Neuer Name und bald erweitertes Angebot
04.08.2020 Coronavirus, Wirtschaft, Tourismus, Aeschi, AeschiriedSeit Anfang Jahr ist das ehemalige Ferienheim in neuen Händen und wird von einem innovativen Paar geführt. Corona hat aber auch ihre Erweiterungspläne gebremst
KATHARINA WITTWER
«Der Start am 1. Januar 2020 und die darauffolgende Corona-Krise war für uns als ...
Seit Anfang Jahr ist das ehemalige Ferienheim in neuen Händen und wird von einem innovativen Paar geführt. Corona hat aber auch ihre Erweiterungspläne gebremst
KATHARINA WITTWER
«Der Start am 1. Januar 2020 und die darauffolgende Corona-Krise war für uns als Quereinsteiger schon eine Herausforderung», gesteht Stefanie Toussaint-Aegerter. Die gebürtige Thunerin kennt das ehemalige Ferienheim seit ihrer Jugend, hier verbrachte sie schon einige Wochenenden. «Das Haus berührte mein Herz und ich hatte schon damals das Gefühl, es stecke sehr viel Potenzial drin», erzählt sie.
Dass Stefanie Toussaint-Aegerter das Ferienheim Jahre später selber führen würde, hätte sie sich kaum träumen lassen. Ihr Berufsweg wies erst in eine andere Richtung: Sie studierte Jura, promovierte als Rechtsanwältin und erlangte in London den Master in Sozialunternehmertum. Ehemann Etienne Toussaint kommt aus Berlin. Sein Beruf in der Marketingbranche führte ihn in den Grossraum Zürich, wo er längere Zeit arbeitete. Nach der Heirat vor drei Jahren zogen sie an den Thunersee.
Z wie zusammen und Zuhause
Als letztes Jahr die Liegenschaft zum Verkauf stand, war das für das Ehepaar eine Art Fingerzeig. Ihnen schwebte nämlich schon länger vor, Arbeitsplätze für Menschen zu schaffen, die durch alle sozialen Maschen fallen. Dieser Ort erschien geradezu ideal. Die Liegenschaft wurde von mehreren Privatpersonen aus der Region erworben und wird nun von Stefanie und Étienne Toussaint über eine GmbH gemietet.
Inzwischen ist das Paar daran, seine Pläne zu verwirklichen. Natürlich haben die Corona-Krise und der Lockdown die Umsetzung verzögert. Der neue Name «Z Aeschiried» sei auf der Hand gelegen, da sie untereinander schon immer von «z'Aeschiried» geredet hätten. «Das ‹Z› ist ein markanter Buchstabe und steht auch für ‹zusammen› und ‹Zuhause›. Wir wollen zusammen mit dem Angestellten und den vielen Freiwilligen etwas erreichen und ihnen zugleich ein Zuhause bieten. Einige wohnen nämlich hier», fügt Etienne Toussaint klärend an. Die Mieter und Geschäftsführer durften einen laufenden Betrieb und ein kompetentes, harmonisches Team übernehmen. Basierend darauf konnten umgehend auch Personen in herausfordernden Situationen integriert werden.
Angebot auch für Leute, denen die Decke auf den Kopf fällt
Eines ihrer Ziele ist, ein möglichst breites Gästesegment anzusprechen. «Unser Betten- und Raumangebot eignet sich für Einzelreisende, Paare, Familien, Gruppen in verschiedenen Grössen, Seminare und Retreats.» Während des Lockdowns boten sie spontan «Remote Workspaces» mit Übernachtung an. Das ist für Personen im Homeoffice gedacht, denen die Decke auf den Kopf fällt oder die ihre Arbeit in den eigenen vier Wänden nicht erledigen können. Alle Zimmer und die Gemeinschaftsräume verfügen über WLAN.
Gäste, die via Airbnb buchen, sind sich gewohnt, dass die Reception nicht ständig besetzt ist, die Codes für Hausund Zimmertüren aufs Handy übermittelt werden und dass kein Frühstück angeboten wird. Mit Letzterem habe der traditionelle Schweizer Gast etwas Mühe, wissen die beiden inzwischen. Die Gäste haben derzeit die Möglichkeit, sich ihre Mahlzeiten in der Selbstkocherküche zuzubereiten. Zudem gibt es ganz neu eine Zusammenarbeit mit einem lokalen Restaurant, bei welchem Frühstück bestellt werden kann. Dieses wird kostenlos ins «Z Aeschiried» geliefert.
Stefanie und Etienne Toussaint arbeiten in der Regel hinter der Kulisse. Sie sind zuständig fürs Beantworten von Anfragen, Website, Marketing, die Finanzen, das Personal und für alles, was im Tagesgeschäft anfällt. Auch machen sie sich Gedanken, wie und in welcher Reihenfolge sie ihre Pläne verwirklichen können.
Mehr zum «Z Aeschiried» finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
Wechselhafte Geschichte in den letzten Jahren
Ende Oktober 2014 schloss das frühere «Blaukreuzheim Aeschiried» nach über 80 Jahren als Selbstkocher-Lagerhaus (später Hotel mit öffentlichem Restaurant) seine Tore. Von Dezember 2014 bis März 2018 waren im alten Gebäudeteil «Seeblick» Asylsuchende untergebracht. 2015 lancierte die Besitzerin, die Stiftung Ferienzentrum Aeschiried, den Architekturwettbewerb «Alpentherme» für ein Wellness- und Seminarhotel mit 90 Zimmern. Das Siegerprojekt scheiterte im Herbst 2016 unter anderem wegen finanzieller / baurechtlicher Risiken.
Nach Auflösung der Kollektivunterkunft durfte die Küche nur noch zu Selbstkochzwecken benutzt werden. Ab Mai 2018 wurden beide Gebäudeteile über die Buchungsplattform Airbnb vermietet, die Liegenschaft ging Ende 2019 in neue Hände über und wird seither vom Ehepaar Toussaint geführt.
WI