Der «Adler» feiert sein Jubiläum
28.12.2018 Adelboden, Wirtschaft, TourismusAm 22. Dezember 1988 öffnete das neue Hotel-Restaurant Adler seine Tore. Das Direktions-Ehepaar Käthi und Lothar Loretan hat den Betrieb von Beginn an geprägt.
RETO KOLLER
Ferien unter Freunden verbringt man im Adelbodner «Adler». So jedenfalls will es das ...
Am 22. Dezember 1988 öffnete das neue Hotel-Restaurant Adler seine Tore. Das Direktions-Ehepaar Käthi und Lothar Loretan hat den Betrieb von Beginn an geprägt.
RETO KOLLER
Ferien unter Freunden verbringt man im Adelbodner «Adler». So jedenfalls will es das Gastgeber-Ehepaar Käthi und Lothar Loretan. Der Oberwalliser und die Emmentalerin führen den Betrieb seit der Neueröffnung und sind ihm bis heute treu geblieben. Das moderne Drei-Sterne-Haus behauptet sich seit Jahren in den einschlägigen Rankings unter den besten Ferienhotels seiner Kategorie im Land. Der «Adler» wurde gleich mehrmals mit dem Prix Bienvenu von Schweiz Tourismus ausgezeichnet. Dieser belohnt gelebte Gastfreundschaft. «Dieser Preis hat uns immer ganz besonders gefreut», meint Käthi Loretan und verweist augenblicklich auf die Teamleistung in ihrem Betrieb: «Jeder und jede ist ein Glied in der Kette der Dienstleistungen, welche wir für den Gast erbringen. Wir wollen ihm immer wieder das Gefühl geben, dass er uns wichtig ist.»
Gastgeber haben Zukunft
Mehrere dienstbare Geister tun dies seit langer Zeit. Service-Mitarbeiter Imer Bajrami hat schon Kultstatus. Er liest den «Adler»-Gästen seit 26 Jahren ihre Wünsche von den Augen ab. Nick Bejtuli und Brigitte Willen umsorgen sie seit 20 beziehungsweise 15 Jahren. Die Direktorin ist überzeugt, dass die klassische Gastgeberrolle in der Hotellerie Zukunft hat – trotz aller Trends zur Digitalisierung. Loretans legen grossen Wert auf die Aus- und Weiterbildung ihrer MitarbeiterInnen. Kein Wunder, dass «Adler»-Auszubildende an den Lehrabschlussprüfungen immer wieder mit Höchstnoten brillieren.
Leben und Geschäften mit dem Dorf
Der «Adler» hatte dank seiner Lage seit jeher eine wichtige Stellung im Dorfleben. Er war Treffpunkt der Einheimischen und Erholungsraum für die Gäste aus allen Gesellschaftsschichten. Im «Adler» genehmigten sich die Mitglieder der Dorfvereine den Schlummertrunk nach dem gemeinsamen Üben Tisch an Tisch mit den Hotelgästen. Diese Tradition hielten Loretans hoch. Die täglich frischen Güter fürs Hotel und das Tagesrestaurant liefern wo immer möglich einheimische Anbieter. «Das lohnt sich für alle. Unsere Gäste wünschen sich lokale Produkte, wir können uns auf die Lieferanten auch dann verlassen, wenn Not am Mann herrscht», erklärt Käthi Loretan. Sie ist überzeugt, dass die 37 lokalen Geschäfte den Dorfcharakter prägen und dem Feriengast ein zusätzliches Erlebnis vermitteln.
Neuer Spa, neue Zimmer, neuer Speisesaal
Was im «Adler» verdient wurde, floss zurück in den Betrieb. Der Verwaltungsrat beschloss laufend neue Investitionen und hielt das Haus in bestem Zustand und auf der Höhe der Anforderungen eines modernen Ferienhotels. Meilensteine in der Entwicklung waren die Investitionen in den Spa- und Wellnessbereich 2000, 2005 und 2014. Die Hotelzimmer und die Einrichtungen werden regelmässig renoviert. Auch hier kamen wenn immer möglich einheimische Unternehmungen zum Zuge. Die Drei-Sterne-Qualifikation in der Skala des Schweizerischen Hoteliervereines ist deshalb eher zu tief gestapelt. Käthi Loretan meint dazu: «Wir überraschen den Gast gerne mit einer für ein Drei-Sterne-Haus überdurchschnittlichen Leistung. Deshalb haben wir den vierten Stern nie angestrebt.»
Vorsicht vor der Massenabfertigung
Der «Adler» verdankt seinen grossen Erfolg der gelebten Gastfreundschaft. Der Stammgästeanteil liegt bei fast 80 Prozent. Käthi und Lothar Loretan sehen gewissen Entwicklungen allerdings mit Sorge entgegen. Mehrere Hotels verzichten inzwischen auf die Verpflegung ihrer Gäste. So erfreulich dies für die Gaststätten im Dorf ist, es birgt für den «Adler» als sehr beliebtes Speiserestaurant mit grosser Terrasse Gefahren. «Es schmerzt uns, bis zu 100 Gäste pro Tag abweisen zu müssen, wie es im vergangenen Sommer geschehen ist. Doch die Kapazitäten unserer Küche und unseres Personals haben Grenzen, die in der letzten Zeit immer wieder überschritten wurden», erzählt Käthi Loretan. Das sei nicht mehr in ihrem Sinn.
Sie sieht darin eine grosse Herausforderung für die Zukunft des Betriebes. Der Verwaltungsrat hat bereits signalisiert, dass der «Adler» weiterhin auf die gleichen Trümpfe setzen wird wie in der Vergangenheit. Diesen Grundsatz wird er auch walten lassen, wenn es gilt, Loretans zu ersetzen. Sie werden in absehbarer Zeit in den verdienten Ruhestand treten.