Wert-voller Wanderweg in Adelboden
09.05.2025 Tourismus, AdelbodenAn sechs Stationen, die jeweils einem Thema gewidmet sind, darf der Wanderer und die Wanderin sich mit sich selbst und der Frage der Nachhaltigkeit befassen. Und dabei eigene Werte erkennen. Am letzten Freitag wurde der Rundweg eingeweiht.
Die Wandersleute marschieren ...
An sechs Stationen, die jeweils einem Thema gewidmet sind, darf der Wanderer und die Wanderin sich mit sich selbst und der Frage der Nachhaltigkeit befassen. Und dabei eigene Werte erkennen. Am letzten Freitag wurde der Rundweg eingeweiht.
Die Wandersleute marschieren vorerst auf Asphalt durchs Kulturland. Hier blüht ein Apfelbaum, da grasen Kühe, der Weitblick führt bis zum Niederhorn. Bei einem Bänklein klappen sie ihr Büchlein auf.
Es dient als Reisebegleiter. Die erste Station fordert zum «Wahrnehmen», sprich zum Sinnieren - über die eigenen Werte - auf. «Nachhaltigkeit beginnt bei jeder Person selbst, in der Beziehung zu sich, den Mitmenschen und der Natur», ist Dominic Eichenberger, Initiant der Idee, überzeugt.
Kurz darauf taucht die Gruppe auf einem Kiesweg in eine naturbelassene Szenerie ein und eine ganz andere Atmosphäre nimmt sie gefangen. An der zweiten Station über der Cholerenschlucht heisst es «Beobachten», sich vom Wasser inspirieren lassen, um selbst «in Fluss» zu geraten.
Tiefer im Wald eröffnet sich ein von zwei Bäumen flankierter Ausblick auf den Tschentbach. Dominic Eichenberger hält inne. «Das ist für mich das schönste rahmenlose Fenster der Natur», schwärmt er. Entlang des Baches wartet eine weitere Station.
Das Reiseführer-Büchlein ermutigt zum «Handeln». Dominic Eichenberger erklärt: «Wir wissen, wie es um die Erde steht. Um jetzt in die Handlung zu gelangen, gilt es oft, anders zu denken, sich loszulösen von gewissen Routinen mit der Frage: Wovon möchte ich mich erleichtern, damit ich frei werde?»
Die Route war keine Liebe auf den ersten Blick
Für Dominic Eichenberger stellt der Wanderpfad keinen neuen Themenweg dar. Vielmehr möchte er die Menschen zur Natur zurückführen und Anregungen für den Alltag geben: Was kann ich zu einer wertvollen Zukunft beitragen?
Bezüglich der Route, die zu Beginn auf Asphalt verläuft, gibt er zu: «Es war nicht Liebe auf den ersten Blick.» Danach habe er jedoch gemerkt, dass dies passe, um sich der Natur behutsam anzunähern. Die einzelnen Stationen sind lediglich kleine, mit Nummern versehene Holzpflöcke.
Selina Merz hat das Projekt vom Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg (TALK) begleitet.
Man habe bewusst nicht in die Natur eingreifen wollen und schicke darum Interessierte mit dem Büchlein auf den Rundweg. Warum aber ins eher abgelegene Tschenttal? «Wir wollten das Ballungszentrum am Berg entschärfen und die Gäste an einen ruhigen, auf der anderen Seite des Dorfes gelegenen Ort, lenken.»
Sarah Künzi, Leiterin Tourismusentwicklung bei der TALK, betont den Vorteil der nahen Cholerenschlucht: «Weil die Strecke dort vorbeiführt, werden die Wanderer und Wanderinnen auf dieses Naturspektakel aufmerksam.»
Kleine Schritte statt Papier-Strategien
Die Angestellten des Tourist Center machen von nun an den Gästen, die nach bewussten Tätigkeiten fragen, die Werte-Wanderung bekannt. Auch Firmen könnten ihn in ihr Meeting-Programm oder Schulen in ihre Projektwochen aufnehmen und sich von Dominic Eichenberger begleiten lassen.
Das Reiseführer-Büchlein kostet 24.90. Franken. Die Einnahmen fliessen in die Kasse des Vereins «Haus der Werte», der sie wiederum in «nachhaltige und sinnstiftende» Projekte investiert. Initiant Dominic Eichenberger präsidiert die Organisation.
Er unterstützt die TALK auch in ihrer Nachhaltigkeits-Strategie. «Die Gäste tun auf der Werte-Wanderung etwas Gutes für sich. Zugleich helfen sie, weitere umweltschonende Pläne zu verwirklichen. Für sie und unsere Tourismus-Partner ist es viel motivierender, etwas Kleines, Konkretes anzubieten als eine Strategie aufzuzeigen, die Jahre beansprucht und mit der sie nichts anfangen können», erläutert Selina Merz.
Doch werden nicht hauptsächlich schon bewusste und umweltfreundlich eingestellte Menschen den Pfad unter die Füsse nehmen? Dominic Eichenberger dazu: «Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der sich Interessierte mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen können.»
Noch weitere Details zum Werteweg finden sich in der «Frutigländer»-Ausgabe vom vergangenen Freitag.
YVONNE BALDININI