Cook-Pleite sorgt für Einbussen
08.10.2019 Region, TourismusGASTGEWERBE Vor rund zwei Wochen erklärte der zweitgrösste Reiseanbieter der Welt seinen Bankrott: Thomas Cook. Für den Schweizer Tourismus hält sich der Schaden zwar in Grenzen – doch im Frutigland gibt es mindestens zwei Hoteliers, die wohl auf offenen Rechnungen sitzen bleiben ...
GASTGEWERBE Vor rund zwei Wochen erklärte der zweitgrösste Reiseanbieter der Welt seinen Bankrott: Thomas Cook. Für den Schweizer Tourismus hält sich der Schaden zwar in Grenzen – doch im Frutigland gibt es mindestens zwei Hoteliers, die wohl auf offenen Rechnungen sitzen bleiben werden.
BIANCA HÜSING
Die Insolvenz von Thomas Cook zieht weite Kreise: Mitarbeiter, Urlauber, Reisebüros, Fluggesellschaften und Hotels sind von der Zahlungsunfähigkeit des Reiseveranstalters betroffen, einige Betriebe bangen gar um ihre Existenz. In der Schweiz sind die Folgen insgesamt weniger dramatisch. Dennoch wird auch das einheimische Gastgewerbe zum Teil Einbussen hinnehmen müssen. Nach Schätzungen von Schweiz Tourismus generierten Thomas Cook und das deutsche Tochterunternehmen Neckermann Reisen jährlich bis zu 50 000 Übernachtungen respektive 5000 Buchungen. Nun warten landesweit schätzungsweise 40 Hotels vergeblich auf Geld für bereits erbrachte Leistungen.
Enttäuscht von der Kommunikation
Neckermann bot unter anderem Pauschalreisen nach Adelboden mit Übernachtungen im «Steinmattli» an. Dessen Geschäftsleiter Ralph-Marc Diebold sitzt zurzeit auf nicht gezahlten Rechnungen in Höhe von 35 000 Franken. «Dieser Betrag schmerzt natürlich sehr», so Diebold, «aber auf unser zukünftiges Geschäft hat die Thomas-Cook-Pleite zum Glück keinen Einfluss.» Das Unternehmen habe hauptsächlich Sommerreisen vermarktet, das Wintergeschäft sei insofern nicht betroffen. Was den Hotelier fast mehr ärgert als der Zahlungsausfall, ist die Kommunikation des Konzerns. «Ich habe auf verschiedenen Wegen Kontakt aufgenommen und bis heute keinerlei Rückmeldung erhalten. Das Telefon ist tot.» Nun bleibe ihm nichts anderes übrig, als auf eine teilweise Rückerstattung durch die Versicherung zu hoffen. Eine Betreibung habe er bereits eingeleitet, doch Erfolg verspricht er sich davon eigentlich nicht. «All das ist eine völlig neue Situation für mich», bekennt der erfahrene Hotelier.
Mehr Glück in Kandersteg
Ähnlich geht es Heinz Johner, Geschäftsleiter des Adelbodner Hotels Bristol. «Über 30 Jahre haben wir mit dem Reiseveranstalter zusammengearbeitet. Die Nachricht hat uns schwer getroffen.» Schon seit Ende Juli habe Thomas Cook keine Rechnungen mehr bezahlt und Johner stets mit Ausreden abgespeist. «Als wir dann am 23. September bei der Buchhaltungsstelle in Oberursel (DE) anriefen, hiess es, dass alle Konten blockiert seien.» Was mit dem ausstehenden Geld passieren wird, weiss Johner aktuell nicht. Nach mehreren Anrufen bei verschiedenen Zweigstellen des weitverzweigten Unternehmens könne er nur noch abwarten. «Wir werden vermutlich 16 500 Franken verlieren.»
Sollten die für den Oktober angemeldeten Gäste tatsächlich noch kommen, werde man diese direkt abkassieren, bevor sie ihre Zimmerschlüssel erhalten. Für den Winter hat das «Bristol» vorsorglich alle Cook-Buchungen storniert, doch dies seien ohnehin nicht viele. Besser erging es dem Kandersteger Hotel Blümlisalp. Zwar hätten Thomas-Cook-Buchungen jeweils einen «guten Anteil» am Herbstgeschäft – so auch in diesem Jahr. «Aber unser Vermittler hat schnell reagiert und die Gäste über andere Anbieter umgebucht», meint Gastgeberin Mädi Wyss. So sei dem Hotel bis auf ein paar «administrative Umtriebe» kein Schaden entstanden – und die Gäste kämen trotzdem.
Auf das naheliegende Hotel Bernerhof hat die Insolvenz des britischen Reisegiganten «glücklicherweise keinen Einfluss», wie Geschäftsleiter Gerhard Lehmann feststellt.