Im Alpentheater-Stück «Wohäre geits?» zeigen vier Profis in Tiergestalt menschliches Verhalten. Dank einer Prise Humor sowie gekonnter Gesangs- und Tanzeinlagen bleibt das Geschehen stets gut verdaulich.
PETER ROTHACHER
Angesichts der ...
Im Alpentheater-Stück «Wohäre geits?» zeigen vier Profis in Tiergestalt menschliches Verhalten. Dank einer Prise Humor sowie gekonnter Gesangs- und Tanzeinlagen bleibt das Geschehen stets gut verdaulich.
PETER ROTHACHER
Angesichts der krisenbeladenen Weltlage stellen sich derzeit viele Leute die Frage: «Wohäre geits?» Trotz – oder gerade deswegen – hat sich die Alpentheater-Regisseurin Sjoukje Benedictus dieser Thematik für ihre neuste Produktion angenommen. Dabei lässt sie ihr schauspielerisches Profi-Quartett in Tierfiguren schlüpfen. Diese sind allesamt auf der Suche nach einem besseres Leben. Aber kann die Koexistenz einer Katze (Mark Harvey Mühlemann), einer Gans (Katharina Bohny), einem Ziegenbock (Jonas Furrer) und einer Fliege (Miriam Jenni) in einem verlassenen Gebäude funktionieren?
Nach einem kurzen Beschnuppern buhlen die ach so unterschiedlichen Charaktere um die Vorherrschaft und Rangordnung. Für das Publikum werden die Parallelen zum menschlichen Verhaltensmuster rasch sichtbar. Sjoukje Benedictus erklärt denn auch: «Anhand der vier Tierfiguren können wir das eigentlich Ernste lustig verpacken, Botschaften auf amüsante Art vermitteln und zum Denken anregen. Das Geschehen artet aber nicht zum Klamauk aus und behält Tiefgang, ohne dabei zu moralisieren.»
Überzeugende Bühnenpräsenz
Die 75-minütige Vorstellung besticht durch Kreativität und Rhythmus bis zum Finale. Denn die vier Profis auf der Bühne erweisen sich allesamt als Multitalente. Nebst der brillanten Umsetzung der Tierfiguren überzeugen sie auch mit ihren Tanz- und Gesangseinlagen – sei es einzeln, im Duett oder als Quartett und mit Jonas Furrer am Klavier. Als eines der diversen Highlights sei hier nur die träumerische Balletteinlage der Gans Martha erwähnt.
Für die 67-jährige Regisseurin – sie zeichnet auch für die künstlerische Leitung, Choreografie und Bühnentechnik verantwortlich – ist es bereits das siebte eigene Theaterstück, das sie realisiert hat. Der Titel «Wohäre geits?» sei auch für die Entstehung der Geschichte treffend: «Die Spielenden hatten bei der Gestaltung ihrer Figuren viel freie Hand. Über das Zusammenfügen vieler Puzzleteile hat es sich zu einem Ganzen entwickelt.» Das sei selbst für sie ein absolutes Abenteuer, erklärt die seit 40 Jahren in der Schweiz lebende gebürtige Niederländerin. Während der für die musikalischen Kompositionen sowie die Gesangsleitung zuständige Jonas Furrer seit einigen Jahren zum Team gehört, sind die anderen drei Profis neu dabei.
Viel städtisches Publikum
Bei einem Budget von 80 000 Franken ist das Projekt Alpentheater auch wirtschaftlich ein Abenteuer. «Es funktioniert nur dank Sponsoren und dem Engagement einiger freiwilliger Helfer-Innen», sagt Sjoukje Benedictus. Sie selbst müsse bereit sein, fast Tag und jede Nacht daran zu arbeiten, ohne dabei viel zu verdienen. «Theater ist meine Leidenschaft. Und ich hoffe, dass die Leute aus dem Frutigland sich noch etwas mehr fürs Profitheater öffnen. Derzeit stammen nur rund 40 Prozent des Publikums von hier, während die anderen 60 Prozent aus städtischen Regionen wie Bern, Zürich oder Basel zu uns kommen.» Bezeichnenderweise dürften die Plätze der zwei Vorstellungen im Theater Alte Oele Thun sehr gefragt sein.
Alpentheater-Aufführungen im Kiental: Samstag, 27. Januar; Sonntag, 28. Januar; Sonntag, 4. Februar; Samstag, 17. Februar; Sonntag, 18. Februar; Sonntag, 25. Februar; Samstag, 2. März; Sonntag, 3. März. Beginn jeweils um 16 Uhr.