Von Aufwind ist nur wenig zu spüren
24.07.2020 Reichenbach, Kiental, Wirtschaft, TourismusWochenlang war es ruhig am Himmel. Für die Scenic Air AG war der Corona-Lockdown ein Sturzflug, der Umsatz mit den meist ausländischen Wagemutigen brach komplett ein. GALERIE -
Wochenlang war es ruhig am Himmel. Für die Scenic Air AG war der Corona-Lockdown ein Sturzflug, der Umsatz mit den meist ausländischen Wagemutigen brach komplett ein. GALERIE - FILM 1 - FILM 2 HANS RUDOLF SCHNEIDER Die Gäste aus Übersee fehlen Weiterhin Kurzarbeit Mit heute zwei Maschinen – einer Pilatus Porter und einer Cessna Caravan – bietet das Unternehmen den Nervenkitzel ab Reichenbach an. Die Porter hat Platz für zehn Passagiere, die grössere und speziell leise Cessna kann 20 Springer transportieren. Sie befindet sich jedoch seit einiger Zeit in der Werft für den Unterhalt. Diese geplanten Arbeiten sind durch die ausserordentliche Situation ebenfalls verzögert worden. Mehr zum Thema erfahren Sie online in der Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
An den schönen Tagen sind vermehrt wieder Flugzeuge am Himmel über dem Frutigland zu sehen und zu hören. Es sind nicht nur die Jets der Luftwaffe oder die Helikopter der Rettungsflugwacht mit verletzten Wanderern oder Mountainbikern im Anflug aufs Spital Frutigen, sondern auch wieder die weiss-rote Pilatus Porter der Scenic Air AG. Letzten Samstag herrschte ziemlich viel Betrieb, mehrere Absetzflüge wurden durchgeführt. Doch mit den Tandemabsprüngen läuft es eher spärlich an. Während in einem normalen Betriebsjahr bis zu 10 000 Schulungs-, Trainings-, Spass- und Tandemsprünge verzeichnet werden, lag der Umsatz im Juni noch immer bei minus 95 Prozent, wie Inhaber Peter Balmer sagt.
Der Grossteil seiner Kunden ist normalerweise international oder sogar interkontinental. Viele konnten aber wegen der eingestellten Flugverbindungen oder Einreisebeschränkungen gar nicht ins Oberland kommen – oder können noch immer nicht. «Viele sind zudem verunsichert und wollen gar nicht in ferne Länder reisen», sagt Balmer. Gerade für die vielen jungen «Backpackers», die meist auf dem Bödeli und rund um Interlaken Abenteuer suchen, ist der Tandemsprung sonst ein beliebtes Angebot. Derzeit sind es also fast ausschliesslich Schweizer und einige Deutsche, die es wagen, sich über dem Kandertal in 3500 bis 4000 Metern über Grund aus den Propellerflugzeugen zu stürzen. «Wir erwarten im laufenden Jahr eigentlich keine interkontinentalen Kunden mehr. Wir hoffen auf 2021», so die nur leicht positive Aussicht. Immerhin steige das Interesse an Schulungen und der Fallschirmausbildung der heimischen Kundschaft spürbar, kann sich Balmer freuen.
Seit der Firmengründung vor über 20 Jahren gehören neben den Absetzflügen für Fallschirmpiloten auch Gletscherlandungen zum festen Angebot. Bei dem in Matten beheimateten Unternehmen können zudem Rundflüge auf verschiedenen Routen durch die Alpen gebucht werden. Dieses Standbein der Firma wird vor allem von Schweizern und Deutschen genutzt. Aktuell ändert dies aber nichts daran, dass die 15 Scenic-Air-Mitarbeiter Kurzarbeit haben und auch Kündigungen nicht ausgeschlossen werden können.