Sieben Zeugen der Regionalgeschichte
11.09.2020 Region, KulturAm kommenden Samstag und Sonntag sind die Europäischen Tage des Denkmals. Da denkt man im Tal sofort an Gruebibad und Kanderviadukt. Ein Blick ins kantonale Bauinventar zeigt aber, wie viele schützens- oder erhaltenswerte Objekte sonst noch am Wegesrand stehen. ...
Am kommenden Samstag und Sonntag sind die Europäischen Tage des Denkmals. Da denkt man im Tal sofort an Gruebibad und Kanderviadukt. Ein Blick ins kantonale Bauinventar zeigt aber, wie viele schützens- oder erhaltenswerte Objekte sonst noch am Wegesrand stehen.
Adelboden: Maillarts Erbe
Etwas unscheinbar wirkt die Spittelbrücke über die Engstlige von 1930. Ganz anders sieht das die Berner Denkmalpflege: Für sie stellt das Werk von Ingenieur Robert Maillart ein hervorragendes Meisterwerk der Baukunst dar. Dass die Brücke so minimalistisch daherkommt, macht also genau ihren Reiz aus.
Aeschi: Platz für Flaneure
«Als einer der letzten Zeugen des einst florierenden Badbetriebs im Heustrich von lokalhistorischer Bedeutung»: Diese Beschreibung trifft auf die erhaltenswerte Quellfassung von etwa 1920 zu. Zum pavillonartigen Sichtmauerwerk-Bau mit geknicktem Walmdach gehört ein Durchgang für den Wanderweg.
Reichenbach: Das alte Triple
Runder Putzbau, achteckige Zeltdächer, eichelförmiger Firstknauf: Gleich in dreifacher Ausführung kommen die sorgfältig gestalteten Pumpenhäuschen von 1918 daher. Die kleinen Türmchen im neobarocken Heimatstil stehen ausserdem als Blickfang im freien Feld – kein Wunder, schafft es dieses Stück Industriegeschichte ins Bauinventar.
Kandersteg: Für Zug und Wasser
Es muss sich ja nicht immer alles um das bekannte Nordportal des Lötschbergtunnels drehen. Die Bahnunterführung im Gebiet Filfalle jedenfalls dient nicht nur Spaziergängern, sondern auch dem Durchlass des Inneren Sagibachs. Damit schafft das Bauwerk von etwa 1912 gemäss den kantonalen Experten «eine einmalige Kombination».
Frutigen: Ovale Kleinode
Schützenswert ist auch ein Objekt an der Dorfstrasse: Mit seinen zwei Ovalbecken zeigt der Steinbrunnen von 1830 noch die Formen des Spätbarocks. Die Heimatstilsäule mit Adlerfigur als Spitze wurde aber erst später aufgesetzt – sie hat nämlich um 1925 der Thuner Architekt Jacques Wipf realisiert.
Krattigen: Alles fürs Papier
Hübsch, massiv und doch elegant: Mit diesen Attributen gelang dem knapp hundertjährigen Gemeindearchiv ebenfalls der Sprung ins Bauinventar. Aus Gründen der Feuersicherheit wurde es ausserhalb des Dorfes errichtet – der Pavillon befindet sich auf einer kleinen Erhebung oberhalb der Aeschistrasse.
Kandergrund: Viel Heu drin?
Auch die Landwirtschaft kommt nicht zu kurz bei der Denkmalpflege: Als «erhaltenswert» stuft sie diese Scheune von 1777 ein. Der Blockbau mit schwach geneigtem Satteldach steht unterhalb der alten Wallisgasse und sei ein «gut proportioniertes, währschaftes Beispiel einer Hausscheune» – und dabei durchaus repräsentativ gestaltet.
Schützen und erhalten
Im kantonalen Bauinventar werden Baudenkmäler erfasst, die kulturell, historisch oder ästhetisch besonders wertvoll sind. Gemäss Baugesetz gehören dazu neben Häusern auch Baugruppen, Gärten oder Anlagen. Unterteilt werden sie in «schützenswerte» Objekte, die möglichst komplett bewahrt werden sollen, und «erhaltenswerte» Objekte, die es zu schonen gilt. Alleine für die Gemeinde Frutigen werden im Inventar 366 Baudenkmäler aufgelistet. Das Bauinventar wird bei der Beurteilung von Baugesuchen beigezogen und ist Planungsgrundlage für Behörden. TEXT BENJAMIN HALTMEIER /
BILDER ZVG / DENKMALPFLEGE BERN