Warum werden die Stromzähler ausgetauscht?
21.03.2025 RegionTECHNIK Im ganzen Land werden derzeit die bisherigen Stromzähler demontiert und durch neue ersetzt. Was ist der Grund für den Austausch – und was haben StromkundInnen davon?
MARK POLLMEIER
Die bisherigen Stromzähler waren vergleichsweise ...
TECHNIK Im ganzen Land werden derzeit die bisherigen Stromzähler demontiert und durch neue ersetzt. Was ist der Grund für den Austausch – und was haben StromkundInnen davon?
MARK POLLMEIER
Die bisherigen Stromzähler waren vergleichsweise simple Geräte. Sie dienten einem einzigen Zweck: den Energieverbrauch zu messen. Die neuen Smart Meter können mehr und sollen dabei helfen, das Stromnetz und die Energieversorgung zu optimieren. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Infos dazu.
Ist der Austausch meines Stromzählers verpflichtend?
Ja.* Die Einführung von Smart Metern ist bundesrechtlich vorgeschrieben. Die rechtlichen Grundlagen hierzu finden sich im Stromversorgungsgesetz und in der Stromversorgungsverordnung. Bis Ende 2027 sollen mindestens 80 Prozent der alten Stromzähler durch einen Smart Meter ersetzt worden sein. Die meisten Energieversorger wollen bis spätestens 2028 alle ihre Kunden mit den neuen Geräten ausgestattet haben.
Muss ich mich selbst um den Austausch kümmern?
Nein. Der Austausch wird von den Energieversorgern vorgenommen. Wegen des Termins werden KundInnen vorab informiert. Der Austausch selbst ist normalerweise in maximal einer Stunde erledigt.** Währenddessen kommt es in der Regel zu einem kurzzeitigen Stromunterbruch. Es wird empfohlen, elektrische Geräte vorher auszuschalten oder vom Stromnetz zu trennen.
Kostet mich der Austausch etwas?
Jein. Über den Austausch selbst erhalten Kundinnen keine Rechnung. Die Kosten des Einbaus – rund 250 Franken
– werden aber über die Netztarife abgerechnet. Demgegenüber steht der finanzielle Nutzen der Smart Meter, der langfristig ebenfalls an die KundInnen weitergegeben wird.
Was bringt mir die Umstellung auf Smart Meter?
Smart Meter haben für StromkundInnen verschiedene Vorteile. Beispiele:
• Die Smart Meter können automatisch vom Netzbetreiber ausgelesen werden – es muss also niemand mehr ins Haus kommen, um den Zählerstand abzulesen. Allein damit werden langfristig Kosten gespart.
• Mit Smart Metern können KundInnen ihre Verbrauchsdaten im Internet oder mit einer App abrufen (siehe Abbildung unten). Damit wird zum Beispiel ersichtlich, um welche Uhrzeit der Stromverbrauch besonders hoch ist. Auch «Stromfresser» lassen sich so leichter entdecken.
• Der Smart Meter misst auch die Produktion von Stromerzeugern wie z. B. Solaranlagen. Wer seinen Solarstrom selbst verbrauchen oder mit dem Nachbarn teilen möchte, dem kann der Smart Meter bei der Stromabrechnung helfen.
Wie sollen Smart Meter die Energieversorgung optimieren?
Im Gegensatz zum alten Stromzähler misst ein Smart Meter nicht nur die verbrauchte Energie, sondern auch, zu welchem Zeitpunkt diese verbraucht wurde. Diese Messdaten werden automatisch an den Netzbetreiber übertragen. Sobald alle Verbraucher mit Smart Metern ausgestattet sind, lassen sich also wichtige Informationen darüber gewinnen, wie viel Energie wann wo verbraucht wird. Langfristig soll so ein Smart Grid, ein «intelligentes Stromnetz», entstehen, in dem beispielsweise die Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energien und der Stromverbrauch besser ausbalanciert werden können. Die Energieversorgung wird dadurch zuverlässiger und effizienter. Dank Smart Meter können künftig zum Beispiel Boiler nicht nur in der Nacht eingeschaltet werden, sondern immer dann, wenn es gerade Strom im Überfluss gibt.
Die flächendeckende Umstellung auf Smart Meter ist ein Baustein der Energiestrategie 2050.
Sind meine Daten sicher?
Die via Smart Meter erhobenen Daten werden für die Erstellung der Stromrechnung und für die notwendigen Netzplanungen verwendet. Persönliche Informationen, wie etwa das Geburtsdatum, werden nicht übertragen. Die Netzbetreiber müssen die Datensicherheit von Smart Metern gewährleisten. Dafür werden die erhobenen Informationen pseudonymisiert und verschlüsselt. EndkundInnen haben jederzeit das Recht, die Messdaten des Smart Meters einzusehen und selbst zu benutzen. Dies ist entweder direkt auf dem Gerät möglich oder etwa über eine App oder eine geschützte Website des Netzbetreibers (siehe Abbildungen unten).
Wie steht es um die Strahlenbelastung durch Smart Meter?
Wie jedes elektrische und elektronische Gerät verursacht auch ein Smart Meter Strahlung. Auch sie müssen jedoch die allgemeinen Immissions- und Anlagengrenzwerte gemäss der Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung einhalten. Gemäss Messungen der an die ETH Zürich angebundenen Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation sind die Strahlungsemissionen von Smart Metern im Vergleich zu anderen Geräten im Haushalt aber gering. Dazu ein Beispiel: Die Intensität der Funkstrahlung eines Smart Meters ist ungefähr hundertmal geringer als die eines Mobiltelefons.
Wie ändert sich durch den Einbau von Smart Metern die Stromrechnung?
Nach der Installation eines Smart Meters entfällt die bisher übliche Akontorechnung. Der grösste Berner Energieversorger BKW verschickt dann viermal im Jahr eine Stromrechnung an seine EndkundInnen. Diese Rechnungen entsprechen dem tatsächlichen Stromverbrauch. Bis sich das neue Abrechnungssystem eingespielt hat, erhalten KundInnen eine Zwischenrechnung.
* Aktuell können Netzbetreiber es noch tolerieren, wenn der Einbau eines Smart Meters verweigert wird. Die Mehrkosten für nötige Ablese- und Messarbeiten dürfen sie der Kundschaft dann allerdings in Rechnung stellen. Sobald der bisherige (alte) Stromzähler aber das Ende seiner Funktionstauglichkeit erreicht hat und ersetzt werden muss (etwa durch technischen Defekt, Ablauf der Messbeständigkeit, Aufforderung zum Ausbau durch die Eichstelle), besteht gemäss Beurteilung der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom keine Möglichkeit mehr, den Einsatz eines Smart Meters zu verweigern.
Falls der Netzbetreiber eine Verweigerung nicht akzeptiert, kann er den Einsatz eines Smart Meters im Rahmen eines kostenpflichtigen Verwaltungsverfahrens vor der ElCom rechtlich durchsetzen (bis hin zur Eröffnung eines Verwaltungsstrafverfahrens).
** Je nach technischen Voraussetzungen vor Ort können mehrere Besuche nötig werden, weil noch weitere Anschlüsse wie eine Glasfasersteckdose und das Kommunikationsmodul installiert werden müssen.