Ein Kulturverein im Standby-Modus
16.10.2020 Coronavirus, Kultur, FrutigenObwohl KanderKultur einen guten Sommer hinter sich hat, sagt der Verein für den Rest des Jahres sämtliche Veranstaltungen ab. Grund für diesen Entscheid ist die neuerliche Verschärfung der Corona-Regeln.
BIANCA HÜSING
Das Jahr 2020 verlangt Veranstaltern einiges ...
Obwohl KanderKultur einen guten Sommer hinter sich hat, sagt der Verein für den Rest des Jahres sämtliche Veranstaltungen ab. Grund für diesen Entscheid ist die neuerliche Verschärfung der Corona-Regeln.
BIANCA HÜSING
Das Jahr 2020 verlangt Veranstaltern einiges an Flexibilität ab. Auf erste Corona-Massnahmen folgten Verschärfungen, ein kompletter Lockdown, nach und nach Lockerungen und schliesslich wieder Verschärfungen. Planbarkeit sieht anders aus. Auch der Verein KanderKultur musste sein Programm diesen Sommer kurzfristig anpassen: Statt eines grossen Festivals richtete er eine Konzertreihe mit maximal 270 zulässigen Besuchern pro Event aus. Und kaum war das letzte Konzert verklungen, änderte der Kanton Bern erneut die Spielregeln. Für KanderKultur war es damit an der Zeit, eine Pause einzulegen. «Mit der Kombination aus Contact Tracing und Eigenverantwortung konnten wir noch gut arbeiten», erklärt Vereinspräsident Reto Grossen. «Aber mit Maskenpflicht können wir keine Partys veranstalten.» Die brauche der unsubventionierte Verein jedoch, um seine Kulturveranstaltungen querzufinanzieren. Partys und Maske – das passt aus Grossens Sicht nicht zusammen: «Unser Business lebt von Emotionen und vom Loslassen.»
Aus epidemiologischer Sicht sei es ebenfalls keine gute Idee, die Events wie geplant durchzuführen. Man trage als Veranstalter schliesslich eine Verantwortung. Die Vereinsmitglieder hätten sich daher geschlossen dafür ausgesprochen, das weitere Programm abzusagen und in den «Standby-Modus» umzuschalten. Auch die Badi Lounge bleibt geschlossen. Vorerst gilt dies nur bis Ende des Jahres, aber eine Verlängerung der Massnahme hält Grossen durchaus für denkbar.
«Es geht uns besser denn je»
Mit der erst kürzlich abgeschlossenen Konzertserie habe der Entscheid nichts zu tun, betont der Frutiger. Der Sommer sei «super» gewesen, man habe innerhalb kurzer Zeit eine sehr erfolgreiche Veranstaltungsreihe auf die Beine gestellt. «Es geht uns besser denn je.» Mit dieser Ausgangslage sei eine Veranstaltungspause verkraftbar – zumal man für diesen Winter ohnehin keinen einzigen Franken an Einnahmen budgetiert habe. «Wir haben uns schon darauf eingestellt, dass das Veranstalten von Events im Winter in geschlossenen Räumen wohl sehr schwierig wird.» Die nächsten Monate werde der Verein nun damit verbringen, die vergangenen sieben Jahre zu analysieren, weiter am eigenen Grundkonzept zu arbeiten und bereits das nächste Sommerfestival zu planen. «Statt zu spielen, gehen wir also noch einmal ins Trainingslager», erläutert Grossen mit einer Sportmetapher.
Eigentlich standen bis Ende des Jahres noch zehn Veranstaltungen in der KanderKultur-Agenda, eine davon hätte bereits am morgigen Samstag stattgefunden. Die Besucher sind laut Grossen per E-Mail, Website und Facebook über die Absage informiert worden. Da der Verein vorsorglich auf ein personalisiertes Ticketsystem gesetzt habe, enstehe niemandem ein finanzieller Schaden. «Die Tickets wurden per Mail reserviert, gezahlt hätte man sie sowieso erst an der Abendkasse.»