Abpfiff bis 30. April – mindestens
07.04.2020 Coronavirus, Reichenbach, Kiental, Sport, FrutigenFUSSBALL Beim FC Reichenbach wie auch beim FC Frutigen bedauert man den Unterbruch wegen des Coronavirus, ist aber auch froh über die klaren Regelungen. Die Funktionäre nutzen die Zeit auf unterschiedliche Art und Weise.
MICHAEL MAURER
Nur wenige Tage nach Auftreten ...
FUSSBALL Beim FC Reichenbach wie auch beim FC Frutigen bedauert man den Unterbruch wegen des Coronavirus, ist aber auch froh über die klaren Regelungen. Die Funktionäre nutzen die Zeit auf unterschiedliche Art und Weise.
MICHAEL MAURER
Nur wenige Tage nach Auftreten des ersten Coronavirusfalles in der Schweiz setzte im Fussball eine Dynamik ein, die schliesslich Mitte März in der kompletten Einstellung des Spiel- und Trainingsbetriebes bis mindestens am 30. April gipfelte. Christian Kallen, Sportchef bei den Reichenbacher Kickern, konnte sich zu Beginn derart einschneidende Massnahmen noch nicht vorstellen. Als dann ab Ende Februar stetig Auflagen mit Wirkung auf die Sportwelt verhängt wurden, herrschte teilweise etwas Verwirrung. Was war nun noch erlaubt? Was war nicht mehr zulässig respektive nicht mehr verantwortbar?
Klarheit zumindest für den Juniorenbereich schaffte der bundesrätliche Entscheid der Schulschliessungen. «Keine Schule bedeutet auch kein Training», erklärt Kallen im Gespräch mit dem «Frutigländer». In Sachen Trainings bei den Aktivmannschaften hielt man es beim FC Reichenbach so wie bei anderen Vereinen auch. Sie wurden schliesslich abgesagt. Die Anweisungen der Behörden vom 16. März setzten dann ohnehin sämtlichen fussballerischen Aktivitäten ein Ende.
«Ich bin nun arbeitsloser SPIKO-Präsident»
Mit dem ruhenden Meisterschaftsbetrieb hat Christian Kallen aktuell als Sportchef und SPIKO-Präsident auch nichts mehr zu tun. Dies wird sich mit der Wiederaufnahme der Meisterschaft natürlich wieder ändern. Der leidenschaftliche Fussballer sieht nach wie vor Chancen zur Fortführung der angefangenen Meisterschaft. Dies gerade auch, weil die um ein Jahr verschobene Europameisterschaft mehr Flexibilität schafft. «Unter Umständen könnte noch etwas gehen», äussert er sich hoffnungsvoll, gibt aber auch den engen Zeitplan zu bedenken. Daher ist für den Aeschiner das Szenario des Meisterschaftsabbruchs ebenfalls denkbar. Damit würde mit der Ausgangslage vom Spätsommer 2019 in die Meisterschaft 2020/2021 gestartet.
Den fussballbegeisterten Christian Kallen schmerzt der «Lockdown» rund um die «schönste Nebensache der Welt» natürlich auch persönlich. So vermisst er neben dem aktiven Spielen das Vereinsleben oder die Bundesliga-Matches am Fernseher. Und doch weiss er um die Vorteile der Zwangspause. «Krisen geben auch immer Chancen», erklärt er und weist auf den Umbau der Infrastruktur im Kiener Gand hin. Unter Einhaltung aller notwendigen Massnahmen zum Gesundheitsschutz wird dort nun von einheimischen Gewerbebetrieben das Clubhaus umgebaut. Die grösste Chance, die der Sportchef der grünschwarz-weissen Fussballer jedoch sieht, ist, zu Hause zu bleiben und die Massnahmen zu befolgen. Nicht zuletzt hofft er damit auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Frühling.
Individualtrainings mit der App
Aktuell nicht auf Platz ist bei den Reichenbachern auch Peter Kunz, Trainer der 1. Mannschaft. Er, der mit viel Herzblut seine 3.-Liga-Mannschaft coacht, war ob der Aussetzung der fussballerischen Aktivitäten natürlich schon etwas betrübt. Doch nun sei Vernunft angebracht: «Fussball ist eine schöne Nebensache, die jetzt nur noch eine Nebensache ist», relativiert er. Dabei wird es ihm nicht etwa langweilig. So habe er eine Menge Fussballlektüre zur Weiterbildung und könne sich bereits Gedanken zur nächsten Saison machen.
