Wie funktioniert ein Musikfest?
14.06.2019 Region, KulturDieses und nächstes Wochenende wird die Stadt Thun von Tausenden Musikanten bevölkert sein. Schon jetzt ist klar: Es wird ein Anlass mit Teilnehmerrekord – auch dank Frutigländer Beteiligung.
MONYA SCHNEIDER
Das 24. Bernische Kantonal-Musikfest in Thun beginnt ...
Dieses und nächstes Wochenende wird die Stadt Thun von Tausenden Musikanten bevölkert sein. Schon jetzt ist klar: Es wird ein Anlass mit Teilnehmerrekord – auch dank Frutigländer Beteiligung.
MONYA SCHNEIDER
Das 24. Bernische Kantonal-Musikfest in Thun beginnt bereits am heutigen Freitag – allerdings nicht mit den Blasmusikwettbewerben, sondern mit einem Unterhaltungsabend. Der Männerchor «Heimweh» und die «Original Südtiroler Spitzbuam» werden das grosse Fest eröffnen und für erste Stimmung sorgen.
Am Samstag starten dann die eigentlichen Wettbewerbe. Über 6600 Musizierende in 151 Musik- und 14 Tambourengruppen haben sich fürs Kantonale angemeldet – eine Rekordbeteiligung. Dies freut natürlich das OK, bestehend aus Mitgliedern der Gastgeber MV Thun, MG Allmendingen und Feldmusik Strättligen. Anmeldeschluss war am 31. August 2018, seither haben sich die Vereine intensiv auf ihren Einsatz am Fest vorbereitet. Wie so ein Musikfest abläuft und was einen dort erwartet, muss man unter Musikanten allenfalls den Neueinsteigern erklären. Hier jedoch die wichtigsten Grundkenntnisse für Laien:
Die Musikvorträge
Die Vereine spielen ein Selbstwahlstück, das – wie der Name schon verrät – selbst ausgesucht werden darf. Um dieses Werk einzuüben, hat ein Verein theoretisch mehrere Monate Zeit. Daneben gibt es aber auch noch das Aufgabenstück, das von der Musikkommission des kantonalen Musikverbandes bestimmt wird. Dieses Stück erhalten die Vereine erst zehn Wochen vor dem Fest – so herrschen für alle Teilnehmer dieselben Bedingungen. Zehn Wochen, das scheint viel zu sein. Um ein völlig fremdes Werk bis zur Konzertreife einzustudieren, ist diese Zeit tatsächlich aber eher knapp bemessen.
Die Konzertvorträge werden von einer Jury, bestehend aus drei Experten, beurteilt. Jeder der Experten gibt eine Wertung zwischen 50 (Minimum) und 100 Punkten (Maximum) ab. Aus dem Durchschnitt der drei Punkteabgaben errechnet sich dann das Resultat, das später zu einer Rangliste führt.
Die Marschmusik
Die Parademusik darf an einem Musikfest natürlich nicht fehlen, schon weil sie für Besucher und Zuschauer besonders attraktiv ist. Jede teilnehmende Musikgesellschaft muss bei der Anmeldung zwei Märsche benennen, wovon einer von einem Schweizer Komponisten stammen muss. Welcher Marsch auf der Paradestrecke gespielt werden muss, wird den Musikanten am Fest erst kurz vor dem Start mitgeteilt. Bei der Beurteilung der Marschmusik gilt das gleiche Bewertungsschema wie bei den Konzertvorträgen – mit einem entscheidenden Unterschied: Während im Konzertsaal das Auftreten kaum eine Rolle spielt (oft sitzt die Jury sogar hinter einem Vorhang), ist bei der Marschmusik gerade das entscheidend. Die Uniformen, gemeinsames Losmarschieren auf Kommando, die Symmetrie der Reihen, alles fliesst in die Bewertung mit ein. Natürlich spielt auch die Musik selbst eine Rolle – hier ist also Multitasking gefragt.
Die Stärkeklassen
Anders als bei mancher Sportart stehen nicht Gewicht oder Kraft im Vordergrund. Entscheidend sind andere Parameter. Insgesamt gibt es fünf Stärkeklassen: 1. bis 4. Klasse und Höchstklasse. Ein weiterer Unterschied zu sportlichen Wettbewerben: Jeder Musikverein entscheidet selbst, in welcher Klasse er antreten will. Aber er muss dabei die eigene Leistungsfähigkeit mitbedenken – die zu spielenden Stücke müssen der gewählten Stärkeklasse entsprechen. Wer also in der 2. Klasse startet, bekommt auch das Aufgabenstück für die 2. Klasse und muss ein Selbstwahlstück von entsprechendem Niveau oder höher einreichen.
Neben den Stärkeklassen gibt es zudem verschiedene Besetzungstypen. Die Harmonie umfasst sämtliche Blasinstrumente, also auch Holzblasinstrumente wie Flöten oder Saxofone. Bei der Brass Band besteht die Besetzung ausschliesslich aus Blechblasinstrumenten wie Cornet oder Posaune.
Dabei sein lohnt sich
Eine Reise nach Thun ist auf jeden Fall empfehlenswert – nicht nur für Vereine, sondern auch für Liebhaber der Blasmusik. In den drei Konzertlokalen herrscht während der vielfältigen Musikvorträge stets eine ganz besondere, hochkonzentrierte Stimmung. Und die Parademusik entlang der Seestrasse zu beobachten, ist nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein Erlebnis. Daneben bietet das Musikfest natürlich eine Menge weiterer Unterhaltungsangebote sowie verschiedenste Verpflegungsmöglichkeiten.
Mehr zum Fest erfahren Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links. html
Teilnehmende Vereine aus dem Frutigland
• MG Kandersteg, Brass Band 3. Klasse, So. 16. Juni: Konzertvortrag im Lachensaal 10.30 Uhr, Marschmusik 14.35 Uhr;
• MG Krattigen und Reichenbach, Harmoniemusik 4. Klasse, So. 16. Juni: Konzertvortrag im Bärensaal 10 Uhr, Marschmusik 14.20 Uhr;
• Brass Band Frutigen, Brass Band 2. Klasse, So. 23. Juni: Konzertvortrag im Schadausaal ab 10 Uhr, Marschmusik 15 Uhr
MS