Die Hotelkooperation Frutigland gibt Zuversicht

  02.03.2021 Coronavirus, Wirtschaft, Tourismus

Der Zusammenschluss von einem Dutzend Frutigländer Hotels vor sechs Jahren wurde in der Branche interessiert verfolgt. Die Hotelkooperation hat nicht alle Ziele erreicht, aber für den Vizepräsidenten Philipp Blaser ist sie gerade auch in Corona-Zeiten ein Erfolg.

HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die Grundidee ist einfach: Durch Zusammenarbeit Kosten senken, um mehr Mittel für Investitionen und Marketing freizumachen. Erstaunlich war Anfang 2015 aber, in welcher Branche man sich da zusammenraufte. Es waren elf meist inhabergeführter Hotelbetriebe aus dem Frutigland, die sich für die Idee begeistern liessen. «Heute sind wir sieben Betriebe, ein achter hat gerade den Vertrag unterzeichnet», sagt Philipp Blaser, Hotelier des «National» in Frutigen und Vizepräsident der Kooperation. Es habe eine Art Gesundschrumpfung gegeben. Wer jetzt dabei sei, stehe dafür voll hinter der Idee. Die Reduktion sei auch durch Besitzer- oder Konzeptwechsel von Hotels erfolgt, relativiert er. Das Interesse sei aber nach wie vor da, vielleicht durch die Pandemie sogar verstärkt. «Es gibt auch regelmässig Anfragen aus der ganzen Schweiz, wie wir uns organisiert haben.»

Lieferanten kommen von sich aus
Die Betriebe sind nach wie vor eigenständig, treten aber auf dem Markt – beim Einkauf von Waren, Energie oder Dienstleistungen – gemeinsam auf und erhalten dadurch bessere Konditionen. «Mittlerweile kommen auch Lieferanten auf uns zu und möchten mit uns zusammenarbeiten.» Das sei eine neue Situation. Die Ersparnisse können die Hotels in eigene Investitionen einsetzen. «Einerseits ist es bares Geld, andererseits geben die Zusammenarbeit und der Austausch aber auch Motivation und Sicherheit. Ich hätte in den letzten Jahren ohne diesen Anstoss kaum alle Hotelzimmer und die Fassade saniert», erklärt Blaser. Die Gruppe habe die Zuversicht für die Branche und die Zukunft gefestigt. Und manchmal sei es einfach hilfreich, auf der Ebene Inhaber oder Betriebsleiter miteinander zu reden – «oder zu klagen», sagt Philipp Blaser mit einem Lächeln.

Einblick in die Bücher
Die Zuversicht wird seit einem Jahr schwer auf die Probe gestellt. Die Massnahmen gegen die Pandemie haben die Branche gefordert, nach wie vor sind die Restaurants geschlossen. «Wir haben damals aus den Reserven der Kooperation umgehend Mittel an die Mitglieder verteilen können, um beispielsweise Plexiglaswände einzukaufen und die Schutzkonzepte umzusetzen. Es war auch nicht nötig, dass sich jeder Einzelne um Registrierungssysteme für die Gäste kümmerte, man informiert sich gegenseitig.» Dafür brauche es Vertrauen in die Kollegen, das durch die Kontakte heute gefestigt sei. Schliesslich öffnet man mit dem Beitritt quasi die Firmenbücher für die Konkurrenz auf dem umkämpften Gästemarkt: Die Kooperation will ja dem Neuen konkrete Tipps zum Kostensparen geben, und auch der Jahresbeitrag wird nach Umsatz erhoben.

Vizepräsident Blaser verhehlt nicht, dass nicht alles funktioniert hat, wie man sich das zu Beginn vorgestellt hatte – zum Beispiel beim Personal. «Wir haben Weiterbildungen und Abwechslung durch die zeitweise Arbeit in einem der anderen Kooperationsbetriebe angeboten. Das war aber ein Fehlschlag.» Einer der Gründe dafür war, dass die Angestellten meist gar nicht ausserhalb ihres angestammten Hotels arbeiten wollten. Das sei zumindest erstaunt zur Kenntnis genommen worden, sagt Blaser, aber eigentlich auch ein gutes Zeichen für die jeweiligen Geschäftsführer. Nun würden eben ab und zu mal Aushilfen untereinander organisiert, aber nur bilateral.

Kampf um die Gäste im Internet
Auch das Marketing wurde nach den ersten Erfahrungen anders organisiert. Unter «Swiss Alpine Hotels» wurde eine eigene Marke ins Leben gerufen. Doch damit Beachtung neben den grossen Buchungsportalen zu erhalten, sei unglaublich schwierig. «Die haben ganz andere Budgets, da müssen wir realistisch sein.» Dass eine andere Lösung sinnvoller sei, habe man mit dem von der TALK-Destination beworbenen Angebot «Stay for a meal» gesehen. Damit werden den Hotels trotz der Pandemie Gäste gebracht. Diese wiederum haben die Möglichkeit, nebst der Übernachtung wieder mal in einem Restaurant zu essen. Innert kürzester Zeit seien via TALK-Plattform diverse Anfragen gekommen. Die Marketingkanäle der Destination seien etablierter, daher werde man die Zusammenarbeit intensivieren, um dort prominenter aufzutreten.

Philipp Blaser hat sich unterdessen wieder mit der Beschaffung eines neuen Hotelprogramms beschäftigt, da sein bisheriger Softwarelieferant den Betrieb des bisherigen Programms einstellen wird. Es ist durchaus möglich, dass noch ein weiteres Kooperationsmitglied aufspringt, um Blasers Erkenntnisse zu nutzen und digital aufzurüsten. Das bleibt eines der Dauerthemen der Hoteliers. «Bei uns buchen 50 Prozent der Gäste direkt online und erhalten per Mail ihre Bestätigung, ohne vorher anzufragen. Das muss technisch einfach funktionieren.»


Die Mitglieder

Die Hotelkooperation Frutigland wurde Anfang 2015 ins Leben gerufen. Aktuelle Mitglieder sind das Adelbodner Ferien- und Familienhotel Alpina, das «Des Alpes» (ebenfalls Adelboden) und künftig das Aparthotel Adelboden, ausserdem das «Alfa Soleil» und das Belle-Epoque-Hotel Victoria (beide Kandersteg) sowie das «National» und das Berghaus Elsigenalp (beide Frutigen). Neu dabei ist nach dem kürzlichen Besitzerwechsel auch das Hotel Bären im Kiental. Auf dem Markt sind die Betriebe als Swiss Alpine Hotels aktiv.

HSF

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.frutiglaender.ch/web-links.html


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