Auch für Senioren eine Umstellung
27.11.2020 Region, GesellschaftDie Alterskonferenz Frutigland hatte für das Jahr 2020 einiges vor. Spannende Projekte und Anlässe waren angedacht. Corona hat diese Planung jedoch etwas ausgebremst. Trotz der schwierigen Umstände wollen die Verantwortlichen für die Anliegen der Senioren im Frutigland da ...
Die Alterskonferenz Frutigland hatte für das Jahr 2020 einiges vor. Spannende Projekte und Anlässe waren angedacht. Corona hat diese Planung jedoch etwas ausgebremst. Trotz der schwierigen Umstände wollen die Verantwortlichen für die Anliegen der Senioren im Frutigland da sein.
Die neuen Gesichter in der Alterskonferenz Frutigland (auf der Geschäftsstelle hat Yvonne Lauber gestartet, und als Präsident hat Beat Santschi das Ruder übernommen) waren zu Beginn dieses Jahres motiviert, für die ältere Bevölkerung im Tal da zu sein, Anliegen und wichtige Themen aufzugreifen und mit Anlässen etwas bieten zu können.
Fünf Vorträge waren geplant für das Jahr 2020. Themen wie «Rechte und Finanzen im Alter», «Unterstützung bei Einsamkeit, Demenz und Depression» oder «Menschen am Lebensende begleiten» mit anschliessender Diskussion waren vorbereitet, konnten aufgrund der aktuellen Situation aber nicht wie geplant durchgeführt werden. Auch die für den Herbst geplante Seniorenversammlung mit Gastreferent Adolf Ogi musste abgesagt werden.
Beliebte Abwechslung im Alltag
Einmal im Monat treffen sich Senioren in einer gemütlichen Runde zum «Seniorenkaffee». Am jeweils letzten Donnerstag im Monat ab 14 Uhr im Restaurant des Hotel National in Frutigen trifft man sich und diskutiert, lacht und tauscht sich aus. Die Zeit vergeht dabei immer schnell, und beim Verabschieden freut man sich bereits wieder auf das Zusammensitzen im Folgemonat. Nach einer Corona-Pause findet das Seniorenkaffee nun wieder unter entsprechenden Schutzmassnahmen statt.
Auch die «Senioren für Senioren» konnten in den vergangenen Monaten nicht wie üblich ihrer Tätigkeit nachgehen. Die rüstigen Senioren waren aufgefordert, die Begegnungen mit fremden Menschen zum Schutz aller möglichst einzuschränken. So tauschte man sich vermehrt mit Telefongesprächen oder Briefen aus. Es ist geplant, das Projekt im neuen Jahr wieder aufzugreifen und ergänzend zu bestehenden Angeboten der Pro Senectute wieder zu starten.
Im Zentrum des sonst vier- bis fünfmal pro Jahr stattfindenden «Café Santé» steht nebst dem gesundheitlichen Aspekt auch das gesellige Zusammensein. Man lernt etwas neues (durch Vorträge, Referate oder Musik) und geniesst anschliessend ein Zvieri. Diese Anlässe bringen Abwechslung in den Alltag und sind deshalb sehr beliebt. Sobald diese wieder durchgeführt werden können, werden sie im «Frutiger Anzeiger» publiziert.
Co-Lab mit der Berner Fachhochschule
Schweizweit liegt der Bevölkerungsanteil von Personen über 65 Jahren bei rund 19 Prozent. Im Frutigland sind es rund 25 Prozent. Die Menschen werden immer älter und möchten möglichst bis zum Schluss in den eigenen vier Wänden wohnen. Die Betreuung zu Hause und die Unterstützung der betreuenden Angehörigen ist ein zentrales Thema, mit dem sich die Alterskonferenz beschäftigt. Zusammen mit der Berner Fachhochschule macht sie deshalb bei einem dreijährigen Projekt mit, welches die zentralen Fragen etwas genauer beleuchtet. Die Stadt Bern und die Gemeinden im Frutigland (unter der Federführung der Alterskonferenz) engagieren sich im Rahmen des Projektes «Compassionate Cities im Kanton Bern» für ein gemeinschaftlich getragenes Lebensende. Es werden drei Schwerpunkte verfolgt:
1. Das reiche Erfahrungswissen von Angehörigen und älteren Menschen zum Thema Lebensende sammeln und zugänglich machen.
2. Ein Kursangebot für ältere Menschen und ihre Angehörigen starten, das aufzeigt, welche Möglichkeiten zur gesundheitlichen Vorausplanung existieren und sinnvoll sind.
3. Angehörige und ältere Menschen tauschen sich mit Fachpersonen aus, um Ideen umzusetzen, welche die gegenseitige Unterstützung am Lebensende verbessern sollen.
PRESSEDIENST ALTERSKONFERENZ FRUTIGLAND
Wünsche für die Altersbetreuung
Diese Frage wurde in einer Masterarbeit im Rahmen des Masterstudienganges Gerontologie «Altern: Lebensgestaltung 50+» am Institut Alter der Berner Fachhochschule untersucht. Acht Personen (w / m), im Alter von 67 bis 82 Jahren, wurden zum Thema Betreuung interviewt und deren Antworten ausgewertet. Dabei sollte herausgefunden werden, welche Wünsche ältere Personen hinsichtlich der Betreuung haben. Einige Interviews fielen in die Zeit des Lockdowns, was die Antworten ein wenig beeinflusst haben könnte.
Bei der Umfrage von Edith Weber haben die Befragten im Frutigland geantwortet, dass ältere Menschen vor allem Gespräche und den sozialen Austausch vermissen. Gerade während der schwierigsten Zeit fehlte ihnen der Kontakt zu den Kindern, den Enkelkindern und engen Freunden. Obwohl die Nachbarschaftshilfe auch im Frutigland sehr gut funktioniert hat und weitere Unterstützungsangebote zum Schutz der älteren Personen gebildet wurden, konnten diese den privaten sozialen Austausch nicht ersetzen.
Viele betagte Menschen werden zu einem grossen Teil von ihren Familienmitgliedern betreut und gepflegt. Diese Aufgaben übernehmen meist die Töchter, Lebenspartnerinnen, Schwiegertöchter und Enkelkinder. Die Betreuungsaufgaben setzen sich dabei aus Haushaltshilfe, physischer Pflege, psychischer und sozialer Betreuung und den Verwaltungsaufgaben zusammen.
Durch den sozialen und wirtschaftlichen Wandel der Gesellschaft wird es in Zukunft vermehrt vorkommen, dass ältere Menschen nicht mehr von ihren Familienmitgliedern betreut werden können. Im Frutigland wünschen sich die Interviewten allerdings, bei der Betreuung auch in Zukunft auf die Familie zählen zu können.