Mit Fachwissen, Charme und Ausdauer hat sich Seline Reichen bis an die Spitze der europäischen Nachwuchsverkäuferinnen gearbeitet. Die 20-jährige Frutiger Detailhandelsfachfrau gewann in Salzburg den internationalen Wettbewerb des deutschsprachigen Raumes, den Junior Sales ...
Mit Fachwissen, Charme und Ausdauer hat sich Seline Reichen bis an die Spitze der europäischen Nachwuchsverkäuferinnen gearbeitet. Die 20-jährige Frutiger Detailhandelsfachfrau gewann in Salzburg den internationalen Wettbewerb des deutschsprachigen Raumes, den Junior Sales Champion International 2025– und setzte damit ein starkes Zeichen für die Schweizer Berufsbildung.
JACQUELINE RÜESCH
Seline Reichen absolviert ihre Lehre bei der Papeterie Krebser AG in Thun und besucht gleichzeitig die Wirtschaftsschule Thun. Schon zu Beginn ihrer Ausbildung zeigte sich ihr Verkaufstalent, weshalb sie sich zu den Berufswettbewerben angemeldet hatte. Nun vertrat sie bereits diesen Herbst nach den regionalen Wettkämpfen bei den Schulischen Berufsmeisterschaften im Detailhandel 2025 in Zürich den Kanton Bern und schaffte den Sprung ins nationale Finalistenfeld. Dort überzeugte sie mit souveränem Auftreten, Fachkenntnis und Feingefühl im Umgang mit Kundinnen und Kunden. Diese starke Leistung brachte ihr nicht nur Anerkennung, sondern auch die Qualifikation für das internationale Finale: den Junior Sales Champion International 2025, der am Mittwoch, 5. November 2025, in Salzburg stattfand. Hier trafen nun zum 21. Mal die besten zwölf jungen Verkaufstalente aus der Schweiz, Österreich, Bayern und dem Südtirol aufeinander. Es ist der höchste Internationale Berufswettbewerb für diese Berufsrichtung. Zum ersten Mal wird an den World Skills 2026 neu auch der Detailhandel beteiligt sein. Dieser Wettbewerb wird sich dann an die frisch ausgebildeten Jungtalente richten.
Der Junior Sales Champion International
Der Wettbewerb selbst ist kein klassisches Prüfungsgespräch, sondern eine realitätsnahe Verkaufssimulation: Innerhalb weniger Minuten müssen die Teilnehmenden eine Kundensituation meistern – vom kreativ gestalteten Verkaufstisch, einem freundlichen Empfang über Bedarfsanalyse und Beratung bis zum Verkaufsabschluss. Eine englischsprachige Kundin sorgt zusätzlich dafür, dass auch Sprachkompetenz und Spontaneität gefragt sind. Bewertet werden Fachwissen, Auftreten, Argumentation und Einfühlungsvermögen.
Seline Reichen liess sich von diesen Anforderungen nicht beirren. Mit einem sicheren Lächeln und ihrer optimistischen, freundlichen Art liess sie den Käufer gleich selbst die zur Auswahl stehenden Verkaufsobjekte testen, zog ihn in den Bann, kommunizierte dabei mit klarem Aufbau und kompetenter Kundeneinbindung und meisterte so ihr Gespräch bestens. Selbst kreativ tätig, gestaltete sie den Verkaufstisch ansprechend mit selbst angefertigten Bildern, wusste somit, wovon sie sprach, und sicherte sich schliesslich den ersten Platz. Damit ging die Goldmedaille an die Schweiz – und an eine junge Frau aus dem Frutigland.
Seline Reichen – das junge Verkaufstalent
«Als kleine Ergänzung und persönliche Note habe ich eigene Zeichnungen als Muster mitgebracht und ausgestellt, um zu zeigen, was man alles mit den Produkten gestalten kann», erläuterte sie den ansprechenden Aufbau des Verkaufstisches. «Um neun Uhr wurden die Startnummern bekannt gegeben und um halb elf begann der Wettbewerb offiziell. Ich selbst hatte die Startnummer 8 und war somit erst am Nachmittag an der Reihe. Ich war wirklich sehr aufgeregt, denn jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer hatte nur 15 Minuten Zeit für das Verkaufsgespräch. In dieser kurzen Zeit mussten viele Kriterien erfüllt werden, etwa eine gute Bedarfsabklärung, eine überzeugende Argumentation und die sogenannte Mehrfachbedienung», erzählt sie weiter.
Bei der Mehrfachbedienung, bei welcher man mehrere Kunden zugleich bedienen muss, komme nach etwa fünf Minuten ein fremdsprachiger Kunde zum Verkaufsgespräch dazu, schildert sie den Ablauf des Gesprächs. «In meinem Fall war es eine englischsprachige Kundin, die ein Skizzenbuch suchte. Ich zeigte ihr verschiedene mögliche Produkte und kehrte danach wieder zu meinem ursprünglichen Kunden zurück.»
Seline Reichen war nicht allein in Salzburg. Viele Begleitpersonen waren dabei. Ihre ganze Familie, ihre Lehrerinnen und Lehrer sowie ihre Berufsbildnerin seien alle zu ihrer Unterstützung mit nach Österreich gekommen. Das schaffte für sie eine besonders schöne Atmosphäre, durch welche sie sich bestens unterstützt fühlte. «Bei der Rangverkündung war ich dann völlig überwältigt und sprachlos. Ich habe mich unglaublich gefreut! Es war eine tolle und spannende Erfahrung, die ich nie vergessen werde», schildert sie das Finale begeistert.
Für Seline Reichen war der Weg nach Salzburg bestimmt mehr als nur eine Wettkampferfahrung: Der Wettkampf zeigt, wie wichtig Engagement, Teamgeist und Leidenschaft für den Beruf sind. Nach dem internationalen Titel will sie weiter im Verkauf tätig bleiben – mit dem Ziel, später auch grössere Verantwortung zu übernehmen. «Ein Verkauf ist mehr als Ware gegen Geld», meinte bei der Rangverkündigung Magister Raimund Lainer, Vorsitzender des bildungspolitischen Ausschusses Österreichs der Bundessparte Handel. «Es ist eine Dienstleistung, eine Beratung, die ermöglicht wird durch eine Beziehung des Vertrauens – eine Leistung, die der Online-Handel nicht anbieten kann.»