Ein Zeitdokument aus dem letzten Jahrhundert
28.07.2020 Aeschi, Aeschiried, Kultur, GesellschaftAm 4. Juli kam im Rahmen der Kirchenrenovierung eine Zeitkapsel mit handgeschriebenen Schriftstücken zum Vorschein. Pfarrer Hansruedi von Ah las ein paar Müsterchen daraus vor.
Am 4. Juli kam im Rahmen der Kirchenrenovierung eine Zeitkapsel mit handgeschriebenen Schriftstücken zum Vorschein. Pfarrer Hansruedi von Ah las ein paar Müsterchen daraus vor. GALERIE MICHAEL SCHINNERLING 13 Personen schauen Jungen gespannt zu, während dieser schriftliche Dokumente aus einer sogenannten Zeitkapsel befreit. Zuerst wird nur etwas Papier sichtbar. Dann zieht Jungen ein eng zusammengerolltes Bündel heraus. Es kommen fein säuberlich geschriebene Frachtbriefe zum Vorschein, auf denen man unter anderem sieht, mit welchen Problemen Aeschi zu kämpfen hatte oder wie die Umbauten 1935 / 36 und 1966 vonstatten gegangen waren. Was wird gemacht? Im Moment ist es in Aeschi still, die Glocken sind abgehängt. Die Jochlager und auch die Läutmotoren sind ausgebaut und werden renoviert. Die Zifferblätter und die Zeiger wurden ebenfalls abmontiert. Die Zeiger werden neu vergoldet und die beiden Zifferblätter einer neuen Malerei unterzogen. Bis im Herbst wird saniert Im Vergleich zu früher stehe man heute auf einem sicheren Baugerüst, man riskiere beim Verbauen der Schipfen nicht mehr Leib und Leben, so der Baukommissionspräsident. Auch würden zum Festnageln der Schindeln keine Hämmer mehr benützt. «Aber ich habe den Eindruck, Herzblut und Begeisterung sind heute wahrscheinlich genauso gross wie beim Bau des Turmes vor mehr als 1000 Jahren», so Streun. «Welche Ehre, hier der Dachdecker zu sein» Im Oktober werden die Maler 300 Quadratmeter Mauerwerk des Turms bearbeiten. «Eine grosse Herausforderung ist die historische Bausubstanz. Hier braucht es fundiertes Fachwissen», erklärt Sam Stähli. Gemäss dem Handwerker ist es wichtig, dass in allen Belangen gründlich gearbeitet wird, damit eine hohe Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Schon Grossvater Stähli habe am Kirchturm gemalt. Heute sei, nach über 80 Jahren Firmengeschichte, die dritte Generation des Familienunternehmens an der Kirche im Einsatz.
Kniend sitzt Thorsten Jung von der BHS Gebäudeschutz GmbH vor einer bronzenen Büchse. Er ist dabei, das Gefäss fachgerecht zu öffnen. Die verlöteten Stellen müssen ganz vorsichtig bearbeitet werden, man will ja den Inhalt nicht beschädigen.
Otto Rychener schrieb im Jahre 1907 «der Nachwelt zum Andenken» eine Bestandsaufnahme, alles wurde fein säuberlich aufgelistet. Sehr zur Freude der Anwesenden las Pfarrer Hansruedi von Ah aus dem Kapitel «Kirchliche Probleme von einem Laien gesehen» vor. «Die Kirche ist in Unruhe geraten wie die ganze Welt. Neue Probleme tauchen auf. In wenigen Jahren wird die Schweiz mehrheitlich katholisch sein», stand da etwa. Und schon damals war das Problem Umweltverschmutzung offenbar ein Thema.
Das Zeitdokument war im Zuge der Sanierung der Aeschiner Kirche aufgetaucht. Laut Jürg Streun, Präsident der Baukommission Kirchenrenovation, wird das Gebäude umfassend renoviert – erneuert werden das Läut- und Uhrwerk, das Dach und der Turm. Das Konstruktionsholz wird dabei teilweise ersetzt. Zudem werde der Turm ganz zum Schluss einer äusseren Oberflächenbehandlung unterzogen und neu gestrichen. «Zwei der Firmen waren schon bei der letzten Renovation vor 48 Jahren beteiligt», erklärt Streun.
«Die Bauzeit wird voraussichtlich bis Ende Oktober dauern. Die Glocken werden erst wieder läuten, wenn die Arbeiten über dem Turmdach abgeschlossen sind. Die Glocken könnten sonst für die Bauarbeiter gehörschädigende Auswirkungen haben», erklärt Streun.
«An der Kirche Aeschi werden wir gegen 50 000 Schindeln aufnageln. Es arbeiten zwischen fünf und sechs Mann am Kirchdach», erklärte Zimmermann Michael Beetschen. Beetschen und sein Team wissen, dass es keine alltägliche Arbeit ist, ein Kirchturmdach zu sanieren. «Da ist vor allem viel Erfahrung gefragt. Es ist spannend, dass die Kirchen Reichenbach und Aeschi 1972 das letzte Mal neu eingedeckt wurden und genau 48 Jahre später beide wieder umgedeckt werden», so der Zimmermann. Dabei dürfe man nie vergessen, dass die Kirche ein Haus Gottes sei. «Welche Ehre, hier der Dachdecker zu sein», so Beetschen.