Wieso wird die Kurtaxe verdoppelt?
13.03.2020 Frutigen, Wirtschaft, Tourismus, PolitikAb Juli sollen die Kurtaxen erhöht werden. Frutigen wird auf diesem Weg mehr in die Kasse der Tourismusdestination TALK abliefern, was wiederum den Angeboten vor Ort zugute kommt. Es gab dennoch Klärungsbedarf bei den Mitgliedern des Tourismusvereins.
HANS RUDOLF ...
Ab Juli sollen die Kurtaxen erhöht werden. Frutigen wird auf diesem Weg mehr in die Kasse der Tourismusdestination TALK abliefern, was wiederum den Angeboten vor Ort zugute kommt. Es gab dennoch Klärungsbedarf bei den Mitgliedern des Tourismusvereins.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Eigentlich hat die Versammlung von Frutigen Tourismus (FT) nichts dazu zu sagen. Der Vorstand stellt dem Gemeinderat einen Antrag, dieser entscheidet dann über die Höhe der Kurtaxen. Konkret bedeutet dies, dass die einfache Abgabe für Hotels und Pensionen ab 1. Juli um 1.50 Franken, auf 3.10 Franken, erhöht werden soll. Die Pauschalkurtaxen steigen ab 1. Januar 2021. Das entsprechende Reglement lag öffentlich auf und ist vom Gemeinderat jetzt in Kraft gesetzt worden.
Damit ist der Prozess abgeschlossen. Der Vorstand musste an der Versammlung dennoch Red und Antwort stehen. Die Erhöhung sei nötig, da Frutigen in letzter Zeit wegen sinkender Logiernächtezahlen quasi zu wenig an die TALK-Dienstleistungen abgegolten habe, begründete Gemeinderat und FT-Präsident Samuel Marmet den Mitgliedern gegenüber. «Wir stehen ein bisschen unter dem Druck der anderen TALK-Orte.»
Wie erklär ichs meinem Gast?
Die Erhöhung bedeutet fast eine Verdoppelung der vom Gast zu zahlenden Abgabe. Dagegen gab es keine Opposition, denn nun ist man in etwa auf dem Niveau der umliegenden Gemeinden. Aber die Hoteliers und Vermieter wollten wissen, wie man dem Gast gegenüber argumentieren könne. Da die Kurtaxen zweckgebunden an die TALK abgeführt werden, sind es auch vor allem deren Projekte, die einen Mehrwert bringen sollen: Beispielsweise die Gästekarte, die in der Destination diverse Vergünstigungen bringen wird – das geht bis zur geplanten kostenlosen Nutzung des öffentlichen Verkehrs. Entsprechende Studien sind gemacht und Gespräche mit Schwerpunkt Kostenbeteiligungen sind im Gang.
Bei dieser Gelegenheit deponierte Frutigen bei der TALK einmal mehr den Wunsch nach einem eigenen Internetauftritt für seine Angebote. In Bezug auf die Onlinestrategie suchen die sechs Destinationen im Kanton derzeit gemeinsam nach einer Lösung.
Klappts mit dem Bergwerk?
Bei geplanten neuen Angeboten informierte Touristcenter-Leiterin Corinne von Bergen über das Projekt «Schiefergrube». Vorgesehen ist, dass eines der alten Bergwerke für Besucher geöffnet und zumindest teilweise begehbar gemacht werden soll. Mehrere der Gruben in den Spissen wurden letztes Jahr besichtigt. Es geht nun darum, die beste Lösung mit Besitzern, Zugangsmöglichkeiten und Sicherheit auszuwählen und die Finanzierungsanträge im Rahmen der neuen Regionalpolitik zu stellen.
Weiter ist man derzeit bereits mit der «Murmeli-Welt», die an mehreren Standorten realisiert werden soll. Von einer Murmelibahn bei der Tellenburg über einen Klettergarten bei der Zündhölzlifabrik Kanderbrück bis zu einer Brätlistelle im Kanderspitz gehen die Ideen. Bestehende Angebote wie der Spielplatz des Frutigresorts, die Firma Puralpina und das Tropenhaus sollen ebenfalls integriert werden. Jetzt geht es an die Baubewilligungen und die Geldsuche. «Wir rechnen mit Kosten von etwa 140 000 Franken», sagte von Bergen.
Die Übernachtungszahlen steigen
Massstab des touristischen Erfolgs sind nach wie vor die Logiernächte. Die von TALK vorgelegten Zahlen sind noch provisorisch, doch hat Frutigen nach einigen Jahren stetigen Sinkflugs in der Hotellerie eine Zuwachsrate von sechs Prozent auszuweisen. Die Parahotellerie wird den Wert vermutlich noch leicht erhöhen. Die TALK präsentiert die definitiven Zahlen aller angeschlossenen Orte Ende Mai, die Tendenz sieht positiv aus.
Aus dem Vorstand von Frutigen Tourismus ausgeschieden ist Hoteliervertreter René Meier, neu gewählt wurde René Bachmann, der Gastgeber im Berggasthaus Höchst. Neuer Vizepräsident ist Christof Kaufmann, Geschäftsführer des Frutigresorts.
Der lange Weg zum Erfolg
Welche Rolle die Kultur im Tourismus spielen kann, brachte Reto Grossen den Anwesenden näher. Er präsentiere den Verein KanderKultur, der pro Jahr gegen 150 Anlässe in und um die Badi Lounge
Die Lenk schert aus
Der «L» in der Abkürzung der Tourismusdestination TALK steht für die Lenk. Diese hat sich aber von Beginn weg nicht recht wohl gefühlt im Zusammenschluss – sie wurde denn auch nie Vollmitglied. Mit einem Kooperationsvertrag ist sie dennoch an der heutigen Destination angeschlossen. War angeschlossen, muss man nun sagen, denn der entsprechende Vertrag wurde gemäss Roland Berger, Verwaltungsratspräsident der TALK AG, von den Lenkern am 24. Dezember gekündigt. Einige der Nachbarn ennet des Hahnenmoos möchten sich lieber in Richtung Destination Gstaad-Saanenland orientieren, wo sie sich mehr Gegenleistung für ihre Abgaben erhoffen, orientierte Berger an der FT-Versammlung. Da die Destinationen auf Kantonsebene festgeschrieben sind, wurde der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektor Christoph Ammann eingeschaltet. Am 19. März findet nun ein Treffen mit dem Regierungsrat statt, um zu klären, ob und wie ein Destinationswechsel überhaupt möglich wäre – und wie es konkret weitergehen soll.
HSF