Weniger Berufkraut = mehr Vielfalt
21.06.2024 NaturDas Einjährige Berufkraut hat sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet. Die aus Amerika importierte Pflanze verdrängt die einheimische Flora (Biodiversität). Sie auszurotten ist mittlerweile aussichtslos – doch zumindest ihre Weiterverbreitung lässt sich ...
Das Einjährige Berufkraut hat sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet. Die aus Amerika importierte Pflanze verdrängt die einheimische Flora (Biodiversität). Sie auszurotten ist mittlerweile aussichtslos – doch zumindest ihre Weiterverbreitung lässt sich eindämmen.
KATHARINA WITTWER
«Invasive Neophyten» nennt man Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas rund um den Globus transportiert werden. Einige überlebten wegen der klimatischen Verhältnisse nicht oder verhalten sich problemlos, andere jedoch wurden sofort oder auch erst nach Jahrzehnten invasiv. Zu Letzteren gehört unter anderem das Einjährige Berufkraut (Erigeron annuus).
Mittlerweile sieht man das Berufkraut an Strassenrändern (Bild 1), auf Wiesen und Weiden, auf Firmenarealen und sogar in Blumenrabatten und in Balkonkistli. Giftig ist es zwar nicht, doch weidende Tiere lassen es stehen.
Im Jungstadium kann das Berufkraut mit Breitwegerich oder Veilchen verwechselt werden, da die Blätter noch glatt sind (Bild 2). Die bis zu einem Meter hohe, rasch wachsende Pflanze blüht ab etwa Mai. Ihre Blätter sind wechselständig angeordnet, hellgrün und beidseits behaart (Bild 3).
Die weissen Blütenblätter mit gelbem Körbchen gleichen der Kamille (Bild 4) – aber nur, sofern sie nicht hellblau schimmern, was häufig vorkommt. Die Wurzeln dringen bis zu einem Meter tief in den Boden vor.
Das Ausbreitungspotenzial des Einjährigen Berufkrauts ist wegen seiner asexuellen Fortpflanzungsfähigkeit äusserst gross. Das heisst, die Samen werden weder von Insekten noch durch den Wind bestäubt. Eine einzige Pflanze produziert 10 000 bis 50 000 Samen, die vom Wind kilometerweit getragen werden. Schädlinge oder Krankheiten, welche die Bestände eindämmen könnten, existieren in Europa nicht. Zudem können die Samen im Boden mehrere Jahre «schlafen», bis sie keimen.
Spezielle Abfallbeutel oder Hauskehricht
Berufkraut muss mitsamt den Wurzeln entfernt werden. Ist es noch einjährig, kann es in der Regel problemlos ausgerissen werden. Wird es nur wenige Male pro Jahr gemäht oder werden die Stängel abgerissen, verstärkt sich das Wurzelwerk, woraufhin es sich zu einer mehrjährigen, buschigen und reich blühenden Pflanze entwickelt. Das Ausgraben gelingt dann fast nur noch mithilfe einer leichten Hacke oder eines kleinen Handpickels (Bild 5).
Blühende Pflanzen und Wurzeln müssen umgehend in einen Plastiksack gesteckt und mit dem Hauskehricht entsorgt werden. Inzwischen bieten einige Gemeinden spezielle Neophyten-Abfallbeutel an, die kostenlos in die Kehrichtabfuhr gegeben werden können. Bringt man entfernte Pflanzen nämlich in eine Kompostieranlage, ist ungewiss, wie lange sie vor Ort liegen bleiben. Abgeschnittene Blüten durchlaufen eine «Notreifung» und bilden auch nach dem Aushacken noch keimfähige Samen, womit der Kreislauf von vorne beginnt. Ob mehrmaliges Mähen pro Monat der Pflanze tatsächlich den Garaus macht, ist noch ungewiss. Nach Gebrauch müssen sämtliche Gerätschaften ausserdem sorgfältig gereinigt werden.
Im Netz sind viele Informationen und Merkblätter mit einfachen Erklärungen zur Bekämpfung von invasiven Neophyten zu finden. Auskunft geben auch Gemeindewegmeister, Forstreviere oder Bauverwaltungen. Weitere Infos finden Sie unter www.frutiglaender.ch (Web-Links).