SwissSkills: Wettkampf unter den Besten
22.07.2025 Bildung|SchuleVom 17. bis 21. September 2025 finden auf dem Bernexpo-Areal zum vierten Mal die SwissSkills statt. Über 1100 der besten jungen Talente aus über 150 Lehrberufen nehmen am Wettkampf teil und präsentieren dabei ihr berufliches Wissen und Können – rund ein Dutzend ...
Vom 17. bis 21. September 2025 finden auf dem Bernexpo-Areal zum vierten Mal die SwissSkills statt. Über 1100 der besten jungen Talente aus über 150 Lehrberufen nehmen am Wettkampf teil und präsentieren dabei ihr berufliches Wissen und Können – rund ein Dutzend von ihnen kommen aus dem Frutigland.
JACQUELINE RÜESCH
Die SwissSkills bestehen in ihrer jetzigen Form erst seit 2014, haben aber eine lange Geschichte. Bereits 1953 beteiligte sich die Schweiz mit einer kleinen Gruppe von vier KandidatInnen an den internationalen Berufswettbewerben (IBW) in Madrid. In den darauffolgenden Jahren stieg die Anzahl der TeilnehmerInnen stetig an. 1980 wurde dann eine Stiftung gegründet, welche in Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden die Beteiligung der Schweizer Lernenden an den internationalen Berufsmeisterschaften !nanziell und organisatorisch unterstützt und die nun seit 2009 den Namen «SwissSkills» trägt. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Berufsleute zu fördern und sie an Berufswettbewerben sichtbar zu machen.
In diesem Jahr !ndet in ebendiesem Rahmen die vierte zentrale Meisterschaft auf dem Bernexpo-Areal statt. Am Wettbewerb treten, je nach Berufsverband, die GewinnerInnen der regionalen, kantonalen oder nationalen Wettkämpfe an. Ziel dabei ist es, nicht nur die jeweils besten jungen Schweizer Berufsleute auszuzeichnen, sondern auch die KandidatInnen zu küren, welche 2026 an den WorldSkills in Shanghai gegen die weltweit Besten antreten werden. Unter den künftigen WettkämpferInnen be!ndet sich auch eine Gruppe von bislang elf jungen Erwachsenen aus dem Frutigland. Der «Frutigländer» wollte wissen, was die Teilnehmenden in Bern präsentieren werden, was ihnen an ihren Berufen Spass macht und mit welchen Schwierigkeiten sie eventuell zu kämpfen haben.
Drogistin Jenny Brügger
Jenny Brügger aus Frutigen wird an den SwissSkills Teilgebiete aus ihrem Beruf Drogistin vorstellen.
Sie wird zunächst zwei Produkte herstellen. «Dieses Wissen stellt die Grundlage für unsere grosse Vielfalt an Hausspezialitäten in meinem Betrieb, der Drogerie von Känel in Reichenbach, dar», sagt sie. Danach werden ihre Kenntnisse der Pflanzen- und Chemikalienkunde getestet, wobei sie gewisse Substanzen erkennen und deren lateinische Namen nennen muss. Der Name «Drogist/Drogistin» stamme nämlich aus dem Bereich der Pflanzen. Das Wort «Droge» bedeute nichts anderes als «getrocknete Pflanze oder Teile davon». Als dritter Prüfungspunkt muss eine Ausstellung, ein Aspekt der Werbung innerhalb des Geschäfts, gestaltet werden, zu einem im Voraus noch nicht bekannten Thema.
Und schliesslich wird Jenny Brügger ihre Kernaufgabe als Drogistin präsentieren – die umfassende Beratung einer Kundin oder eines Kunden. Dabei wird sie ein Beratungsgespräch zu drei Gesundheitsthemen und zu einem Kosmetikthema führen. Zusätzlich muss sie eine sogenannte Ad-hoc-Mischung machen, bei welcher sie eine Naturheilmitteltherapie auswählt (Spagyrik, Gemmotherapie, Bachblüten, Schüsslersalze etc.) und innerhalb dieser die entsprechenden Mittel zum Einsatz bringt, welche abgestimmt und passend für das Anliegen der entsprechenden Kundin oder des entsprechenden Kunden sein sollen.
Jenny Brügger schätzt an ihrem Beruf sehr, dass sie Leuten helfen kann, sie beraten und ihnen zuhören darf. Diese abwechslungsreiche Arbeit fordert sie heraus. Sie stellt auch gerne Mischungen für KundInnen her, welche deren Bedürfnissen entsprechen, zu ihnen passen und ihnen helfen. Einerseits ergeben sich daraus vertrauensvolle Gespräche und anderseits mag sie dabei die Freiheit bei der Beratung. Es gibt so viele Möglichkeiten, mit denen man gesundheitliche Besserung erreichen kann. Jenny Brügger liebt es, Naturheilmittel zu empfehlen. «Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, was Pflanzen und natürliche Mittel können!», meint sie. «Es ist etwas Grosses und Berührendes für mich, wenn ich spüre, dass die Kundin oder der Kunde dankbar ist, dass man geholfen, zugehört und ihn oder sie vor allem auch ernst genommen hat.»
