«Nach und nach erhalten wir unsere Freiheiten zurück»
29.05.2020 Coronavirus, Tourismus, PolitikGute Nachrichten für eine der wichtigsten Branchen im Tal: Ab dem 6. Juni dürfen Bergbahnen fahren und Campingplätze öffnen. Auch kleinere Events sind dann wieder erlaubt. Grossveranstalter müssen sich hingegen weiter in Geduld üben.
BIANCA HÜSING
Daniel Koch ...
Gute Nachrichten für eine der wichtigsten Branchen im Tal: Ab dem 6. Juni dürfen Bergbahnen fahren und Campingplätze öffnen. Auch kleinere Events sind dann wieder erlaubt. Grossveranstalter müssen sich hingegen weiter in Geduld üben.
BIANCA HÜSING
Daniel Koch kann endlich in Rente gehen. «Mister Corona», wie er mittlerweile genannt wird, hatte seine Pensionierung um einen Monat verschoben, um dem Bundesrat als Krisenmanager zur Seite zu stehen. Nun, da die Krise abzuklingen scheint, kommt auch Koch zur Ruhe. Zuvor hatte der Virus-Experte aber noch mit einem Auftritt beim «sportpanorama» für Verwunderung gesorgt. In der Sendung äusserte er die Möglichkeit, Sportveranstaltungen bereits ab Juli wieder vor Publikum stattfinden zu lassen und riet dem Bundesrat, «möglichst früh aufzutun». Diesem Rat ist die Landesregierung nicht gefolgt. Wie sie am Mittwoch verkündete, bleiben Events mit über 1000 Besucher-Innen bis mindestens Ende August verboten. Der Bundesrat bleibt seiner Strategie der kleinen Schritte treu und lockert die Corona-Massnahmen zunächst für Veranstaltungen mit bis zu 300 BesucherInnen. So dürfen ab dem 6. Juni beispielsweise wieder Filmvorführungen, Messen oder Familienfeiern stattfinden. Das weiterhin bestehende Verbot von Grossveranstaltungen kommentierte Daniel Koch schmunzelnd mit den Worten: «Ich habe im ‹panorama› betont, dass der Bundesrat entscheidet und nicht ich. Und das ist auch gut so.»
Was bereits ab morgen wieder möglich ist, sind spontane Versammlungen von bis zu 30 Personen. Die Fünferregel ist damit aufgehoben. Gläubige dürfen bereits seit Donnerstag wieder Gottesdienste feiern.
Grenzen öffnen voraussichtlich im Juli
Für Restaurants gibt es einen Monat nach deren Öffnung weitere Zugeständnisse. Ab dem 6. Juni dürfen grössere Gruppen miteinander speisen – allerdings kommt dann wieder die umstrittene Datenerfassung ins Spiel. Sitzen mehr als vier Personen zusammen, so sind Restaurantbetreiber verpflichtet, die Kontaktdaten einer Person aus der Gruppe aufzunehmen. Auf diese Weise will die Regierung die Rückverfolgung einer möglichen Infektionskette gewährleisten. Sperrstunde ist 24 Uhr – das gilt für Restaurants ebenso wie für Diskotheken.
Ab dem 6. Juni ist an Berufs-, Mittelund Hochschulen wieder Präsenzunterricht gestattet. Auch für den Tourismus in der Region ist der 6. Juni ein bedeutender Stichtag: Bergbahnen, Campingplätze, Seilparks und Schwimmbäder dürfen öffnen – pünktlich zum Beginn der Sommersaison und sehr zur Freude der Seilbahnenbranche (siehe dazu auch die Pressemitteilung von Seilbahnen Schweiz rechts auf dieser Seite). Möglicherweise fahren bald auch vermehrt ausländische Touristen mit: Wenn die Entwicklung der Corona-Fallzahlen es zulässt, soll die Personenfreizügigkeit im Schengenraum ab dem 6. Juli vollständig wiederhergestellt werden. Nach Deutschland, Österreich und Frankreich können SchweizerInnen schon ab dem 15. Juni reisen. «Nach und nach erhalten wir unsere Freiheiten zurück», meint dazu Justiz- und Polizeiministerin Karin Keller-Sutter.
Die Kantone dürfen wieder mitreden
Seine eigenen Freiheiten beschneidet der Bundesrat allerdings. Am 19. Juni wird die «ausserordentliche Lage» zu einer «besonderen Lage» zurückgestuft. Was nach Wortklauberei klingt, hat tatsächlich politische Veränderungen zur Folge: Die Kantone haben wieder Mitspracherecht in allem, was der Bundesrat hinsichtlich der Corona-Krise entscheidet. Überwunden ist diese damit noch nicht. Doch Bundesrat Alain Berset gibt sich optimistisch: «Wir können uns weiter in der neuen Normalität einrichten – vorsichtig und voller Freude.»