Grössere Menschenansammlungen sind derzeit nicht erlaubt. Von dieser Einschränkung betroffen sind auch die Musikgesellschaften: Konzerte werden gestrichen, alle Proben fallen aus. Damit Lippen und Lungen nicht komplett einrosten, heisst es nun: improvisieren.
«Hey, salü ...
Grössere Menschenansammlungen sind derzeit nicht erlaubt. Von dieser Einschränkung betroffen sind auch die Musikgesellschaften: Konzerte werden gestrichen, alle Proben fallen aus. Damit Lippen und Lungen nicht komplett einrosten, heisst es nun: improvisieren.
«Hey, salü Kandersteg! Ich hoffe, ihr seid alle gesund!» So beginnt das erste Video, das Dirigent Michael Balzan «seiner» Musikgesellschaft via Whats-App schickte. Immerhin gut zehn Minuten dauert die Aufnahme, und Balzan hält sich auch nicht lange mit der Begrüssung auf. Parallel zur WhatsApp-Nachricht haben die Mitglieder der MG Kandersteg Noten per E-Mail erhalten. Nun ist Einspielen angesagt, «Flexitüde 1» heisst das Notenblatt.
Anleitung mit vollem Körpereinsatz
Der Dirigent spielt und singt vor, wie er sich das Ganze wünscht, erklärt zwischendurch Fingergriffe und die Anatomie der menschlichen Lippen, macht Übungen mit dem Mundstück vor. Wie in den «normalen» Proben arbeitet er dabei mit vollem Körpereinsatz, sodass seine Arme samt Trompete manchmal aus dem Blickfeld verschwinden. Keine Frage: Die Filme haben durchaus einen gewissen Unterhaltungswert.
Nach den Fingerübungen zum Aufwärmen folgen weitere Videos mit neuen Stücken: Tonleitern und Dreiklänge und auch mal ein einfacher Marsch. Die wöchentliche Probe kann all das natürlich nicht ersetzen. Aber immerhin: Wer den Videos folgt, bleibt wenigstens am Ball. Denn irgendwann, so hoffen alle, wird man sich auch wieder «physisch» treffen können, um zusammen Musik zu machen. Dann wäre es gut, wenn man nicht ganz bei null anfangen muss.
«Deine Gs sind ein bisschen zu tief»
Neben dem eigentlichen Orchester gilt es auch noch, den Nachwuchs bei der Stange zu halten, den die MG Kandersteg selbst ausbildet. Auch an dieser Stelle kommt Michael Balzan zum Einsatz. Allen zehn Musikschülern, die er selbst unterrichtet, schreibt er selbst Noten zum Üben auf, ausserdem erstellt er regelmässig individuelle Videos.
«Deine Gs sind grundsätzlich ein bisschen zu tief», erklärt er der 9-jährigen Maria in einem solchen Film. «Du bläst vielleicht zu fest und lässt die Lippen nicht genug vibrieren.» Maria selbst hatte ihm zuvor ein Video geschickt, nun bekommt sie Feedback und Tipps fürs weitere Üben.
Balzan macht sich nichts vor. Der Onlineunterricht über die Distanz gebe für ihn mehr zu tun und sei dabei weniger effektiv. Trotzdem ist der Musiklehrer zuversichtlich. «Mit den Jungbläsern macht es Spass. Sie üben fleissig und werden später bestimmt super spielen.»
PRESSEDIENST MG KANDERSTEG