1,6 Millionen Franken fürs Sportzentrum?
20.11.2020 Frutigen, Wirtschaft, PolitikDas Hallenbad wird derzeit saniert. Damit es anschliessend auch wieder genutzt werden kann, muss die Gemeinde in die Tasche greifen. Nur so können die Betriebskosten dauerhaft gedeckt werden. Ob die Stimmbürger dies einmal mehr unterstützen?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Das Hallenbad wird derzeit saniert. Damit es anschliessend auch wieder genutzt werden kann, muss die Gemeinde in die Tasche greifen. Nur so können die Betriebskosten dauerhaft gedeckt werden. Ob die Stimmbürger dies einmal mehr unterstützen?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Warmes Wasser lassen sich die Frutiger wirklich etwas kosten. 2010 und 2015 standen der Sportzentrum Frutigen AG das Wasser respektive die finanziellen Probleme bis zum Hals. Die Bevölkerung unterstützte die Besitzerin und Betreiberin des Hallenbads in beiden Fällen. Seit 2016 fliessen jährlich Betriebsbeiträge in Höhe von 320 000 Franken aus der Gemeindekasse. Diese sind aber auf Ende 2020 befristet, deshalb wird am 29. November über eine Verlängerung bis ins Jahr 2025 abgestimmt. Den Antrag hat die Sporzentrum Frutigen AG an die Gemeinde gestellt. Da es insgesamt um 1,6 Millionen Franken geht, kommt das Geschäft an die Urne.
Nicht nur Kosten, auch Nutzen
Bisher war die Höhe der Beiträge an das Hallenbad zwar oftmals kontrovers diskutiert worden. Aber am Ende unterstrichen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger jeweils mit ihren Entscheiden die Bedeutung des Badeangebots für die Region. In der Abstimmungsbotschaft wird darauf hingewiesen, dass die Sportzentrum Frutigen AG die Allgemeinheit nicht nur etwas koste, sondern auch etwas für sie leiste. Die Rede ist von einer Gesamtbilanzsumme von 3,9 Millionen Franken und Einnahmen inklusive Mieten von 630 000 Franken. Es liege eine erhebliche direkte und indirekte Wertschöpfung in der Gemeinde vor. Zudem würden Kapital- und Liegenschaftssteuern sowie Kurtaxen abgeliefert, von der AG sowie den angegliederten und eingemieteten Betrieben wie der Badi Lounge, dem Fitnesscenter oder der Physiotherapie. Die lokalen Schulen haben zudem sowohl im Hallen- als auch im Freibad gratis Eintritt und würden der Gemeinde so eine zusätzliche Turnhalle ersparen, argumentiert der Gemeinderat.
Keine Dividenden
Das Ziel der Badbesitzerin ist eine ausgeglichene Rechnung. Dies ist trotz der Pandemiesituation und der Beckensanierung offenbar auch für das laufende Jahr in Reichweite. Allfällige Gewinne der Firma dürfen nicht an die Aktionäre ausgeschüttet werden – die Gemeinde ist Hauptaktionärin –, sondern werden für die Weiterentwicklung, den Unterhalt und die Sanierung verwendet. So wurde es in der Statutenänderung von 2010 festgehalten. Die Argumente sind bei jedem Antrag für Betriebsbeiträge dieselben, das wird sich auch künftig nicht ändern. Und die im Herbst bewilligte Zone mit Planungspflicht im Bereich der Freizeitanlagen kann die Ausgangslage der Sportzentrum Frutigen AG eigentlich nur positiv beeinflussen.
Und das Freibad?
Neu ist die Situation beim gemeindeeigenen Freibad, das von der AG im Auftrag der Gemeinde geführt wird. Die beantragte Verlängerung des Beitrags von jährlich 80 000 Franken kommt nicht vors Volk – zumindest nicht jetzt. Der Gemeinderat hat entschieden, dass damit zugewartet wird, bis die laufende Planung für die Sanierung vorliegt. Dieses Projekt soll zusammen mit dem Betriebsbeitrag zur Abstimmung kommen, was voraussichtlich im nächsten Frühjahr der Fall sein wird. Vorgesehen ist eine bauliche Sanierung des Beckens mit Reduktion der Wassermenge sowie die technische Erneuerung der Anlagen. Während am 29. November über 1,6 Millionen Franken Betriebsbeiträge für das Hallenbad abgestimmt wird, werden die voraussichtlichen Sanierungskosten des Freibads auf gut 2 Millionen geschätzt. Das Badewasser wird also auch weiterhin ein Thema für die Stimmbevölkerung bleiben.