Christa Markwalder prescht vor, brüskiert damit ihre bürgerliche Konkurrentin und erlaubt der Linken Hoffnungen auf einen Sensationssieg. Die Berner Ständeratswahlen bieten einigen Unterhaltungswert.
JULIAN ZAHND
Nicht alle dürften die Kandidatur Christa ...
Christa Markwalder prescht vor, brüskiert damit ihre bürgerliche Konkurrentin und erlaubt der Linken Hoffnungen auf einen Sensationssieg. Die Berner Ständeratswahlen bieten einigen Unterhaltungswert.
JULIAN ZAHND
Nicht alle dürften die Kandidatur Christa Markwalders für den zweiten Wahlgang mit Freuden vernommen haben: Die FDP-Politikerin erzielte bei den Ständeratswahlen ein mässiges Resultat. Sie machte lediglich halb so viele Stimmen wie das Spitzentrio Hans Stöckli (SP), Regula Rytz (Grüne) und Werner Salzmann (SVP) und lag zudem deutlich hinter der BDP-Vertreterin Beatrice Simon. Vor allem Letztere zeigte sich verärgert ob des Vorgehens der Freisinnigen, die ihre Kandidatin bereits am Sonntagabend als valable Option für ein Zweierticket präsentiert hatten – und von diesem Vorschlag offenbar nicht mehr abwichen.
Um die bürgerlichen Stimmen nicht weiter zu verzetteln, musste die BDP quasi Forfait geben. Markwalder bildet nun mit Werner Salzmann ein Zweierticket. Der SVP-Vertreter machte im ersten Wahlgang nur unwesentlich weniger Stimmen als die linken Konkurrenten und kann sich daher gute Wahlchancen ausrechnen – sofern ihm Markwalder nicht zu viele Stimmen abnimmt.
Mehr als einen Sitz können sich die konservativen Kräfte kaum erhoffen und klar ist: Die besten Chancen hätten sie sich mit einer Einerkandidatur Salzmann oder Simon geschaffen, da sich so sämtliche Stimmen von der rechten Seite kumuliert hätten. Nun gehen die Bürgerlichen ein gewisses Risiko ein und erlauben der Linken, auf ein historisches Ergebnis zu hoffen: Erwartungsgemäss treten sowohl Stöckli wie auch Rytz erneut an. Falls die beiden ihr Wählersegment mobilisieren können und zudem Stimmen gewinnen, die zuvor an Kandidierende wie Kathrin Bertschy (glp) und Marianne Streiff (EVP) gingen; falls sich Markwalder-Wähler eher zum eingemitteten Stöckli hingezogen fühlen als zu Salzmann – dann ist ein linker Doppelsieg durchaus plausibel. Eine rein rot-grüne Vertretung im Berner Ständerat wäre ein Novum.
Die Kandidatur Markwalders brachte zwar einige Unruhe ins bürgerliche Lager und lässt Beatrice Simon zudem unvorteilhaft erscheinen, zumal diese nun auch auf den gewonnenen Nationalratssitz verzichtet und im Berner Regierungsrat verbleibt. Demokratietheoretisch aber ist das FDP-Manöver erfreulich. Man stelle sich vor, die bürgerlichen hätten auf ein Einerticket gesetzt und die Linke hätte sich vorgängig für einen ihrer beiden Kandidierenden entschieden: Es wäre zur stillen Wahl gekommen und taktische Überlegungen hätten die Volksherrschaft ausgehebelt.