In Bezug auf die SwissSkills habe sie etwas Angst, vor Publikum sprechen zu müssen oder dass sie sich nicht richtig konzentrieren könne bei den vielen Menschen und dann Fehler mache. In Bezug auf ihren Berufsalltag hatte sie zu Beginn der Lehre Angst, jemandem ein Medikament zu empfehlen, welches sich nicht mit einem bereits verschriebenen vertrage, oder dass sie allgemein etwas Falsches empfehlen würde. Mittlerweile weiss sie sehr viel mehr, was ihr diese Angst genommen hat. Heute habe sie aber noch immer grossen Respekt vor den Chemikalien.
Informatiker Kevin Berger
Kevin Berger aus Reichenbach ist auf die IT-Fachrichtung Applikationsentwicklung spezialisiert und arbeitet bei der mcs software ag in Bern. Bereits zu Beginn seiner Lehre hat er an den Swiss-Skills teilgenommen und kam unter die besten zehn. Zum zweite Mal dabei, wird er an den diesjährigen SwissSkills eine Desktop-Applikation entwickeln. Die Aufgabenstellung bekommt er aber erst am Wettbewerbstag. Ziel ist es, möglichst viele der geforderten Funktionen korrekt umzusetzen. Bewertet wird nur das Ergebnis. Wie man dorthin kommt, ob der Code strukturiert, wartbar oder dokumentiert ist, spielt keine Rolle. Das sei ein grosser Unterschied zum Berufsalltag, so Berger. Bei mcs software ag arbeite er strukturiert, dokumentiere und achte auf Nachhaltigkeit in der Entwicklung. Das Team baue Lösungen, die langfristig verständlich und anwendbar seien. Genau das mache gute Software aus. Deshalb sagt er: «Die SwissSkills haben wenig mit meinem Job zu tun. Es ist eher eine Challenge, keine saubere Projektarbeit.» Trotzdem freut er sich darauf, sein Können zu zeigen. Für ihn ist es eine wertvolle Erfahrung.
Kevin Berger liebt die Abwechslung seiner Arbeit. Jedes Projekt sei neu, jedes Problem bringe andere Herausforderungen. Er mag es, konkrete Verbesserungen zu schaffen. Besonders gefällt ihm, dass er bei mcs von Anfang bis Ende an einem Projekt mit dabei sein darf. Er bespreche die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden, entwickle für sie Lösungen, betreue deren Betriebe und unterstütze sie bei Problemen. «Die Verbindung von Technik, Struktur, Kreativität und echtem Nutzen macht diesen Beruf für mich so spannend», schwärmt er.
Angst vor der Zukunft hat Kevin Berger keine. Die Informatik verändert sich schnell, aber das gehört dazu. In Themen wie künstliche Intelligenz sieht er eine Chance. Sie könne uns helfen, bessere und schnellere Software zu bauen. Sein Ziel ist es, sich in den nächsten Jahren selbstständig zu machen und das Unternehmen seines Vaters, die Berger-Elektronik GmbH in Reichenbach, weiterzuführen. Die Informatik biete dafür die perfekte Basis – eine gute Ausbildung, flexible Möglichkeiten und eine grosse Nachfrage. Er geht seinen Weg mit Zuversicht.
Drogistin Leila Burn
Leila Burn aus Spiez mag ihren Beruf besonders deshalb, weil eine Drogerie fast alles verkauft – Sachpflege-, Kosmetikund Gesundheitsprodukte. Sie berät KundInnen zu den meisten Gesundheitsfragen und gibt Auskunft über die Möglichkeit zur Kombination von rezeptfreien mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Sie muss somit auch über alles Bescheid wissen und sich stetig Wissen aneignen über Chemie, Anatomie, Phytotherapie und vieles mehr. Die Vielfalt und das Wissen über alle Produkte von Gesundheitsprodukten über Reinigungsmittel bis hin zu Kosmetik gefàllt ihr sehr. Sie muss wissen, wie die Haut aufgebaut ist, damit sie richtig beraten und passende Heil- und Pflegeprodukte oder Kosmetik empfehlen kann. Dazu sind sowohl Kenntnisse in Chemie, Humanbiologie, Sachpflege und Pharmakologie als auch in beruflicher Identität, also das Wissen über betriebliche Abläufe, notwendig. Sie weiss, wie man mit Kunden umgeht, wie man Waren entgegennimmt, kennt die Tätigkeiten der Administration einer Drogerie und kann in schwierigen Situationen richtig reagieren. Diese Vielfalt an Wissen, welches sie braucht, um Menschen zu helfen, gefällt ihr.
Persönlich hat sie keine Angst, sie schaut nicht weit in die Zukunft. Allerdings ist die berufliche Situation von DrogistInnen nicht ganz einfach. Viele Menschen kennen den Unterschied zwischen einer Apotheke und einer Drogerie nicht. Viele Drogerien werden deshalb und aufgrund des Personalmangels von Apotheken übernommen.
