrenz, damit die Aufgaben in der bestmöglichen Qualität fertiggestellt werden können. Aber er freut sich sehr, sich am Wettbewerb mit den acht Mitkonkurrenten zu messen.
Durch die Schreiner-Nationalmannschaft und die vielen Trainings und Wettbewerbsevents haben sie viel gemeinsam unternommen und kennen sich inzwischen recht gut.
Florian Wäfler, Landwirt
An den diesjährigen SwissSkills wird Florian Wäfler aus Frutigen, der seine Lehre als Landwirt bei seinem Vater Andreas Wäfler absolviert, in seinen Fähigkeiten in der Tierhaltung, dem Pflanzenbau, der Mechanisierung der landwirtschaftlichen Abläufe und in Wirtschaftlichkeitsrechnungen getestet. Der Wettkampf bezieht sich also auf seine Fähigkeiten in genau den Bereichen, welche auch während seiner Arbeit als Landwirt notwendig sind und sein werden. Die Aufgaben werden vom Berufsverband gestellt und werden nicht im Voraus bekannt gegeben. Zur Meisterschaft gehören je Arbeitsbereich zwei Posten, zu welchen er verschiedene Arbeiten ausführen wird.
Florian Wäfler mag besonders die grosse Abwechslung seines Berufs. «Als Bauer wird es nie langweilig und der Beruf stellt täglich neue Herausforderungen», sagt er. Er mag die Arbeit mit Kühen, Maschinen und den Kulturen des Pflanzenbaus.
Florian Wäfler nimmt das Leben, wie es ist. So sagt er: «Die Zukunft macht mir keine Sorgen!»
Fabian Wenger, Fahrzeugschlosser
Neun Fahrzeugschlosser aus der ganzen Schweiz werden an den SwissSkills ihr Können beim Herstellen eines Autoanhängers beweisen. Darunter auch Fabian Wenger aus Spiez, der seine Lehre bei der Moser AG in Steffisburg absolviert. Die Zeit für die Herstellung dieses Anhängers betrage rund vier Arbeitstage, schildert er seine Aufgabe. Anschliessend werden die Anhänger vom Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons Bern geprüft und im Idealfall für den Strassenverkehr zugelassen. Für ihn werde es eine neue Herausforderung sein, weil viele dieser Arbeitsschritte, wie zum Bespiel Achsen montieren und Auflaufbremsen einstellen, nicht zu seinen täglichen Aufgaben gehören.
Jeder Tag eines Fahrzeugschlossers beinhaltet neue Aufgaben und Herausforderungen. Sein Beruf sei deshalb sehr abwechslungsreich und biete eine grosse Vielfalt, äussert sich Fabian Wenger. Kein Auftrag sei mit einem anderen identisch. «Es ist für mich jedes Mal ein toller Moment zu sehen, wie das leere Fahrzeug angeliefert wird und nach wenigen Wochen als einsatzbereites Arbeitsgerät das Werk in Steffisburg wieder verlässt.» Was Fabian Wenger sehr an seinem Beruf schätzt, ist das viele Vertrauen, das ihm geschenkt werde, und dass er somit ziemlich selbstständig arbeiten könne. «Als Fahrzeugschlosser muss man schnell und zielorientiert nach einer Lösung suchen», meint er, damit ein speditiver Arbeitsablauf möglich sei. «Schön ist, dass man so selbst Bauteile konstruieren und zweckmässig anfertigen kann. Dabei sei man sein eigener Chef.»
Der Beruf Fahrzeugschlosser ist ein sehr weiter Begriff. Keine Firma stellt dieselben Fahrzeuge und Aufbauten her. Der Arbeitsbereich vom Fahrzeugbau geht vom kleinen Anhänger über den Bau eines Busses, eines Feuerwehrfahrzeugs, eines Polizei- und Rettungsdienst-, eines Katastrophenschutz- oder eines Baustellenfahrzeugs, bis hin zum grossen 40-Tonner mit Kran. Die Firma Moser AG beschäftigt sich mit dem Transport von Baustoffen wie Kies, Asphalt oder Aufziehmulden – einfach allem, was von der Kiesgrube zur Baustelle muss. Daher wird er sicherlich gewisse Nachteile haben, befürchtet er, jedoch gehe er mit vollem Elan an das Projekt. Er werde in den vier Tagen bestimmt vieles erleben, was er nie zuvor erlebt habe. Fabian Wenger betrachtet die SwissSkills als Chance, sich mit anderen Mitbewerbern zu messen. Für ihn zählt die Erfahrung an diesem Event. Trotzdem meint er: «Ein Podestplatz wäre natürlich noch das «‹Tüpfelchen› auf dem i.»
