Wer hilft bei Demenz?
23.05.2025 RegionDie Diagnose Demenz ist für Betroffene und Angehörige eine Herausforderung. Wo erhalten diese Beratung oder Hilfe? Im Info-Café Demenz vom 4. Juni in Frutigen können Fragen gestellt, Angebote diskutiert und Kontakte geknüpft werden.
HANS RUDOLF ...
Die Diagnose Demenz ist für Betroffene und Angehörige eine Herausforderung. Wo erhalten diese Beratung oder Hilfe? Im Info-Café Demenz vom 4. Juni in Frutigen können Fragen gestellt, Angebote diskutiert und Kontakte geknüpft werden.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die ersten Anzeichen einer Demenz sind oft subtil, der Verlauf ist schleichend. Es können sich Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis zeigen, wie die Vergesslichkeit, insbesondere Kurzzeitgedächtnis. Es tauchen Probleme in der Bewältigung von Alltags- und Routineaufgaben auf, Sprachprobleme, Probleme mit der zeitlichen oder örtlichen Orientierung und auch Veränderungen im Verhalten oder der Persönlichkeit. Diese Situation fordert die Betroffenen und die Angehörigen. Um besser damit umgehen zu können, ist es wichtig, darüber Bescheid zu wissen. Hier setzt das Info-Café Demenz vom Mittwoch, 4. Juni, im Seniorenpark Frutigen an.
Vermehrt Junge betroffen
Aktuell leben über 156 000 Menschen in der Schweiz mit einer Demenz. Demogra!sche Modelle zeigen auf, dass sich diese Zahl bis ins Jahr 2050 mehr als verdoppeln wird, auf über 315 400. «In letzter Zeit stellen auch wir vermehrt fest, dass jung erkrankte Menschen und ihre Angehörigen Beratung suchen. Es gibt noch relativ wenig Forschung zu diesem Thema», sagt Silke Däppen von der Beratungsstelle Demenz Thun/Berner Oberland von Alzheimer Bern. Sie wird zusammen mit Markus von Niederhäusern (Teamleiter Demenz, Spitex Niesen) den Infoteil des Anlasses mit dem Titel «Demenz verstehen» bestreiten.
Frühe Demenzen bleiben zuerst oft unerkannt, und es dauert unter Umständen länger, bis die «richtige» Diagnose gestellt wird. Es sind rund fünf Prozent der Demenzerkrankten Jungbetroffene, das heisst unter 65-jährig. Die Fachberaterin denkt, dass die Sensibilisierung mittlerweile grösser ist und Demenzen entsprechend in der Diagnostik früher erkannt werden.
Wo gibt es Hilfe?
Der Unterstützungsbedarf ist sehr unterschiedlich, eine individuelle Begleitung der Betroffenen und Angehörigen sei zentral. Alzheimer Bern ist eine unabhängige Beratungsstelle. Durch die regionalen Beratungsstellen ist die Vernetzung mit der lokalen Anlaufstelle fürs das Alter «Frutigland 65 plus» oder weiteren Organisation wie der Spitex sehr gut. So können den Betroffenen verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt werden. «Nicht alle brauchen dieselben Angebote. Der Verlauf der Krankheit ist ein Prozess und es braucht immer wieder Anpassungen in der Begleitung. Wichtig sind auch die psychosoziale Begleitung und die Schulung von Angehörigen im Umgang mit Demenzerkrankten», so Däppen. Unterstützung gibt es von der regionalen Beratungsstelle von Alzheimer Bern in Thun. Regelmässig !nden auch Beratungsnachmittage von Alzheimer Berner Oberland im Frutigland statt: in Reichenbach, Frutigen, Adelboden und Kandersteg.
Auszeiten für die Angehörigen
Neben der physischen Belastung kommen emotionale, soziale und oft auch !- nanzielle Probleme dazu. «Als wichtig erachte ich, dass betreuende Angehörige auch immer wieder Zeit für sich einplanen können, um soziale Kontakte zu pflegen und sich etwas Gutes zu tun. Solche Auszeiten geben Kraft», sagt Silke Däppen. Insofern brauche es Entlastungsangebote wie Besuchsdienste und Tagesbetreuungsangebote. «Solche Angebote gibt es – aber zu wenige. Und vor allem Tagesstruktur-Angebote für jungbetroffene Menschen mit Demenz gibt es nicht wirklich. Diese Menschen haben ganz andere Bedürfnisse», erklärt die Fachberaterin.
Für Angehörige seien weiter Gesprächsgruppen eine wirklich hilfreiche Ressource: Der Austausch mit anderen Angehörigen, das Wissen und Spüren, mit den Herausforderungen nicht alleine zu sein – das unterstützt stark. In Frutigen gibt es ja seit Anfang 2025 eine geführte Gruppe. Speziell zu erwähnen sind auch die monatlich statt!ndenden, begleiteten Spaziergänge für Demenzbetroffene in Frutigen. Betroffene verbringen einen unbeschwerten, geselligen Nachmittag mit anderen Betroffenen und die Angehörigen erhalten ein Zeitfenster für sich. Und nicht zu vergessen: Da lediglich Pflegeleistungen von den Krankenversicherern übernommen werden und Menschen mit Demenz vorwiegend Betreuung benötigen, entstehen grosse !nanzielle Belastungen, die die Familie selber übernehmen müssen. «Oft wissen die betreuenden Angehörigen auch nicht, welche !nanziellen Unterstützungen sie noch beantragen könnten.» Bei Fragen dazu verweist Däppen auf die Beratungsstellen – und auf das Info-Café Demenz.
Informationen zu Angeboten und Anlässen: frutigland-65plus.ch und alz.ch/be
4. Juni: Info-Café Demenz in Frutigen
Das Angebot richtet sich an pflegende Angehörige, Betroffene und interessierte Menschen rund um das Thema Demenz. Bei einem Kurzreferat und gemütlichem Austausch können diese sich informieren und Fragen stellen. Die Teilnahme am Anlass ist kostenlos (Kollekte). Getränke und Süssigkeiten werden offeriert. Durchführung: Mittwoch, 5. Juni, 19-20.30 Uhr, Seniorenpark Frutigen (Adelbodenstrasse 27). Anmeldung erwünscht bis am 29. Mai per Mail (silke.daeppen@alz.ch).
Ein weiterer Anlass mit dem Thema «Kommunikation mit Menschen mit Demenz» ist am Mittwoch, 12. November, im jetzt Fröschenmoos (Dorfstrasse 9, Reichenbach) vorgesehen.
HSF