Dieses Jahr ist der Beruf Drogist, Drogistin zum ersten Mal an den SwissSkills zugelassen. Leila Burn sieht darin die Chance, für diesen Beruf zu werben. Die Drogerie Dropa in Interlaken, bei welcher sie derzeit ausgelernt arbeitet, habe trotz des Rückgangs der Drogerien gute Erfolge. Leila Burn meint, dass die Gesellschaft auch ein zunehmendes Bedürfnis für das Angebot einer Drogerie habe, und besonders für natürliche Heilmittel das Wissen und Angebot dort in Anspruch nehme. Gerade für kleinere Krankheiten oder Beschwerden sei die Drogerie auch oftmals eine Entlastung der Spitäler.
Luca L. Gambron, Boden- / Parkettleger
Der Boden- und Parkettleger aus Kandersteg, Luca Gambron, wird an den SwissSkills ein Modell nach Vorgabe und eine Eigenkreation herstellen müssen.
Er lernt derzeit auf dem Fachgebiet textile und elastische Beläge im Betrieb seiner Eltern, Ruch Bodenbeläge GmbH, in Kandersteg, daher bestehe sein Modell nach Vorgabe aus Linoleum, LVT (Vinyl) und Teppich. Das Modell zur eigenen Gestaltung ist kleiner und soll aus Linoleum mit höchstens fünf verschiedenen Farben gestaltet werden.
An seinem Beruf mag Luca Gambron vor allem die abwechslungsreiche Arbeit. «Wir verlegen viele verschiedene Beläge und jeder hat seine eigene Herausforderung. Abends sieht man, was man geleistet hat, das gefällt mir und macht mich stolz.» Er mag aber nicht nur die handwerkliche Arbeit und das Resultat am Abend, sondern auch den direkten Kundenkontakt.
Angst habe er keine. In seinem Beruf sollte man keine Angst haben, sonst sei es wahrscheinlich nicht der richtige Beruf, meint er. Grossen Respekt habe er vor der Abschlussprüfung.
Medientechnologe Nico Kopp
Heidelberg, einer der führenden Druckmaschinenhersteller, wird für die sieben SwissSkills-Teilnehmenden seiner Branche eine komplett neue Druckmaschine SX-52 in Bern aufbauen. An dieser wird auch Nico Kopp aus Zweisimmen, der bei der Egger AG in Frutigen eine Lehre als Medientechnologe im Bereich Print absolviert hat, vor Publikum drucken. Zu folgenden Berufstätigkeiten wird er an den SwissSkills getestet werden:
• einen 4-farbigen Bogen drucken
• eine Buntfarbe anmischen
• Fragen zu Maschinenkenntnissen beantworten
• Aufträge ausschiessen (Seiten auf der Druckplatte richtig platzieren)
• Aufträge auf einer Digitaldruckmaschine drucken
• Aufträge auf ein gegebenes Endformat zuschneiden Die ersten zwei Teile werden in Bern an der Expo durchgeführt und die vier anderen Teile werden in Aarau, im ÜK-Zentrum, dem Zentrum für überbetriebliche Kurse, durchgeführt.
An seinem Beruf mag er besonders das Arbeiten an der Maschine mit Farben. Auch gefällt es ihm, dass er als Medientechnologe zwar indoor arbeiten kann und somit vor Wind und Wetter geschützt ist, aber es dennoch keine Arbeit ist, bei welcher man den ganzen Tag auf dem Stuhl sitzen muss. Es gefällt ihm sehr, immer in Bewegung zu sein.
In Bezug auf die SwissSkills machen ihm die Arbeiten an der Digitaldruckmaschine und das Ausschiessen Angst. Für gewöhnlich arbeitet er mit anderen Programmen und kennt deshalb die geprüften Programme nicht sehr gut.
Manuel Maurer, Dachdecker
Manuel Maurer aus Steffisburg macht eine Lehre bei der Firma Fuhrer Gebäudehüllen AG in Frutigen. An den Swiss-Skills wird er den Beruf Dachdecker präsentieren. Dazu muss er einen Schichtaufbau erstellen mit Dampfbremse, Wärmedämmung, Unterdach und einer Deckung. Er und seine Mitstreiter werden eine Vorausscheidung unter der Woche bestehen müssen und ein Finale am Wochenende.
Am Beruf Dachdecker mag Manuel Maurer besonders, dass man bei jedem Wetter draussen ist, immer an der frischen Luft. In den meisten Fällen habe man auch eine super Aussicht vom Dach. Das Handwerk sei für ihn auch etwas sehr Schönes. Er mag es, wenn man mal ein bisschen «Gas» geben muss. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich und es werde ihm bestimmt nie langweilig, meint er. In Bezug auf seinen Beruf macht ihm eigentlich nichts Angst. «Klar, als Dachdecker ist es von Vorteil, wenn man schwindelfrei ist». Allerdings mag er es sehr, in der Höhe zu sein. Ein Punkt, der vielleicht in Bezug auf den seinen Beruf Angst mache, sei, dass es immer weniger Fachleute gebe.
Weitere TeilnehmerInnen an den Swiss-Skills 2025 werden in der nächsten Ausgabe des «Frutigländers», am Freitag, 25. Juli 2025, vorgestellt.