Carlo Portenier, Automobilmechatroniker
An den SwissSkills 2025 wird Carlo Portenier aus Aeschi sein Können als Automobilmechatroniker, in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge, das heisst als Lastwagenmechaniker beweisen. Während des Wettbewerbs muss er Defekte an verschiedenen Fahrzeugen aufsuchen, diagnostizieren und folglich dann auch eine korrekte Reparatur durchführen. An welchen Fahrzeugen er arbeiten und was er konkret machen muss, weiss er zurzeit noch nicht.
Carlo Portenier mag an seiner Arbeit besonders die Vielseitigkeit und Abwechslung. «Jeder Tag kann etwas Neues bringen», meint er, da sie bei der Scania Schweiz AG in Uetendorf, wo er als Automobilmechatroniker angestellt ist, an sehr vielen verschiedenen Fahrzeugen arbeiten. «Man trifft auch täglich auf neue Herausforderungen und lernt nie aus», begründet er die Freude an seinem Beruf. Die Arbeit an den Lastwagen macht ihm deshalb besonders viel Spass, weil er lieber an grösseren Maschinen «schlüsselt» und Feinmotorik nicht eine seiner grossen Stärken sei. Ausserdem hätten sie in der Lastwagenbranche noch mehr Möglichkeiten bei der Überprüfung und Instandsetzung von Teilen als im Personenwagensektor, meint er. Dort werde häufiger nur noch ausgetauscht und nicht mehr repariert.
Angst vor der Zukunft habe er eigentlich keine, erzählt er weiter. Die Branche befindet sich in einem grossen Wandel, gerade was neue Antriebskonzepte wie Strom, Wasserstoff oder Flüssiggas angeht. Jedoch sei er offen für neue Ideen und ist der Meinung, dass diese neuen Technologien bestimmt Teil der Zukunft sein werden. «Da muss man mit der Zeit gehen», sagt Carlo Portenier. Welcher Treibstoff der beste sei, komme immer auf die Umstände und den Kontext an. Jedes Antriebskonzept habe seine Stärken und Schwächen, sagt er. Da müsse jede Transportfirma selbst entscheiden, was für sie am sinnvollsten ist.
Martin van Dongen, Automatiker
Martin van Dongen, der seine Lehre in der BLS-Werkstätte in Bönigen absolviert, wird an den SwissSkills 2025 als Automatiker antreten, zusammen mit seinem Teamkollegen Manuel Lüthi aus Riken (AG). Die beiden treten gegen fünf weitere Teams an und müssen dort verschiedene Aufgaben erfüllen. Sie werden unterschiedliche Anlagen und Steuerungen aufbauen, programmieren und in Betrieb nehmen. Manuel Lüthi wird dabei den Aufbau übernehmen, Martin van Dongen wird fürs Programmieren zuständig sein, aber am Ende agieren die beiden als Team und werden sich gegenseitig helfen, «wenn’s irgendwo klemmt», schildert Martin van Dongen. Manuel sei auch Automatiker, sie wurden zufällig von den Organisatoren der SwissSkills 2025 als Team zusammengestellt.
Am meisten mag Martin van Dongen das Technische. Er sei bereits als Kind fasziniert gewesen von allem, was irgendwie mit Technik zu tun hat, egal ob mechanisch oder elektrisch. Der Beruf des Automatikers kombiniere genau das, was ihm gefällt: Elektrik, Mechanik, Pneumatik – alles in einem. Deshalb sei das der perfekte Beruf für ihn, sagt er. Ausserdem sei die Ausbildung eine super Grundlage, um sich später weiterzubilden oder auch mal einen anderen Weg einzuschlagen. «Ich finde es mega spannend, wenn man von A bis Z selbst an einer Anlage arbeiten kann», meint er. Er könne in seinem Beruf Anlagen planen, sie mechanisch aufbauen, elektrisch verdrahten und dann schliesslich auch in Betrieb nehmen. Das Coole daran sei: «Ich sehe meine eigenen Fehler direkt, ob bei der Planung, beim Aufbau oder bei der Inbetriebnahme. Das bringt mir extrem viel Erfahrung.»
