«Zeit für dich, Zeit für mich, Zeit für uns»
02.03.2018 Region, Gesellschaft, GesundheitDer Tag der Kranken vom nächsten Sonntag lenkt das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Bedürfnisse von kranken und beeinträchtigten Menschen. Der «Frutigländer» war mit Esther Sieber und Alfred Bühler auf Krankenbesuch im Elsigbach.
RETO KOLLER
Der Tag der ...
Der Tag der Kranken vom nächsten Sonntag lenkt das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Bedürfnisse von kranken und beeinträchtigten Menschen. Der «Frutigländer» war mit Esther Sieber und Alfred Bühler auf Krankenbesuch im Elsigbach.
RETO KOLLER
Der Tag der Kranken hat einen festen Platz im Jahresgeschehen der Schweiz. Tausende von Freiwilligen werden am 4. März Kranke und Beeinträchtigte besuchen und ihnen einen Blumenstrauss mitbringen. Freiwillige Helferinnen und Helfer vom Schweizerischen Roten Kreuz Kanton Bern, Region Oberland, verteilen über 4500 solcher Frühlingsgrüsse an kranke und betagte Personen in Heimen, Spitälern und Privathaushalten. Das Motto für 2018 lautet dabei «Zeit für dich, Zeit für mich, Zeit für uns».
Zu Besuch im Elsigbach
Die beiden Scharnachtaler Alfred Bühler und Esther Sieber gehören zu den rund 50 Frauen und Männern im Kandertal, die am Tag der Kranken nicht nur ein farbiges Primeli, sondern auch Abwechslung ins Leben der Betroffenen bringen. Das Duo hat sich ins Elsigbach aufgemacht. Sie wollen beim ehemaligen Wirt Kilian Jungen vorbeischauen. Wegen Altersdiabetes ist er seit 2010 auf den Rollstuhl angewiesen. Ehefrau Rosmarie umsorgt ihren Mann mit viel Liebe, Zuwendung und beträchtlichem Zeitaufwand.
Alfred Bühler befreit die sonnengelben Primeln von ihrem Papiermantel. Kilian Jungens Augen leuchten auf. Nach einer kurzen «Anwärmzeit» am Küchentisch der hellen Dachwohnung fliesst das Gespräch munter. Bühler und Jungens kennen sich schon lange. Man tauscht Erinnerungen aus, unterhält sich über Nachbarn, das Schicksal der Elsigbach-Schule und anderes mehr. Kilian Jungen schaltet sich mit seiner klaren, hellen Stimme immer wieder ins Gespräch ein. «Es ist schön, Besuch zu empfangen und sich ein wenig über dies und jenes zu unterhalten», meint der 82-Jährige. Rosmarie Jungen tischt selbst gebackenen Tiroler-Cake auf und schaltet die Kaffeemaschine an. Die Gäste fühlen sich durch und durch willkommen.
Das Helfen im Blut
Es scheint, als sei Alfred Bühler zum Helfen geboren. Der 72-Jährige ist seit 56 Jahren Mitglied im Samariterverein und bringt Kranke und Bedürftige als Rotkreuzfahrer zum Arzt, ins Spital oder zur Therapie. Was bedeuten ihm die Krankenbesuche? «Sie geben mir eine grosse Befriedigung. Die Menschen sind sehr dankbar, dass ihnen jemand zuhört und sie über ihre Sorgen und Alltagsfragen sprechen können», meint er. Wer kranke und behinderte Menschen aufsucht, brauche etwas Einfühlungsvermögen und müsse vor allem gut zuhören können.
Alfred Bühlers wichtigste Gabe ist seine Zeit, die er den häufig Alleinstehenden widmet. Das gilt auch für seine heutige Begleiterin Esther Sieber. «Die Besuche zum Tag der Kranken sind immer spannend. Die Menschen haben viel zu erzählen. Ich höre von Dingen und Begebenheiten, die ich sonst niemals erfahren hätte, und die Zeit vergeht häufig wie im Fluge», meint sie.
Bühler ist Mitglied im Sektionsrat Frutigen des Schweizerischen Roten Kreuzes. Das Team wählt aus, wer am Tag der Kranken Besuch erhält und mit einer der rund 700 Primeln beschenkt wird. «Die Kranken kennen die Bedeutung des ersten März-Sonntages. Wer schon einmal jemanden von uns empfangen hat, wartet förmlich auf das Klingeln an der Türe», erzählt Bühler, bevor er sich zum nächsten Krankenbett aufmacht, um eine Stunde Aufmerksamkeit, Zuneigung und Freude zu schenken.
Der Trägerverein
Der «Tag der Kranken» ist ein gemeinnütziger Verein, der 1939 gegründet wurde. Mitglieder sind sowohl Patientenorganisationen als auch Gesundheitsligen, Fachverbände, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und andere im Gesundheitswesen tätige Vereinigungen und Verbände. Der «Tag der Kranken» sensibilisiert die Bevölkerung einmal pro Jahr zu einem besonderen Thema aus dem Bereich Gesundheit und Krankheit. Der Sektionsrat des Schweizerischen Roten Kreuzes übernimmt die Organisation der Aktion zusammen mit lokalen Samariter- und Frauenvereinen.