Anfang November trat Colette Staub als Nachfolgerin von Pfarrer Dietmar Thielmann im Frutiger Pfarrkreis 1 ihre Stelle an. Offiziell ins Amt gewählt wurde sie an der Kirchgemeindeversammlung vom letzten Sonntag (
Anfang November trat Colette Staub als Nachfolgerin von Pfarrer Dietmar Thielmann im Frutiger Pfarrkreis 1 ihre Stelle an. Offiziell ins Amt gewählt wurde sie an der Kirchgemeindeversammlung vom letzten Sonntag (siehe hier). KATHARINA WITTWER Sie liebt ihr Gegenüber Das Leuchten im Innern eines Menschen macht sie glücklich Colette Staub freut sich auf ihrer Arbeit als Pfarrerin in der reformierten Kirchgemeinde Frutigen und hofft, auch hier mit den Mitmenschen schöne Momente erleben zu dürfen.
Ursprünglich hätte Colette Staub nach Abschluss ihres Studiums und dem 14-monatigen Vikariat ordiniert werden sollen. Wegen Corona wurde die Feier, die im Oktober im Berner Münster hätte stattfinden sollen, auf unbestimmte Zeit verschoben. «Ob ich mich deswegen nicht als ‹vollwertige› oder ‹richtige› Pfarrerin fühle, kann ich nicht sagen. Ich weiss ja nicht, wie man sich als ‹richtige› Pfarrerin fühlt», lacht sie.
Die Bauerntochter aus dem Mittelland heiratete jung und wurde bald Mutter zweier Kinder. Der vielbeschäftigten Familienfrau blieb damals keine Zeit zum Studieren oder zum Erlernen eines Berufs. Gemeinsam mit ihrem Ehemann arbeitete sie lange auf einem Bauernbetrieb in Italien. Ohne Hemmungen erzählt sie, dass sie damals mit der Kirche wenig am Hut hatte, irgendwie jedoch auf der Suche nach mehr gewesen sei. Als die MitschülerInnen der Tochter Erstkommunion feierte, wollte das Mädchen bei ihren Gspänli auch «mitreden» können. Mit dem Katholizismus, wie er in Italien praktiziert wird, konnte die Familie allerdings nicht viel anfangen. Also suchte Colette Staub nach Alternativen und wurde bei der Chiesa Evangelica Valdese (Waldenskirche) fündig. Vor zehn Jahren schrieb sich die heute 47-Jährige an der staatlich-theologischen Fakultät in Rom zum Fernstudium ein.
Nachdem sie mit ihrer Tochter in die Schweiz zurückgekehrt war, setzte sie ihr Theologiestudium in Bern fort. Zwischendurch arbeitete sie in der Altenpflege, was ihr grosse Befriedigung verschaffte. «Ich bin gerne mit Menschen unterwegs. Jedes Gegenüber interessiert mich», sagt Staub. Auch erfüllt es sie mit Dankbarkeit, wenn sie aus dem Vis-à-Vis das Ureigenste «hervorholen» kann. «Jeder Mensch hat ein Leuchten im Inneren, auch wenn es verborgen ist», ist sie überzeugt. In der Pflege hatte sie oft mit Menschen zu tun, die sich kaum mehr artikulieren konnten. Gelang es Staub, dieses Leuchten an die Oberfläche zu holen, verspürte sie Glücksmomente. «Hoffentlich erging es auch dem Gegenüber so», sinniert sie.