Wenn der Berg ruft
17.10.2025 Tourismus, AdelbodenDie Alpinschule Adelboden Kandersteg feiert ihr 30-jähriges Bestehen und blickt auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück. Am 25. und 26. Oktober wird in Kandersteg das Doppeljubiläum, zusammen mit dem Jubiläum des 20-jährigen Bestehens des Adventure Parks ...
Die Alpinschule Adelboden Kandersteg feiert ihr 30-jähriges Bestehen und blickt auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück. Am 25. und 26. Oktober wird in Kandersteg das Doppeljubiläum, zusammen mit dem Jubiläum des 20-jährigen Bestehens des Adventure Parks Adelboden, mit einem Fest und spannenden Workshops begangen.
RAHEL ROESTI
Die Anfänge des Alpinismus im Berner Oberland gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert, insbesondere ins «Goldene Zeitalter» des Alpinismus von ca. 1850-1865, als englische Bergsteiger in Begleitung von lokalen Bergführern die ersten Viertausender bestiegen. Um die Expeditionen auf die Oberländer Gipfel für die Berggänger sicherer zu machen, begannen einheimische Bauern und Handwerker, sich als Bergführer anzubieten. Diese Männer, oft aus einfachen Verhältnissen stammend, verfügten über umfangreiche Kenntnisse der lokalen Begebenheiten und entwickelten sich zu erfahrenen und vertrauenswürdigen Führern. Mit zunehmender Popularität des Alpinismus stieg ab den 1860er-Jahren auch die Zahl der professionellen Bergführer. Es entstanden die ersten Bergführervereine, die auch als wichtige Institutionen für die Sicherheit und Ausbildung der Führer dienten. Der Bergführerverein Kandersteg wurde 1896 gegründet. Adelboden folgte sieben Jahre später.
In Adelboden stellte man fest, dass ausserhalb der Zusammenarbeit von Bergführerverein und Tourist Center die Wertschöpfung gesteigert werden könnte und so gründeten vor 30 Jahren im Jahr 1995 eine Gruppe junger Bergführer die Alpinschule Adelboden. Der Verein zählte zu Beginn 14 Mitglieder, heute sind es 29. Gestartet wurde gemächlich, der erste Jahresumsatz habe lediglich 5000 Franken betragen, erzählt der heutige Leiter der Alpinschule, Martin Maurer.
«Bärgfüehrer si frihitsliebendi Menschä»
Das Unternehmen arbeite viel mit Freelancern zusammen, die Bergführer seien in der Regel selbständig. Einige arbeiten nicht voll, sind bereits pensioniert oder üben daneben einen anderen Beruf aus. In guten Zeiten seien auch mal fünf oder sechs Bergführer gleichzeitig für die Alpinschule unterwegs. In den beiden Hauptsaisonzeiten werden mehr Einsätze benötigt. Fest angestellt sind lediglich 2,5 Vollzeitstellen. Die Bergführerei sei ein spezieller Markt. «Mal leitest du für eine Schule einen Kurs, dann hast du wieder private Gäste oder wirst von einer anderen Schule angefragt. Wenn zu einem privaten Gast einmal das Vertrauen stimmt, gehst du mit ihm fast überall hin», sagt Martin Maurer. Das sei schon zu Beginn der Bergführerei so gewesen. Matthias Zurbriggen – ein berühmter Bergführer aus Saas-Fee – sei schon um 1895 mit seinen Gästen um die halbe Welt gereist. Das Angebot der Alpinschule umfasst im Sommer Bergtouren und Klettertouren. Besonders gefragt seien Gipfeltouren mit Übernachtung in SAC-Hütten. Beim Bergsteigen haben sie hauptsächlich Schweizer-Kundschaft. Alles, was Abenteuer betrifft, ziehe auch viele ausländische Gäste an. Zudem verfügt die Alpinschule mit dem Animations-Kletterpark «Adventure Park Adelboden» über ein zusätzliches Standbein. Dieser sei gerade bei Schulklassen sehr beliebt. Im Winter sind die Ausbildungskurse ein starker Pfeiler: Zum einen das Eisklettern, zum anderen Lawinenkurse (beides in mehreren Stufen) sowie Skitouren.
Übernahme in Kandersteg
Die Bergsteigerschule Kandersteg wurde 1950 von Otto Stoller gegründet, zuletzt wurde sie von Markus Zurbrügg im Rahmen des Alpine Center Sportgeschäfts geführt. Die Nachfrage habe stetig abgenommen und auch personell hätte es Schwierigkeiten gegeben. Quasi als «Coronaprojekt» hat 2020 die Alpinschule Adelboden den Standort in Kandersteg übernommen. Das Hauptgeschäft finde nach wie vor in Adelboden statt. Dort habe die Alpinschule ein deutlich grösseres Angebot mit dem Adventure Park oder der Eiskletter-Arena – neben der Engstligenalp-Bergstation wird die Felswand künstlich bewässert. Kandersteg habe aber noch grosses Potenzial. «Mit der Klimaerwärmung und dem Rückgang der Gletscher sind die Kandersteger Berge eher schwerer zu besteigen geworden», sagt Maurer. Viele Touren in Kandersteg seien sehr stark abhängig von den jeweiligen Verhältnissen.
Auch bedingt durch die Geologie, könne es schnell heikel werden, wenn diese nicht ideal seien.
Ausbau mit dem Seilpark im Rehärti
Die Alpinschule suchte immer wieder nach weiteren Verdienstmöglichkeiten und so wurden vor 20 Jahren im Jahr 2005 die ersten Ausbauschritte für den Adventure Park im Rehärti in Adelboden vorgenommen. Nachdem sich die Bewilligungsprozedur in die Länge gezogen hatte, konnte erst 2015 ein grosser Schritt zur Realisation des gesamten Parks gemacht werden. 2018 wurde noch die lange Seilbahn gebaut. Und als weiteres «Coronaprojekt» wurde 2020 zusätzlich ein Parcours für Kinder ab vier Jahre gebaut. Heute ist der Adventure Park ein zentraler Pfeiler im Sommertourismus. Angeboten werden im Adventure Park Seilbahnen bis zu 320 Meter Länge, Abseilen und Seilbrücken, der Kinderparcours und ein Pendelschwung – so etwas wie eine riesige Schaukel.
Zwei Jubiläen, ein Fest
Am letzten Wochenende im Oktober sollen die beiden Jubiläen mit spannenden Workshops, inspirierenden Vorträgen und regionalen Köstlichkeiten gefeiert werden. Das Fest findet bewusst in Kandersteg statt, denn in diesem Ort würde man gerne noch die Kundschaft erhöhen. Im Winter gebe es zudem noch viel Kapazität, daher finde das Fest im Herbst statt, um auf die kommende Wintersaison aufmerksam zu machen, erklärt Martin Maurer. Mit den Workshops wollen die Bergprofis den Leuten Ideen geben, was man alles machen könnte: Beispielsweise Intervall-Gehen, um aus dem normalen Trott auszubrechen, die korrekte Pflege der Ausrüstung, der Einsatz von E-Bikes zu den Zustiegen für die Frühlings-Skitouren oder auch mal ein Schnupperangebot für den Klettersteig nutzen.