Premiere mit dem «Silberschatz der Seen»
07.07.2020 Frutigen, Wirtschaft, TourismusDas Tropenhaus verkauft seit Kurzem auch Felchen aus der eigenen Fischproduktion. Noch hält sich der Ertrag in kleinem Rahmen, doch die Nachfrage ist da.
HANS HEIMANN
Der Felchen, man nennt ihn auch den «Silberschatz unserer Seen», ist ein beliebter Speisefisch und ...
Das Tropenhaus verkauft seit Kurzem auch Felchen aus der eigenen Fischproduktion. Noch hält sich der Ertrag in kleinem Rahmen, doch die Nachfrage ist da.
HANS HEIMANN
Der Felchen, man nennt ihn auch den «Silberschatz unserer Seen», ist ein beliebter Speisefisch und kommt bei Herrn und Frau Schweizer am meisten gebraten und manchmal geräuchert auf den Teller. Über hundert Namen werden für diesen Süsswasserfisch mit weisslichsilbrigen Seiten und Bauch in unserem Land verwendet. Je nach Region nennt man ihn Balchen, Blalig, Albeli, Brienzlig usw.
Wegen ihrer Beliebtheit werden die Tiere in heimischen Gewässern allerdings immer rarer. Um den Bedarf zu decken, drängt sich natürlich die Frage auf, warum man diesen Fisch nicht einfach wie andere Fische in Aquakulturen an Land züchtet. Das hört sich einfacher an, als es ist, denn Felchen fühlen sich normalerweise in tiefen Seen ab zirka 50 Metern Tiefe am wohlsten. Und spricht man Berufsfischer auf dieses Thema an, sagen viele von ihnen: Wem es gelingt, Felchen zu züchten, der wird Millionär.
Das Tropenhaus wagte sich vor zwei Jahren mit Felchen-Fingerlingen aus Finnland an die Produktion. Und das Projekt gelang, denn aus diesen kleinen unreifen Fischchen in der Grösse einer Fingerlänge sind nun tatsächlich ausgewachsene Felchen geworden. Beate Makowsky, Verantwortliche für Marketing und Kommunikation, bestätigt dies, erklärt aber, dass die Verkaufsmenge noch klein sei: «Aufgrund der geringen Menge werden unsere Felchen vorerst nur in ausgewählten Filialen von Coop verkauft. Noch haben wir keine weiteren Abnehmer akquiriert.»
Oberster Berufsfischer erstaunt
Reto Leuch, Präsident des Schweizerischen Berufsfischerverband (SBFV), äussert sich überrascht, dass man es in Frutigen hingekriegt hat, an Land Felchen aufzuziehen. Er bezeichnet die Fischzucht in künstlichen Becken mit einer Kreislaufanlagen zwar als Königsdisziplin, betont aber auch deren Nachteile: «Hat man in diesem geschlossenen Wasserkreislauf einmal den Käfer drin, dann fliesst der nicht einfach weg wie in der Aufzucht in Durchlaufwasserbecken.»
Ein empfindlicher Fisch
Aktuell schwimmen in den neun Becken insgesamt 25000 Felchen. Das sei eine überschaubare Menge, die Produktion müsse aber trotzdem behutsam vor sich gehen, erklärt Dr. Paul Daniel Sindilariu, Leiter der Fischzucht und Verarbeitung. «Die Fische sind sehr empfindlich, aber weniger arbeitsintensiv als andere Arten. Es ist mehr Fingerspitzengefühl gefragt, als physisches ‹Arbeiten› mit dem Fisch.» Die ideale Wassertemperatur für Felchen bezeichnet er mit zirka 13 bis 16 Grad Celsius. Auf die Frage, woraus deren Futter besteht, antwortet der Fischzüchter: «Wir füttern sie mit einem hochwertigen Forellenfutter. Dessen Hauptbestandteile sind pflanzliche und tierische Eiweisse aus Mais, Weizen, Soja, Raps usw.»
Bereits seit über zehn Jahren züchtet das Tropenhaus erfolgreich Störe. Später kamen Egli, Zander, Aesche und nun Felchen dazu. Es ist die erste Kreislaufanlage für Felchen in der Schweiz. Ob sich das Geschäft mit diesem «Silberfisch» vergolden lässt, wird sich zeigen. Leuch ist der Meinung, dass es für Aquakulturen in der Schweiz ohnehin nicht einfach sei. «Ohne einen guten Sponsor ist es schwierig, solch eine Zucht an Land rentabel zu betreiben.»