Corona – ein Grund zur Sorge?
28.02.2020 Region, Wirtschaft, GesundheitDas neue Coronavirus breitet sich inzwischen auch in Europa aus. Obwohl die Lungenkrankheit meist harmlos verläuft, birgt sie besonders für alte Menschen eine Gefahr. Auch Tourismus und Wirtschaft sind betroffen – zum Teil sogar schon im Frutigland.
BIANCA HÜSING
Das neue Coronavirus breitet sich inzwischen auch in Europa aus. Obwohl die Lungenkrankheit meist harmlos verläuft, birgt sie besonders für alte Menschen eine Gefahr. Auch Tourismus und Wirtschaft sind betroffen – zum Teil sogar schon im Frutigland.
BIANCA HÜSING
Bis vor einer Woche konnte man dem neuen Coronavirus als Europäer noch relativ gelassen entgegensehen. Die Epidemie verbreitete sich vor allem in China, wo derzeit über 70 000 Fälle gemeldet sind. Doch spätestens seit letztem Freitag rückt das Virus näher. Nachdem in Norditalien die ersten Todesfälle bekannt geworden waren, stellte die Regierung ganze Orte unter Quarantäne. Karnevalsfeiern, Fussballspiele und Modeschauen wurden abgesagt. Inzwischen sind auch erste Infektionen in der Schweiz, in Österreich, in Deutschland und in Frankreich bestätigt, die sich zum Teil nicht einmal mehr nach China zurückverfolgen lassen. Das Virus mit dem offiziellen Namen Sars-CoV-2 hat schon jetzt deutlich höhere Fallzahlen als der erste seines Typs, der 2002–2003 unter dem Namen SARS um die Welt ging. Der Kanton Bern reagiert auf die Epidemie, indem er vorsorglich Quarantäne-Plätze im bern-jurassischen Prêles einrichtet.
Lieferengpässe bei Apple
Grund zur Panik besteht zwar zurzeit nicht. In den meisten Fällen bewirkt das Virus kaum mehr als eine Erkältung, andere Patienten spüren es überhaupt nicht. Genau das ist allerdings das Tückische: Wer nicht einmal merkt, dass er infiziert ist, bewegt sich wie gewohnt frei im öffentlichen Raum – und steckt Menschen an, die das Virus vielleicht nicht so gut wegstecken können. Als Risikogruppen gelten vor allem vorerkrankte und alte Menschen. Obwohl die Todesrate bisher auf weniger als ein Prozent geschätzt wird, liegt sie ein Vielfaches über der einer normalen Grippe.
Nebst der Gesundheit Betroffener leidet auch die Weltwirtschaft. Viele Unternehmen lassen ihre Produkte teilweise oder sogar gänzlich in China herstellen. Weil dort aber ebenfalls ganze Regionen abgeriegelt oder MitarbeiterInnen unter Quarantäne gestellt werden, kommt es zu Lieferengpässen. Das bekannteste Beispiel dafür ist der iPhone-Hersteller Apple, der nun seine Umsatzprognosen nach unten korrigieren muss – was sich wiederum an der Börse niederschlägt. Auch der Tourismus ist freilich stark beeinträchtigt. Wirkt sich all das auch aufs Frutigland aus?
Noch keine Verdachtsfälle in Frutigen
Infizierte sind in der Region bislang nicht gemeldet (Stand Donnerstag, 17 Uhr). Im Spital Frutigen gab es noch keine Verdachtsfälle, wie die Spitäler fmi AG auf Nachfrage bestätigt. In Interlaken habe man zwar einige Personen mit grippeartigen Symptomen überprüft, doch bei keinem dieser Fälle habe sich der Verdacht auf die Lungenkrankheit Covid-19 erhärtet. Auf einen Ausbruch der Epidemie fühlt sich das Unternehmen ebenso gut vorbereitet wie seinerzeit auf SARS. Man halte sich strikt an die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit und des Kantonsarztamtes.
Dies tut auch die BLS, die mit dem «Lötschberger» und dem Autoverlad eine zentrale Schnittstelle zu Norditalien darstellt. Zudem hält sie ihre Züge sauber: «Das Amt für den öffentlichen Verkehr der Region Piemont hat am 24. Februar den Auftrag erteilt, alle Reisezüge, die von und nach Domodossola verkehren, einmal pro Tag zu desinfizieren. Das setzt die BLS um», erklärt Mediensprecherin Tamara Traxler. Darüber hinaus beobachte man die Entwicklungen in Sachen Corona laufend und halte den Kontakt zu den Behörden.
Wandfluh-Niederlassung war zwei Wochen lang geschlossen
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie könnten allerdings durchaus auch das Frutigland treffen – etwa die international tätige Wandfluh AG. «Das Coronavirus beschäftigt uns natürlich intensiv, auch wenn wir bisher keine Infektionen in unserer chinesischen Niederlassung hatten», meint CEO Matthias Wandfluh. Rund zwei Wochen habe man die Zweigstelle schliessen müssen, während dieser Zeit habe das Büropersonal von zu Hause aus gearbeitet. «So konnten wir unsere Verkaufsaktivitäten einigermassen aufrecht erhalten.» Seit Montag seien 90 Prozent der MitarbeiterInnen wieder bei der Arbeit. «Einfluss auf unsere hiesige Fertigung hatte die Situation bisher nicht», ergänzt Wandfluh.
Auch TALK-Direktor Urs Pfenninger und sein Team verfolgen die Situation rund um Covid-19 aufmerksam. «Gegenwärtig bemerken zwar gewisse Tourismuspartner Rückgänge asiatischer, insbesondere chinesischer Gäste», so Pfenninger. «Ganz generell ist es aber bislang nicht zu Einbrüchen spezifischer Märkte – etwa der diesbezüglich sehr sensitiven Amerikaner – gekommen.» Da sich der Markt Norditalien zurzeit noch im Aufbau befinde, gäbe es auch an dieser Stelle noch keine grossen Auswirkungen.
Noch ist die Krankheit also offenbar nicht in der Region angekommen. Allerdings dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich auch hier jemand infiziert. Damit sich die Verbreitung in Grenzen hält, sollte sich jeder an die gängigen Hygiene- und Vorsichtsmassnahmen halten (siehe Kasten unten).
Hygienetipps zum Schutz vor Covid-19
Wer sich und andere vor der Krankheit schützen will, befolgt die bei einer Grippe üblichen Vorsichtsmassnahmen:
• Sich die Hände regelmässig und gründlich mit Wasser und Seife waschen, mindestens 20 Sekunden lang;
• Bei Fieber und Husten zu Hause bleiben;
• Beim Husten und Niesen Mund und Nase mit einem Taschentuch bedecken oder in die Armbeuge husten respektive niesen (nicht in die Hand);
• Papiertaschentücher verwenden und nach Gebrauch entsorgen.
QUELLE GESUNDHEITS-, SOZIAL- UND INTEGRATIONSDIREKTION DES KANTONS BERN