Blausee AG zweifelt Fachbericht an
16.10.2020 Kandergrund, Blausee, Mitholz, Wirtschaft, PolitikHaben illegale Deponietätigkeiten zum Fischsterben im Blausee geführt? Ein externer Bericht entlastet die Steinbruch-Betreiber eigentlich – doch die Blausee AG weist das Gutachten als fehlerhaft und unbrauchbar zurück.
BIANCA HÜSING
Im Rätsel um die verendeten ...
Haben illegale Deponietätigkeiten zum Fischsterben im Blausee geführt? Ein externer Bericht entlastet die Steinbruch-Betreiber eigentlich – doch die Blausee AG weist das Gutachten als fehlerhaft und unbrauchbar zurück.
BIANCA HÜSING
Im Rätsel um die verendeten Forellen steht weiterhin Aussage gegen Aussage. Die Inhaber des Blausees – und damit auch der Fischzucht – gehen nach wie vor davon aus, dass die unerlaubte Zwischenlagerung von Altschotter aus dem Lötschbergtunnel zu einer Vergiftung ihrer Tiere geführt habe. Durch die Verarbeitung und teilweise Deponierung des Materials seien Schadstoffe über das Grundwasser in den Blausee gelangt. Medienwirksam verkündete die Blausee AG daher Mitte September, sie hätte Strafanzeige gestellt.
Kurze Zeit später wandte sich die in Verdacht stehende Steinbruch + Hartschotterwerk Blausee-Mitholz AG mit einem Gutachten an die Öffentlichkeit, das die Vorwürfe der Blausee AG entkräften soll. Tatsächlich schliesst dieser Fachbericht eine Gefährdung des Grundwassers aus. Das Ausfallkornmaterial aus dem Gleisaushub sei entfernt worden, und es gebe keine Hinweise auf eine erhöhte Belastung. Das Unternehmen habe überdies keine Abbauarbeiten im Grundwasserbereich vorgenommen. So hält es die GEOTEST AG in ihrem Gutachten vom 16. September fest. Die Blausee-Inhaber widersprechen dieser Darstellung – und ziehen gar die Objektivität der Gutachter in Zweifel.
Wurden die Proben zu spät und am falschen Ort entnommen?
Unabhängig könne das Gutachten schon deshalb nicht sein, weil es von den Steinbruch-Betreibern in Auftrag gegeben und entsprechend auch bezahlt worden sei. Doch auch hinsichtlich der Methodik wird der Fachbericht bemängelt. Er stütze sich weitgehend auf die Aussagen des Auftraggebers – des Steinbruchs also – und lasse die Dokumentation der Blausee AG ausser Acht. Die Proben seien zudem am falschen Ort und zur falschen Zeit entnommen worden. Einerseits sei die Grube zum Zeitpunkt der Untersuchung im Juli 2020 bereits aufgeräumt gewesen. Andererseits habe man die Proben im südlichen Teil des Steinbruchs entnommen, obwohl der Schotter vor allem im nördlichen Teil deponiert und aufbereitet worden sei. «Allein aus diesem Grund erweist sich der GEO-TEST-Bericht als wertlos», schreibt die Blausee AG in einer Medienmitteilung vom 14. Oktober.
Dass sie nicht das vollständige Areal untersucht haben, würden die Gutachter wohl auch selbst nicht bestreiten. Im Schlussabschnitt ihres Berichts heisst es: «Im nördlichen Teil des Grubenareals bestehen momentan keine Möglichkeiten, den Grundwasserspiegel messen zu können und dies war bislang auch nicht gefordert.» Die GEOTEST AG empfiehlt deshalb Bohrungen im nördlichen Teil sowie eine statstische Auswertung früherer Grundwasserspiegel-Messungen. Gegebenenfalls müsse auch die Abbaukote angepasst werden, also der vorgeschriebene Mindestabstand der Grube zum Grundwasser.
Die Blausee AG verlangt ihrerseits weiterhin eine «umfassende und neutrale» Untersuchung der Vorfälle – wie dies auch aus der Politik gefordert wird.
Lötschbergtunnel: Massive Preissteigerung
89 Millionen Franken sollte die Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels ursprünglich kosten. Nun verlangt der Baukonzern Marti AG, der die Arbeiten ausführt, plötzlich 157 Millionen. Wie die SRF-«Rundschau» diese Woche berichtete, wird die massive Preissteigerung mit grösseren Aushub- und Betonmengen begründet. Dass die Marti AG überhaupt Zusatzforderungen stellen kann, ermöglicht ein entsprechender Passus im Vertrag, den sie mit der BLS abgeschlossen hat. Offenbar sind dem Bahnunternehmen grobe Fehler bei der Ausschreibung unterlaufen. Dies legt ein interner Revisionsbericht nahe, aus dem die «Rundschau» zitiert. Damit die Kosten nicht gänzlich aus dem Ruder laufen, scheint die BLS einen Teil der Bahnstrecke vorerst unsaniert lassen zu wollen.
Die Kostenerhöhung wird von Politikern scharf kritisiert. Aus Nationalrat Albert Röstis Sicht ist dies ein Fall für die parlamentarische Geschäftsprüfungskommission. Am Ende zahle schliesslich der Steuerzahler. Die Grünen-Nationalrätin Aline Trede stellt gar einen Zusammenhang zum Blausee-Skandal her. Es sei nicht auszuschliessen, dass bei der Entsorgung des Bauschutts gespart werden sollte.
HÜS