Ein traumhafter Winter, aber …
31.12.2020 Kandersteg, Wirtschaft, TourismusEs herrschen hervorragende Wintersportverhältnisse, die Loipen und das Winterwandern locken viele Gäste an. Und doch kann man zuhinterst im Kandertal nicht ganz zufrieden sein.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Mit «gar nicht so schlecht» zieht Sonja Reichen Hurni, die ...
Es herrschen hervorragende Wintersportverhältnisse, die Loipen und das Winterwandern locken viele Gäste an. Und doch kann man zuhinterst im Kandertal nicht ganz zufrieden sein.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Mit «gar nicht so schlecht» zieht Sonja Reichen Hurni, die Leiterin des Tourist Centers, eine Weihnachtsbilanz aus Sicht der Hotels. Es gebe natürlich Unterschiede, aber viele kurzfristige Buchungen hätten zum Glück etliche Gäste nach Kandersteg gebracht, denn die Verhältnisse seien traumhaft. Eine Momentaufnahme zeigt, dass am Dienstag die Hotels «mehrheitlich ausgebucht» gewesen sind. Die Zeit nach dem Jahreswechsel macht ihr allerdings Sorgen, da sei der Buchungsstand eher schlecht. «Einige Betriebe haben bereits entschieden oder überlegen, im Januar jeweils nur an den Wochenenden zu öffnen.»
Vor allem die geschlossenen Restaurants seien für viele der Ferienwohnungsgäste ein Problem und werden hinterfragt, auch wenn verschiedene Take-away-Angebote genutzt werden könnten. Vor Weihnachten hätten dazu sehr viele Detailfragen geklärt werden müssen, da seien die lokale Politik und die Unternehmen gefordert gewesen. Sichtbar sei, dass die Gäste vermehrt mit dem Auto statt mit dem öffentlichen Verkehr anreisen würden: «Die Vorsicht ist überall spürbar», meint Sonja Reichen Hurni. Tatsächlich sieht man Autonummern aus der ganzen Schweiz im Ort, fast wie zu normalen Zeiten.
Take-away am Oeschinensee
Beliebt ist bei den Gästen wie immer der Oeschinensee. Auf dem Weg dorthin kann bereits bei der Bergstation haltgemacht werden. Das Restaurant Bergstübli, neu von der Familie Wandfluh geführt, biete die komplette Restaurantkarte auch als Take-away an, sagt Christoph Wandfluh. So kann das Angebot abgestimmt werden. Besonders Freude hat Wandfluh, dass der neue Fondueschlitten so gut ankommt. Im Voraus online reserviert, kann der Schlitten mit der Holzkiste und der hauseigenen Käsemischung irgendwo im Gelände als Tisch genutzt werden. «Das ist fast so, wie wenn Sie einen Tisch reservieren.» Auch die beiden Foodtrucks beim Berghotel werden rege genützt, Sitzgelegenheiten dürfen zwar keine angeboten werden, doch «die Gäste finden immer eine Lösung», erklärt Christoph Wandfluh.
Und sein Fazit des Winterbeginns? Wenn man die Situation berücksichtige, wolle er nicht klagen. Man spüre aber die Abwesenheit der Pfadfinder und der ausländischen Gäste, «es ist nicht wie sonst». Die Positionierung als Gebiet für Familienskifahren und Winterwandern sei ein Vorteil. Gerade der Ice Walk, der Winterwanderweg über den zugefrorenen See, finde grossen Anklang und auch das neue Winterwander-Kombibillett «Magic Blue» zusammen mit der Luftseilbahn auf den Sunnbüel scheint ein Erfolg zu werden. Gern genutzt wird übrigens der neue Zauberteppich bei der Oeschinen-Bergstation: ein Förderband für die kleineren Gäste, die dort Schlitten oder Ski fahren können.
Sunnbüel bemängelt fehlende Sitzgelegenheiten
Viele Bahnen haben über Weihnachten etwa die Hälfte der Gäste eines normalen Jahres vermeldet. «Ich kann mich dieser Aussage anschliessen. Wenn wir die Witterungsverhältnisse miteinbeziehen, so hatten wir ebenfalls in etwa einen Gästerückgang von 50 Prozent», sagt Marcel Hiltbrand, Betriebsleiter der Luftseilbahn Kandersteg-Sunnbüel (Gemmi) AG. Der Bergrestaurationsbetrieb wurde in einen Take-away-Betrieb umgestaltet, doch «dies wird eher wenig genutzt, was unserer Meinung nach auch damit zusammenhängt, dass keine Tische, Stühle oder Bänke angeboten werden dürfen und die Gäste sich im Freien verpflegen müssen.»
Rückmeldungen von Gästen dazu gab es hingegen kaum noch. Wer komme, habe sich offenbar mit den Massnahmen auseinandergesetzt und gehe bewusst mit diesen um. Und doch: «Ein paar ganz wenige sind naiv und nehmen dann mit Erstaunen die aktuellen Einschränkungen zur Kenntnis …», sagt Hiltbrand.