Eröffnungsfest erst Ende des Jahres möglich
02.07.2020 Kandersteg, Kultur, TourismusDrei Museen unter einem Dach am Dorfeingang – das ist das Ziel. Doch so ganz ohne Probleme ist das nicht zu realisieren. Das geplante Eröffnungsdatum ist verstrichen – wie gehts weiter?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Für den 13. Juni war ein Fest geplant. Die Feuerwehr ...
Drei Museen unter einem Dach am Dorfeingang – das ist das Ziel. Doch so ganz ohne Probleme ist das nicht zu realisieren. Das geplante Eröffnungsdatum ist verstrichen – wie gehts weiter?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Für den 13. Juni war ein Fest geplant. Die Feuerwehr hätte ihr neues Tanklöschfahrzeug (TLF) präsentiert und die drei Museen hätten ihren Betrieb am neuen Standort offiziell aufgenommen. Doch bereits im letzten Dezember liess sich erahnen, dass das Programm wohl nicht einzuhalten war. Der private Verein Pfadi-Museum Kandersteg kündigte die Vereinbarung als Untermieter des Ortsmuseums. Man verhandelte weiter, doch eine Lösung kam nicht mehr zustande. Im Moment noch offen ist, wie das dritte Museum zum Thema Pfadfinder umgesetzt werden kann. Es besteht grosses Interesse, diesen wichtigen Teil der Kandersteger Geschichte zu integrieren. Ob das allerdings eine eigenständige Ausstellung oder schliesslich ein Teil des Ortsmuseums wird, ist noch offen. Mit neuen Partnern ist das Ortsmuseum im Gespräch.
Im März kam dann das Coronavirus ins Spiel. Die Folgen: Das TLF konnte nicht aus Österreich eingeführt werden, der Aufbau und das Ausrüsten des Feuerwehrfahrzeugs in der Schweiz musste warten. Und beim Dorfmuseum sowie dem Seilbahnmuseum Schweiz wurden die vornehmlich im Pensionsalter steckenden Initianten und Mitarbeiter mehrheitlich zur Untätigkeit respektive zum Homeoffice verdammt.
Seilbahnmuseum: Ist bereit
Aktuell ist die Situation so, dass Hansruedi Kallen, Mitinitiant des Seilbahnmuseums, so schnell als möglich die Türen des ehemaligen Armeegebäudes am Dorfeingang für Besucher öffnen möchte. «Für Gruppen ist das auf Anfrage bereits möglich, doch so richtig offiziell einweihen wollen wir die drei Museen ja gemeinsam.» Auf seinem Rundgang durch die Ausstellung erklärt er, dass vor allem die Beschriftungen der Exponate noch fehlen, ansonsten wäre man in kurzer Zeit bereit. Er konnte – im Alleingang – auch während der Corona-Krise das Museum weiter einrichten oder revidierte einzelne Bauteile in der kleinen Werkstatt. Neben den zahlreichen Ausstellungsstücken verschiedener Bahnhersteller und -betreiber sind von der ETH übernommene einzigartige Modelle in die Ausstellung integriert worden. Entsprechend stolz ist Hansruedi Kallen darauf.
Was die Finanzen des Museumprojektes angeht, ist der frühere Betriebsleiter der Oeschinenbahn zurückhaltend. Die Rede war von 150 000 Franken, die nötig wären. Eine Crowdfunding-Aktion habe mit 40 000 Franken zwar nicht ganz so viel eingebracht wie erhofft, allerdings ist der Start mit Sponsorenunterstützung und Vereinsmitgliedern möglich. Weitere Investitionen würden je nach Finanzlage realisiert und seien kein Risiko.
Ortsmuseum: Arbeit beginnt wieder
Noch nicht soweit ist das Ortsmuseum. Auch Jürg Thum, Verantwortlicher des Ortsmuseums, hätte am 13. Juni gern gefeiert, doch sein Stockwerk ist nicht fertig eingerichtet. Zudem muss ein Grossteil des Materials aus der bisherigen Ausstellung in der Zivilschutzanlage der Gemeindeverwaltung noch gezügelt werden. Das war in der Corona-Pause nicht möglich. «Es wird sicher Anfang Dezember, bis wir soweit sind», sagt er. Rudolf Schorer, Präsident des Heimatund Kulturvereins Kandersteg, zeigt die noch leeren Vitrinen und die hölzernen Stellwände, an denen vorerst nur Varianten für die Beschriftungen zu sehen sind. Es stehen auch noch einige Umbauarbeiten an, immerhin steht ein Gemmi-Wägeli schon da. Diese Einrichtungsarbeiten seien aber nur im Team zu bewältigen, deshalb kann man erst jetzt nach den Lockerungen der Corona-Schutzmassnahmen wirklich weitermachen. Im Endausbau sollen verschiedene Themen aus der Geschichte des Bergdorfes modern präsentiert werden. Angedacht sind auch einzelne Aussenstationen im Dorf, was das potenzielle «Schlechtwetterangebot» eines Museums zu einem dauerhaft präsenten Geschichtsunterricht erweitern würde.
Gemeinde: Unterstützt das Projekt
Die durch einen Verbindungsgang verbundenen ehemaligen Armeegebäude gehören heute der Gemeinde. In einem Teil ist die Feuerwehr untergebracht, im Dachgeschoss ist das Übungslokal der Musikgesellschaft. Im benachbarten Gebäudeteil und im Aussenbereich sind die Ausstellungen untergebracht. «Wir machen diese Museen ja nicht primär für uns selbst, sondern für die Einheimischen und die Touristen, also für die Allgemeinheit», sagt Rudolf Schorer. Er begrüsst deshalb, dass sich die Gemeinde an den Infrastrukturkosten beteiligt und tiefe Mieten festgelegt hat.
Bleibt noch das Thema Feuerwehr. Kommandant Heinz Künzi bestätigt, dass das Tanklöschfahrzeug seit dem 19. Juni im Land sei und nun in Belp fertiggestellt werde. Als voraussichtlicher Ablieferungstermin nennt er Ende September, «definitiv in den Einsatz geht das neue TLF im Januar 2021». Damit wäre ein gemeinsames Fest gegen Jahresende doch noch möglich.