Klar gäbe es in jedem Beruf Dinge, die man weniger gern mache oder die etwas langweiliger seien, als man sich das wünsche, aber Martin van Dongen findet das gar nicht so schlimm. Wenn er den ganzen Tag nur das machen würde, was er richtig gern habe, könne es ja auch sein, dass ihm das in zwei Jahren schon zu langweilig geworden sei, meint er. Insgesamt macht er seine Arbeit sehr gerne und das ist sicher das Wichtigste.
Richtig Angst habe er keine, aber der Fachkräftemangel mache ihm schon etwas Sorgen, vor allem, weil dieser auch seine Branche betreffe. Er höre oft, dass es schwierig sei, neue Leute zu finden, und hoffe deshalb, dass in seinem Bereich auch später noch genügend Fachkräfte vorhanden seien. Er findet es schade, dass viele Jugendliche lieber ins Büro oder an die Schule gehen wollen. Er selbst plant zwar auch im Büro und möchte später auch studieren, aber er findet es sehr schön, am Abend zu sehen, was wirklich erschaffen wurde. So sagt er: «Wenn eine Anlage läuft oder ich ein Werkteil in der Hand halte, dann weiss ich: Das habe ich gemacht. Wenn ich lange nur im Büro bin, fehlt mir dieses Gefühl manchmal, weil man dort nicht immer direkt sieht, was man gearbeitet hat.»
Kimmo Steiner, Bootsbauer
An den SwissSkills wird Kimmo Steiner aus Thun, der eine Lehre als Bootsbauer bei der Bootswerft Berger GmbH in Spiez absolviert, hauptsächlich seine beruflichen Fähigkeiten sowie den Beruf selbst präsentieren. Dies wird er, wie die anderen TeilnehmerInnen dieses Berufsfelds, durch Erstellen eines vorgegebenen Modells machen. Dieses Modell wird ein Motorboot aus Kohlefasern sein, das heisst aus Karbon, und einem strukturellen Innenleben aus Holz. Die Elektronik und der Einbau eines Antriebes sind nicht Teil der Prüfung.
Kimmo Steiner mag an seinem Beruf besonders die Abwechslung. Er kann mit vielen unterschiedlichen Materialien arbeiten, wie zum Beispiel Holz, Glasfaser (GFK) und Kohlefasern (CFK). Beim Bootsbau wird manchmal auch Metall verwendet, bei der Bootswerft Berger GmbH allerdings nur bedingt. Was ihm besonders gut gefällt sei aber, dass sie sowohl im Betrieb, also in der Werft, arbeiten, als auch draussen am oder auch auf dem See. So fühlt sich das Berufsleben für ihn nie eintönig an.
Er habe keine Angst vor der Zukunft, das sei nicht das passende Wort. Was aber sicher ein grosser Punkt sei, sich Sorgen zu machen, sei das Wasser. Für die Menschen, die auf und im Wasser arbeiten, ist es von Bedeutung, dass die Seen im Frühling genügend Wasser haben, damit die Boote ins Wasser gelassen werden können. Dazu komme, dass es nun leider auch sogenannte Quagga-Muscheln gäbe, welche sehr invasiv seien und erhebliche ökologische Probleme bereiten sowie Schäden an technischen Anlagen verursachen können. Zwar habe man nun Massnahmen gegen diese Süsswassermuscheln ergriffen, jedoch könne man diese nicht an der Ausbreitung stoppen, denkt er. «Und das ist der grösste Punkt im Bootsbaugewerbe: Ob und welche weiteren invasiven Arten noch auf uns zukommen werden», sorgt sich Kimmo Steiner.
SwissSkills 2025
Die SwissSkills 2025 finden vom 17. bis 21. September 2025 auf dem BERNEXPO-Areal statt.
Tickets dafür können auf der Website: swissskills2025.ch bezogen werden. Sie kosten Fr. 15.-, Kinder und Jugendliche mit Jahrgang unter 2004 erhalten die Tickets gratis.