Ein schwieriges Geschäftsjahr
30.04.2021 Aeschi, Aeschiried, Wirtschaft, Tourismus40 Prozent weniger Einnahmen und nur halb so viele Eintritte: Die Corona-Massnahmen haben das Hallenbad schwer getroffen. Trotzdem hält sich der Verlust in Grenzen und die Betreiber sind froh, inzwischen wieder für alle öffnen zu dürfen.
BIANCA HÜSING
Patric ...
40 Prozent weniger Einnahmen und nur halb so viele Eintritte: Die Corona-Massnahmen haben das Hallenbad schwer getroffen. Trotzdem hält sich der Verlust in Grenzen und die Betreiber sind froh, inzwischen wieder für alle öffnen zu dürfen.
BIANCA HÜSING
Patric Bergers Stimmung ist durchzogen. Nach über einem Jahr Pandemie stellen sich dem Geschäftsführer des Aeschiner Hallenbads einige Fragen. Warum er zum Beispiel den Wellnessbereich noch immer nicht öffnen darf, ist ihm ein Rätsel. «Das ist eine klare Diskriminierung der Bäder gegenüber den Hotels», findet Berger. Auch wisse er nicht, wie sinnvoll es war, der breiten Öffentlichkeit mehr als 200 Tage lang das Schwimmen zu verwehren. Für das Hallenbad Aeschi jedenfalls sei dies verheerend gewesen. Insgesamt sind dem Unternehmen 40 Prozent der Einnahmen weggebrochen.
Auf der anderen Seite ist Berger froh, das letzte Geschäftsjahr trotz allem einigermassen glimpflich abgeschlossen zu haben. «Dank unserer Kostendisziplin, aber auch mithilfe der Kurzarbeitsentschädigung konnten wir den Verlust deutlich abschwächen und mit dem Corona-Kredit die Liquidität sicherstellen.»
Durchgehendes Angebot für die Kinder
Unterm Strich verblieb im Geschäftsjahr 2020 ein Minus von rund 53 000 Franken. Nachdem das Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit stets schwarze Zahlen geschrieben hatte, tut diese Summe durchaus weh. Angesichts eines Umsatzrückgangs von knapp 270 000 Franken hätte sie aber noch viel höher ausfallen können. Das ganze Jahr hindurch gab es knapp 50 Prozent weniger Eintritte – «für das Hallenbad Aeschi ein historisch tiefer Wert», meint Berger. Auch in der Gastronomie und selbst bei den Parkplatzgebühren machten sich die Shutdowns bemerkbar.
Trotzdem habe man den Mitarbeitenden stets den vollen Lohn ausgezahlt und die Differenz zur Kurzarbeit ausgeglichen, betont der Geschäftsführer. Auch habe man niemandem kündigen müssen. Besonders stolz ist er jedoch auf das nahezu durchgehende Angebot für Schulklassen, Kinder und ProfisportlerInnen. «Als einziges Hallenbad in der Region haben wir unser Bad immer für diese Gruppen geöffnet, sobald wir durften – auch wenn uns das eher noch etwas gekostet hat.»
Den verbliebenen Verlust konnte die Hallenbad AG nun vollständig mit Eigenkapital decken. Die Rückzahlung von Hypothekarschulden und anderen Krediten konnte das Unternehmen für ein Jahr aussetzen. «Wir sind ausserdem sehr froh darüber, ohne zusätzliche Gelder von unseren Beitragsgemeinden Aeschi, Krattigen und Reichenbach ausgekommen zu sein», so Berger. Mit der kürzlich eingetroffenen Härtefallentschädigung von Bund und Kanton könne man sich auch dieses Jahr über Wasser halten – vorausgesetzt, es würden nicht mehr allzu viele Shutdowns beschlossen.
Aufforderung zum Aktienumtausch
Am Dienstag fand die Generalversammlung der Hallenbad AG im eigenen Betriebsgebäude statt – wenngleich in stark reduzierter Form. Physisch anwesend waren nur der Verwaltungsratspräsident, die VR-Sekretärin, der Geschäftsführer sowie die Notarin. 97 AktionärInnen (und damit 18 Prozent der Kapitaleigner) hatten sich im Vorfeld schriftlich zu den Traktanden geäussert. Sowohl die Jahresrechnung als auch der vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Verlustvortrag wurden einstimmig angenommen. Gleiches gilt für die Statutenänderung. Infolge der Schweizerischen Aktienrechtsreform musste auch die Hallenbad Aeschi AG ihre Inhaber- in Namensaktien umwandeln. «Leider haben noch nicht alle Aktionäre den Umtausch vollzogen», sagt Patric Berger. Der Verwaltungsrat fordere sie nun erneut dazu auf, dies nachzuholen. «Ein späterer Umtausch ist mit Kosten verbunden – oder die Wertpapiere verfallen.» Nebst der nötigen Aktienrechtsanpassung habe man die Statuten vor allem von veralteten Formulierungen befreit und insgesamt entschlackt.
VR-Präsident bleibt weiterhin Daniel Reichenbach. Nachdem dieser aus dem Aeschiner Gemeindrat ausgeschieden war, hätte er zwar eigentlich auch sein Mandat beim Hallenbad abgeben wollen. Da sich jedoch kein Ersatz fand, bleibt Reichenbach dem Unternehmen weiterhin erhalten – sehr zur Freude des Geschäftsführers.
Projekt «Sprudelbad» wird weiterverfolgt
Als die Schwimmbäder wieder für die Allgemeinheit öffnen durften, zögerte Bergers Team keinen Tag. Seit dem 19. April ziehen in Aeschi auch erwachsene Nicht-Profis wieder ihre Bahnen, und auch die Aquafitnesskurse finden wieder statt. Weil die zulässige Besucherzahl jedoch begrenzt ist, kommt man um eine vorgängige Onlineregistrierung noch nicht umhin.
Anfang April hat die Hallenbad AG ihre längst geplante Preiserhöhung umgesetzt. Wer nicht aus den Partnergemeinden Aeschi und Krattigen kommt, zahlt rund 20 Prozent mehr. «Nachdem wir unsere Preise seit zehn Jahren nicht mehr angepasst hatten, war dieser Schritt überfällig», erklärt der Geschäftsführer. Das langfristige Ziel seien kostendeckende Tarife. Mit den Spezialpreisen für Einwohner der Partnergemeinden wolle man diesen zudem etwas zurückgeben.
Was die Hallenbad AG hingegen noch nicht umgesetzt hat, ist das neue Sprudelbad mit der verbundenen Trennung der Wasserkreisläufe und der Energieoptimierung. «Angesichts der wirtschaftlichen Situation konnten wir den Einbau nicht verantworten», so Berger. Man verfolge das Projekt jedoch weiter und hoffe, es im nächsten Jahr realisieren zu können.