Markante Änderungen in der Landwirte-Lehre
21.03.2025 Bildung|SchuleAn der Regionalversammlung der landwirtschaftlichen Berufsbildner des Kantons Bern (LBB) vom 13. März im Inforama Hondrich wurde unter anderem die Revision der Grundbildung vorgestellt. Das neue System ist flexibel und soll der Vielfalt in der Branche Rechnung tragen.
...An der Regionalversammlung der landwirtschaftlichen Berufsbildner des Kantons Bern (LBB) vom 13. März im Inforama Hondrich wurde unter anderem die Revision der Grundbildung vorgestellt. Das neue System ist flexibel und soll der Vielfalt in der Branche Rechnung tragen.
MICHAEL SCHINNERLING
«Es sind grosse Veränderungen, die ab August auf die Betriebe, Ausbildner und das Inforama zukommen», erklärte LBB-Vize- und Regionalpräsident Marcel Rubin (siehe Kasten «zur Person»). Geplant ist, dass die Lernenden im ersten und zweiten Lehrjahr mehr Zeit in der Schule verbringen als im alten System. Im Gegenzug wird das dritte Jahr punkto Schulpräsenz entlastet.
Spezialisierung im dritten Jahr
Inhaltlich bleiben die ersten beiden Lehrjahre für alle gleich; in dieser Zeit werden Grundkompetenzen vermittelt. Im dritten Lehrjahr entscheidet man sich für eine Fachrichtung nach Wahl (Ackerbau, biologischer Pflanzenbau, Alp- und Berglandwirtschaft, Geflügel-, Rindvieh- oder Schweinehaltung). Die Fachrichtung weist weniger Breite, dafür aber mehr Tiefe auf. Die bisherigen Wahlfächer werden neu in den Fachrichtungen integriert. Im dritten Lehrjahr stehen aber 40 Lektionen für Wahlbereiche zur Verfügung. Während der Ausbildung finden maximal 12 überbetriebliche Kurse statt, drei davon fachrichtungsspezifisch im dritten respektive vierten Lehrjahr. Die Staplerprüfung wird in die Ausbildung integriert, ebenso wie die Handhabung einer Motorsäge. Der biologische Landbau wird schulisch in allen Fachrichtungen berücksichtigt. «Die angepasste Ausbildung ist auch für Zweitausbildner attraktiv», meinte Rubin. Die Anzahl der Lektionen wird auf 1500 in drei Jahren reduziert. Diese Grundausbildung wird mit einem ersten EFZ abgeschlossen.
Ein freiwilliges viertes Jahr
Anschliessend kann ein viertes, freiwilliges Lehrjahr mit einer zweiten Fachrichtung absolviert werden. Im vierten Lehrjahr findet kein ABU-Unterricht statt, und es ist eine Dispens vom Sport möglich. Die Lernenden werden mehr in ihrem Betrieb eingesetzt. Das vierte Jahr zählt zur Grundbildung und ist damit kostenfrei für die Lernenden. Es kann auch zu einem späteren Zeitpunkt absolviert werden. Der Lohn ist höher, und spezialisierte Betriebe werden als Lehrbetriebe attraktiver. Diese Fachrichtung wird mit einem zweiten EFZ abgeschlossen.
«Die Ausbildungen werden dual weitergeführt. Das heisst, dass die alten Ausbildungen noch laufen und und das neue System integriert werden muss», erläuterte Marcel Rubin.
Personelle Wechsel
Die Ausbildung war nicht das einzige Thema an der Regionalversammlung. Auch Wahlen wurden durchgeführt: Für die Region Oberland / Aare- und Gürbetal / Schwarzenburg wurden Roger Wampfler (Schwenden) und Matthias Sigrist (Heiligenschwendi) für vier Jahre gewählt. Neuer Regionalpräsident für die nächsten zwei Jahre ist Beat Ryser aus Wichtrach. Für Regionalpräsident Marcel Rubin aus Reichenbach geht damit eine Ära zu Ende. 2012 wurde er in den Vorstand der damaligen Vereinigung landwirtschaftlicher Lehrmeister des Kantons Bern gewählt. Seit 2017 amtete er als Regional- und Vizepräsident. Nach seiner Mitwirkung rund um die Revision der Grundbildung war für ihn die Zeit reif, sich neuen Herausforderungen zu stellen. LBB-Präsident Marcel Steffen verabschiedete Rubin mit einem kleinen Präsent. Der Reichenbacher stellt sich Ende März als einziger Kandidat zur Wahl für das Präsidium von CasAlp.
Schlankere Strukturen beim BEBV
Ebenfalls anwesend war Jürg Iseli, Präsident des Berner Bauern-Verbands (BEBV). Er informierte über die Statutenrevision des BEBV. «Wir wollen die Organisation verschlanken und Entscheidungswege verkürzen, um die Interessen der Bauernfamilien noch wirkungsvoller vertreten zu können.» Zu diesem Zweck wird der Grosse Vorstand an der Mitgliederversammlung beantragen, sich selbst aufzulösen und seine Kompetenzen dem neuen Vorstand zu übergeben.
Mehr Infos über LBB und BEBV finden Sie unter www.frutiglaender.ch(Web-Links).
ZUR PERSON
Marcel Rubin (45) ist Meisterlandwirt und wohnt in Reichenbach. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Von Juni bis September zieht die Familie Rubin auf die Renggalp (1800 m ü. M.) und sömmert dort das eigene Vieh. Die Milch wird zu Berner Alpkäse AOP verarbeitet. Im Talbetrieb werden die 38 ha nach den Richtlinien des Biolandbaus bewirtschaftet. Ab August dieses Jahres wird bereits der 20. Lehrling bei der Familie Rubin seine Ausbildung zum Landwirt EFZ beginnen.
MS