Aktiv und gesellig seit 75 Jahren
06.10.2020 Aeschi, Aeschiried, Kultur, GesellschaftMit Stolz pflegt die örtliche Trachtengruppe lebendiges Brauchtum. Auf ein Vereinsleben mit vielfältigen Tätigkeiten wird seit der Gründung grosser Wert gelegt.
HANS HEIMANN
Im Allgemeinen widmet sich ein Trachtenverein dem Erhalt und der Pflege traditioneller ...
Mit Stolz pflegt die örtliche Trachtengruppe lebendiges Brauchtum. Auf ein Vereinsleben mit vielfältigen Tätigkeiten wird seit der Gründung grosser Wert gelegt.
HANS HEIMANN
Im Allgemeinen widmet sich ein Trachtenverein dem Erhalt und der Pflege traditioneller Kleidung. Die Mitglieder drücken mit dem Tragen der lokalen Tracht an öffentlichen Anlässen ihre Heimatverbundenheit aus. Das ist auch bei der Trachtengruppe Aeschi, die 1945 mit zwölf Mitgliedern von einer Schar zuversichtlicher Frauen gegründet wurde, der Fall. Aber nicht nur das: Europa befand sich damals noch im Krieg, und viele Schweizer Männer waren im Aktivdienst. Auf den Frauen zu Hause lastete ein schweres Los. Gegenseitige Unterstützung und Kameradschaft wurden in der Trachtengruppe Aeschi daher von Anfang an grossgeschrieben. Wie den Tätigkeitsberichten aus der Gründungszeit zu entnehmen ist, gehörten nebst Singen und Tanzen in Trachten auch praktische Aktivitäten zum Alltag der Mitglieder. So veranstalteten sie etwa einen Schnitzkurs und stellten die geschaffenen Werke im «Niesen» aus. Emsige Hände strickten und nähten besonders im Winter auch immer wieder für den Säuglingskorb oder für bedürftige Mitmenschen. Gut besucht waren stets die Strickkurse.
Tanz- und Theatervorführungen
Wenn die Sommerzeit nahte, rückten derlei Tätigkeiten in den Hintergrund. Man traf sich in der Regel alle 14 Tage, insgesamt 17-mal im Gründungsjahr. «Der Tätigkeitsbericht sieht wahrscheinlich im Vergleich mit denen anderer Gruppen recht bescheiden aus. Doch kann ich dafür von treuer Kameradschaft in unserer Gruppe berichten, und die Tatsache, dass auch beim ärgsten Wetter die meisten Mitglieder zur Zusammenkunft kamen, mag für sich selber sprechen», heisst es im ersten Tätigkeitsbericht des damals noch jungen Vereins. Und da man bald realisierte, dass das Tanzen etwas zu stiefmütterlich behandelt wurde, traf man sich im ersten Halbjahr 1949 jeden Montag zum Volkstanzkurs. Dazu waren auch Burschen eingeladen, und als gemischte Gruppe ging sowieso alles besser. Mit den Jahren – der Verein war inzwischen «volljährig» geworden – wagte man sich an Theateraufführungen, die alle zwei Jahre einem Publikum dargeboten werden.
Gefeiert wird im nächsten Jahr
Der Nationalfeiertag steht fest im Programm der Gruppe. Anfänglich nahmen die Trachtenfrauen nur am Umzug teil, später führten sie den Brunch des Frauenvereins weiter. Unter dem Motto «Ermel hinderi litze u drahi» laden sie seitdem jeweils am 1. August zu einem reichhaltigen Buffet ein. Als Höhepunkte gelten auch immer die jährliche Schweizerische Delegiertenversammlung, der Tag der Tracht und besonders das Schweizerische Trachten- und Alphirtenfest am Unspunnen.
Die Vereinsmitglieder haben auf ihren Reisen schon manch schöne Ecke der Schweiz entdeckt. Trotz der gesellschaftlichen Veränderungen blickt die zurzeit amtierende Präsidentin, Margrit Schenk, optimistisch in die Zukunft. «Natürlich ist man immer auf der Suche nach Nachwuchs. Es ist daher erfreulich, dass sich in den letzten Jahren junge Frauen für das Trachtenwesen begeistern liessen und als Neumitglieder gewonnen werden konnten.» Die 75-Jahr-Jubiläumsfeier wird auf den 10. April 2021 verschoben. Schenk verweist auf den nächsten Anlass im Vereinsjahr, den Raclette-Abend mit Salat- und Dessertbuffet am 31. Oktober im Gemeindesaal.
Im Wandel der Zeit Margrit Schenk, die amtierende Präsidentin der Trachtengruppe Aeschi, vergleicht Übungsabende von einst mit heutigen:
«Geschter: Früsch gwäsche u gstrehlt, e Sunntigsschurz u die bessere Halbschueh anne, ds Lismerchörbli am Ärmeli träffe mir üs zum Üebe. Dr Grammophon würd no vo Hand ufzoge, d'Nadle chratzet afe echli. Ir Pouse, derwile d'Presidenti allergatig z'säge het, würd flissig a Socke, Hentsche oder Zottelhübeni glismet.
Hüt: Früsch duschet, git afe viel gueti Düftleni, früejer hets öppe Lux- oder Palmolivesiife gä, chöme mier ir Pousehalle zäme. Liechti Tanzschueleni, ir Füdlitäsche vo de Jeans steckt ds'Händy. Ds Laptop isch parat. Ir Pouse kes chlefele vo Lismernadli z'ghöre. Muess no hurtig uf ds'Natel gugge. Na de zächne isch me früejer u o hüt zfride gäge hiimzue. Ds'inte oder andere Musigtiili trolet no im Chopf ume. Muess ig jetzt linggs oder rächts dreie? Das het vo geschter zu hüt gar nüt genderet.»