Bei Tieren ist das Coronavirus schon länger bekannt
20.03.2020 Region, Gesellschaft, GesundheitHAUSTIERECKE Es gibt viele sehr unterschiedliche Coronaviren. Sie können bei fast allen Säugetieren, Vögeln und Fischen verschiedene mehr oder weniger ernsthafte Erkrankungen auslösen.
Der Name «Coronavirus» rührt von dessen Aussehen unter dem Elektronenmikroskop. ...
HAUSTIERECKE Es gibt viele sehr unterschiedliche Coronaviren. Sie können bei fast allen Säugetieren, Vögeln und Fischen verschiedene mehr oder weniger ernsthafte Erkrankungen auslösen.
Der Name «Coronavirus» rührt von dessen Aussehen unter dem Elektronenmikroskop. Fortsätze wie Stöpsel auf der Aussenseite der Viren erscheinen im Querschnitt wie eine Krone (lateinisch: corona). Die Coronaviren sind eine genetisch heterogene Virusfamilie. Einzelne von ihnen können durch den Wechsel von einer Tierart zur anderen oder auf den Menschen ganz neue Krankheiten auslösen. In den Jahren 2002 / 2003 war das in Südostasien SARS, im Jahr 2013 MERS im Mittleren Osten und aktuell verursacht das bisher unbekannte SARS-CoV-2 eine Pandemie, sprich: eine länder- und kontinentübergreifende Infektionskrankheit.
Coronavirus bei der Katze
Im Zusammenhang mit Haustieren sind Coronavirus-Infektionen bekannt, verursachen aber bei Hund, Pferd, Schwein, Schaf, Ziege, Meerschweinchen und Kaninchen nur sehr leichte Atemwegs- und Verdauungssymptome. Die Coronaviren unserer Haustiere gehören in eine andere Familie und sind genetisch ganz anders als das aktuelle Virus beim Menschen. Die bereits bekannten Coronaviren von Hund und Katze (canines Coronavirus und felines Coronavirus) sind klar von dem aktuell zirkulierenden SARS-CoV-2 zu differenzieren und bergen kein bekanntes Risiko für den Menschen.
Das Katzen-Coronavirus (FCoV) ist seit den 80er-Jahren bekannt und löst bei einer Neuinfektion Durchfall aus. Meist bessert dieser von selbst wieder oder kann einfach behandelt werden. Heute geht man davon aus, dass Katzen nach der anfänglichen Infektion Virusträger bleiben und so über den Kot andere Katzen anstecken können. In vielen Katzengruppen sind deshalb 70 bis 80 Prozent der Tiere angesteckt, aber nicht krank. Bei etwa einem Prozent der virustragenden Katzen verändert sich das Virus und löst die Krankheit FIP aus. Der Name leitet sich von der häufigsten Beschwerde, der Bauchfellentzündung (Peritonitis) ab. Diese Krankheit führt bei einer Katze immer zum Tod. Weshalb das harmlose Darmvirus sich zu einem tödlichen Erreger entwickelt, ist bis heute nicht restlos geklärt. In den 90er-Jahren gab es eine Impfung gegen die FIP. Heute weiss man, dass diese unwirksam war.
Antikörper für Kälber
Bei Kälbern kann das Rinder-Coronavirus in den ersten zwei bis sieben Tagen einen sehr ernsthaften Durchfall auslösen. Obwohl dieses Virus schon seit Jahrzehnten bekannt ist, gibt es auch dagegen kein Medikament. Allerdings gibt es einen einfachen Schnelltest, um die Viren im Kälberkot zu finden, sodass diese Kälber mit Antikörpern gegen das Virus unterstützt werden können. Ist das Corona-Durchfallproblem in einem Bestand erkannt, können diese Produkte den Kälbern vorbeugend gegeben werden, damit sie bereits Antikörper haben, wenn das Virus sich im Darm ausbreitet. Eine andere Möglichkeit, dem Virus das Leben im Kälberdarm schwer zu machen, ist die Impfung der Mutterkuh. Diese sorgt dafür, dass die Kuh Antikörper gegen das Virus produziert, welche das Kalb mit der ersten Milch aufnimmt und auf diese Weise besser auf die Infektion vorbereitet ist.
Die zwei Beispiele zeigen deutlich, dass die Coronaviren meist völlig harmlos sind, in ganz seltenen Fällen aber auch sehr gefährlich sein können. Problematisch ist zudem, dass Viren, die wir seit Jahrzehnten kennen, sich genetisch verändern und dass wir diese Entwicklung nicht erklären und schon gar nicht beeinflussen können.
Ist das Haustier ein Übertragungsrisiko?
Zurzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass Haustiere eine wesentliche Rolle bei der Übertragung von Coronaviren spielen. Beim Umgang mit Haustieren sollten jedoch generelle Hygienemassnahmen immer eingehalten werden, um das Risiko der Übertragung von anderen Krankheitserregern zwischen Haustier und Mensch zu reduzieren.
Unsere Hunde und Katzen können nicht am aktuell grassierenden SARS-CoV-2 erkranken. Theoretisch wäre es aber möglich, dass ein Haustier das Virus von einem infizierten Menschen auf einen gesunden übertragen könnte. In einem solchen Fall können die angeordneten Hygienemassnahmen, vor allem das Händewaschen nach Kontakt, eine Infektion verhindern.
ARNOLD ODERMATT TGP LINDENMATTE AG, FRUTIGEN
Hygiene im Umgang mit Haustieren
• Nach Kontakt mit dem Tier Hände gründlich waschen.
• Haustiere nicht im Schlafzimmer oder sogar in den Betten der Familie übernachten lassen.
• Kein «Maul zu Mund»-Kontakt mit dem Tier; Ablecken des Gesichtes und der Hände nicht zulassen. Falls dies doch passiert ist, betroffene Stellen gründlich waschen.
• Liegeplätze von Haustieren sauber halten und Fressnäpfe regelmässig reinigen, am besten in der Abwaschmaschine; Spielzeug usw. regelmässig reinigen.
HundehalterInnen dürfen ihren Liebling weiterhin ausgiebig streicheln und die Katze darf immer noch auf dem Schoss ihrer Besitzerin schnurren, ohne dass die Tiere vorher gründlich gewaschen und desinfiziert werden müssen.
AO