Ebenso sieht er für seine Mannschaft Gelegenheiten, sich für die Rückkehr auf den Platz vorzubereiten. «Jeder ist jetzt für seinen Fitnessstand selbst verantwortlich», erklärt der Coach. Neben Velofahren, Wandern und Joggen – unter Einhaltung der Vorsichtsmassnahmen – sieht er Möglichkeiten für Kraft- und Koordinationsübungen zu Hause. Daher hat Kunz seinen Spielern auch Zugang zu einer Fussballapplikation, die genau derartige Übungen unterstützt, verschafft. Betreffend dem Übungsstand will der Trainer via WhatsApp mit seinem Team auch regelmässig in Kontakt treten.
Schliesslich freut er sich auf die Zeit nach der Ausnahmesituation. «Wir können froh sein, wenn wir wieder Fussball spielen können», meint Peter Kunz abschliessend.
Garten- anstelle von Motivationsarbeit
Anders verhält sich in der aktuellen Lage Patrick Müller, der Trainer der Reichenbacher 5.-Liga-Mannschaft. «Ich distanziere mich derzeit vom Fussball», erklärt Müller, der sich nun mit seinem Garten anstelle des Fussballplatzes beschäftigt. Dabei berücksichtigt er, dass es sich beim 5.-Liga-Fussball um ein reines Hobby handelt.
Damit die körperliche Fitness seiner Mannschaft gleichwohl erhalten bleibt, hat er einen Aufruf zur Kräftigung in den WhatsApp-Chat gestellt. Ebenso empfiehlt er das, was er selbst auch unternimmt: Einzeljoggings unter Einhaltung der Verhaltensregeln. Weil Patrick Müller viel Wert auf den sozialen Zusammenhalt in seiner Equipe setzt, sieht er das Teamgefühl schon gefährdet. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass dieses nach Eintreffen der Normalität schnell wieder zurückkehrt. Zur Förderung des Mannschaftsgeistes hegt der Trainer die Idee, den Trainingsbetrieb nach der Pause neben dem Fussballtraining auch mit einer lockeren polysportiven Einheit, «Bräteln» inklusive, aufzunehmen.
«Wir warten ab, bis wir wieder spielen dürfen»
Eine fussballerische Pause ist derzeit auch beim Junioren-Obmann des FC Frutigen angesagt. Ferdinand Fuhrer mag sich gut daran erinnern, wie alle Trainings bei den blau-weissen Fussballern abgesagt wurden. Dieser Entscheid wurde sowohl von den fussballbegeisterten Kindern und Jugendlichen wie auch von deren Eltern gutgeheissen. Schliesslich schaffte er Klarheit und eine gleiche Ausgangslage für alle.
Froh um die konsequente Regelung ist ebenso Fuhrers Pendant ein paar Kilometer talauswärts. Der Reichenbacher Junioren-Obmann Daniel Fritschi bekräftigt: «Für mich ist dies das einzig Richtige.» Für Ferdinand Fuhrer, der ebenfalls zwei Mannschaften betreut, bedeutet dies nun abzuwarten, bis der Fussballbetrieb freigegeben wird. In der Zwischenzeit erhalten seine Junioren keinerlei «Hausaufgaben». Dies erachtet er aufgrund der Vorsichtsmassnahmen ohnehin als schwierig. Er sieht hingegen nun die Gelegenheit, etwas Ruhe zu geniessen oder auch als Familie sich mit den Kindern zu beschäftigen.
Wenn die Volksschule ruht, pausiert selbstverständlich auch die Fussballschule des FC Reichenbach. Doch aufgehoben ist nicht aufgeschoben. «Ich habe den Eindruck, dass sich alles verlagert», meint Daniel Fritschi. Daher denkt er, dass die Fussballschule im Herbst wieder aktuell sein werde. Schwierig abzuschätzen sind für Fritschi die Auswirkungen der gegenwärtigen Situation auf die Nachwuchsförderung. Hier gibt sich der Reichenbacher zuversichtlich, dass der aktuell eingeschränkte Kontakt unter Kindern dereinst die Lust auf Mannschaftssport wecken könnte. «Wir werden dann wahrscheinlich gute Trainingsbesuche haben», wagt er einen Blick in die Zukunft.